Grünenwört. Die Eingemeindung Grünenwörts nach Wertheim vor 50 Jahren war Thema der sehr gut besuchten öffentlichen Sitzung des Ortschaftsrates von Grünenwört. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez würdigte das Ereignis mit einem Rück- und Ausblick.
Ortsvorsteher Ludwig Oberdorf listete zu Beginn angesichts der Eingemeindung am 1. Januar 1972 Schlagzeilen früherer Jahre wie jene auf: „Realistisch denken und Nutzen daraus ziehen.“ Der Oberbürgermeister erklärte, man habe entschieden im dezentralen Rahmen zu feiern. Die Stadt insgesamt feiere das große Jubiläum 2026.
Grünenwört habe gemeinsam mit Bettingen, Lindelbach, Nassig, Urphar, Sonderriet und Waldenhausen zu den „glorreichen Sieben“ gehört, die sich zum 1. Januar 1972 als erste der Stadt Wertheim anschlossen, so der OB. Ein Schritt, der dem damaligen Grünenwörter Bürgermeister Karl Kirchner und seinen Gemeinderäten sicher nicht leicht gefallen sei. Denn wer gebe schon gerne seine Eigenständigkeit auf.
Es sei auch in Grünenwört eine Entscheidung zwischen Herz und Verstand gewesen. Auf der einen Seite das Herz mit den Emotionen, der Identifikation mit der eigenen Gemeinde und deren Jahrhunderte alten Geschichte, mit den Besonderheiten des Dorfes. Auf der anderen Seite der Verstand, die rationale Einsicht in die Notwendigkeit und in die Überzeugung, dass die Entscheidung langfristig die bessere sei.
Gutes Leben ermöglichen
Es sei die wahrscheinlich wichtigste Aufgabe von Verwaltung, Politik und Bürgermeistern damals wie heute, den Menschen in ihren Städten und Gemeinden ein gutes Leben zu ermöglichen. Der Oberbürgermeister geriet dann etwas ins Schwärmen.
Das Dorfleben sei gut und lebenswert, man habe hier eine wunderschöne Landschaft, das Leben sei lebenswert. Der Oberbürgermeister ging auf fünf Jahrzehnte Geschichte ein. Wie in anderen Gemeinden, die ab dem 1. Januar 1972 zur Stadt Wertheim gekommen seien, habe sich auch Grünenwört nicht einfach „hingegeben“, sondern etwas eingefordert. Da sei intensiv vorbereitet und verhandelt, ein umfangreicher Aufgabenkatalog für künftige gemeindliche Investitionen aufgestellt worden.
Herrera Torrez nannte für Grünenwört die elf geforderten Punkte: Fertigstellung der Ortskanalisation, Resterneuerung der Wasserversorgung im Ortsbereich, Ausbau der Ortsstraßen einschließlich der Straße zum Sportplatz, Erschließung und Weiterbearbeitung der begonnenen Baugebiete ohne Nutzungsänderung, Erneuerung des Öltanks der Schule, Erstellung einer Omnibuswartehalle, Ausbau des Höhenwegs als Wanderweg, Errichtung eines Kinderspielplatzes, Ausrüstung der Feuerwehr mit einem neuen Löschfahrzeug, Ausbau des Sportplatzes als zentrale Sportanlage sowie Verdolung des Rainbachs im Ortsbereich.
Nie fertig
Diese lange Liste an Aufgaben sei, so zitierte der Oberbürgermeister Grünenwörts Ortsvorsteher Ludwig Oberdorf, weitgehend erfüllt worden. Manches müsse in der Zwischenzeit wieder angegangen werden. Alle wüssten, so Herrera Torrez, „eine Stadt, ein Dorf ist immer im Werden und nie fertig“.
Der Oberbürgermeister fasste zusammen, man könne sich wohl einig sein, ohne die eingemeindeten Ortschaften hätte Wertheim sehr vieles weniger, zum Beispiel weniger Herzlichkeit, weniger Anpackmentalität, Sorgfalt und Eigenverantwortung. Er unterstrich, „unsere Ortschaften standen seit jeher und sie stehen bis heute für eine intakte und lebendige Dorfgemeinschaft, geprägt von einem wirklich sehr beeindruckenden Zusammenhalt“.
Alle Ortschaften hätten bewiesen, so Herrera Torrez, dass eine Gemeinde, die ihre Selbständigkeit aufgebe, „lebendig und attraktiv“ bleibe. Sie könne ihre „Besonderheit und die Eigenständigkeit bewahren.“ Davon profitierten alle gemeinsam.
Zusammengewachsen
Der Oberbürgermeister zeigte sich überzeugt, dass sich die Eingemeindungen mehr als bewährt hätten, „und wir zu einer Gemeinschaft im großen Wertheim zusammengewachsen sind“.
Herrera Torrez sagte weiter, 50 Jahre nach der Eingemeindung, wahrscheinlich schon viel früher, seien die Grünenwörterinnen und Grünenwörter echte Wertheimerinnen und Wertheimer geworden und gleichzeitig natürlich auch Grünenwörterinnen und Grünenwörter geblieben. „So soll es sein und so soll es bleiben.“ In die Zukunft gerichtet konstatierte der Oberbürgermeister: „Lasst uns füreinander da sein und gegenseitig zusammenstehen.“
Das Stadtoberhaupt richtete Dankesworte in verschiedene Richtungen und überreichte Ortsvorsteher Ludwig Oberdorf ein Luftbild von Grünenwört. Eine kleine gemeinsame Feier schloss sich an.
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