Lillstadt/Stuppach.. Die einen Busse fahren rein nach Lillstadt und lassen die Schüler im Ort aussteigen, die anderen nicht. Dann müssen die Kinder und Jugendlichen einen, ein Kilometer langen, nicht ungefährlichen Fußmarsch auf sich nehmen, ohne Gehweg, vorbei an einer Engstelle von rund 200 Metern Länge (siehe Bild) und zuvor noch die Bundesstraße 19 überqueren, außerorts, ohne Tempobegrenzung und ohne jede Querungshilfe. Den Eltern reicht’s. Die Stadt verspricht Abhilfe.
Das Thema ist wahrlich nicht neu, aber die Bürger, die sich am Tisch von Kurt und Silvia Eßwein versammelt haben, um mit dem Reporter zu sprechen, wollen endlich eine Lösung: Sie fordern eine neue Buswendeplatte am Ortsrand von Lillstadt samt neuer, barrierefreier Bushaltestelle!
„Katastrophal“
Sie alle sind in Sorge um ihre Kinder, denn der Verkehr in Lillstadt (der Ort gehört zum Stadtteil Stuppach) nimmt seit Jahren zu. Die Abkürzung zwischen Wachbach und der B 19 sowie dem Autobahnzubringer wird gerne und viel genutzt. Konkret geht es darum, dass manche Schülerbusse den etwas abseits gelegenen Ort nicht ansteuern und die Kinder dann ein „katastrophaler Schulweg nach Hause“ erwartet, wie es Kurt Eßwein verärgert beschreibt. Die anderen stimmen nickend zu.
„Weit außerhalb des Ortes an der Bushaltestelle Lillstadt Abzweig an der B 19 werden unsere Kinder ausgesetzt. Nach Abfahrt des Busses stehen sie an der stark befahrenen Bundesstraße. Nun müssen sie diese an einer unübersichtlichen Stelle überqueren, ohne Tempobegrenzung und ohne Überquerungshilfe. Eine Beleuchtung gibt es an dieser Stelle nicht“, betont Eßwein und erklärt zudem: „Der weitere gefährliche Schulweg setzt sich auf der K 2846 nach Lillstadt fort. Die Kinder müssen auf der sehr stark befahrenen Kreisstraße, wieder ohne Geschwindigkeitsbeschränkung, ohne Gehweg und ohne Beleuchtung nach Hause laufen. Wo ist hier die Schulwegsicherung?“
In Lillstadt gibt es elf Schulkinder bei insgesamt 68 Einwohnern. „Wir haben immer darauf vertraut, dass Verbesserungen eingeleitet werden, doch passiert ist bis heute nichts“, so Eßwein, der Einheimischer durch und durch ist – und selbst drei Kinder mit 16,14 und elf Jahren hat.
Zusammen mit Veronika Herz, Martina Ehrmann-Löber und Ingrid Weiß verlangt er, dass alle Schulbusse Lillstadt wieder direkt anfahren.
Doch wieso steuern nicht alle Busse den Ort an? „Weil dann der Busfahrplan nicht eingehalten werden könne oder weil der Wendekreis für große Gelenkbusse in der Ortsmitte nicht ausreiche – hat man uns gesagt“, so Herz und Eßwein.
Durch die laufende Flurbereinigung könne eine Fläche am Ortsrand für eine neue und größere Buswendeplatte geschaffen werden, sind die Bürger überzeugt. Martina Ehrmann-Löber sitzt im Ortschaftsrat und fragt regelmäßig nach, aber leider gebe es bislang keine positiven Nachrichten. Es brauche wohl einen Beschluss des Gemeinderates, um die Fläche am Ortsrand für die neue Bushaltestelle im Rahmen der Flurneuordnung zu sichern.
Planungsgelder im Haushalt
Ortsvorsteherin Birgit Teufel kennt die Sorgen und Nöte der Lillstadter und spricht von einer „schlechten Situation“. Sie unterstützt die Forderungen nach einer Lösung am oder im Ort und erklärt, dass lange versucht wurde, ein paar Quadratmeter in der Ortsmitte von privater Seite zu erwerben, um dort mehr Platz und eine zulässige Wendemöglichkeit für große Busse zu erhalten. Hier sei man aber nicht weitergekommen und so trage sie nun auch die Pläne für den Neubau einer Buswendeplatte samt neuer Bushaltestelle am Ortsrand mit. Für eine Planung seien Gelder im Haushalt eingestellt und sie sei zuversichtlich, dass es bald vorwärts gehe, um das Problem in Lillstadt endgültig abzuräumen.
Carsten Müller, der Pressesprecher der Stadt, kündigt an: „Im Rahmen der laufenden Flurneuordnung sieht die Stadt Bad Mergentheim Flächen für eine Buswendeplatte vor und wird diese dann auch bauen.“
Zum Absetzen von Schulkindern an der B 19 merkt Müller an, dass die Stadt in Kontakt mit der Verkehrsgesellschaft sei, um sicherzustellen, dass die Busse Lillstadt wie im Fahrplan vereinbart anfahren.
Doch nicht alle Busse steuern den Ort direkt an. Das erläutert Sascha Sprenger vom Landratsamt Hohenlohekreis und zuständig für die Pressearbeit der Nahverkehr Hohenlohekreis (NVH), die die Strecke Bad Mergentheim-Künzelsau versorgt: „Nicht alle Busse der Linie 19 können die Haltestelle ,Lillstadt Ort’ bedienen, sondern nur ,Lillstadt Abzweig’. Insbesondere im stark frequentierten Schülerhauptverkehr werden Gelenkbusse eingesetzt, die aufgrund ihrer Größe in Lillstadt nicht wenden können.“ Des Weiteren gehöre die Linie 19 zu den „Regiobuslinien“ des Landes, die eine Mindestgeschwindigkeit einhalten und Umwege vermeiden müssten, um eine möglichst schnelle und direkte Verbindung zwischen der Kurstadt und Künzelsau zu schaffen.
„Sofern die Stadt Bad Mergentheim eine bessere Verbindung im Schülerverkehr wünscht, könnte sie als Schulträger ergänzende Verkehre im so genannten ,freigestellten Schülerverkehr’ bestellen“, ergänzt Sprenger abschließend.
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