„Freude“ war das wohl am häufigsten verwendete Wort bei der Einweihung der neuen Wildbachhalle in Nassig. Nach rund sechs Jahren Planungs- und Bauphase erfolgte am Dienstag die feierliche Schlüsselübergabe durch den Oberbürgermeister.
Nassig. Zahlreiche Nassiger Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um „ihr“ neues Schmuckstück nun auch offiziell in „Besitz“ zu nehmen. Nutzen können sie die Räume allerdings schon seit rund einem Jahr. Seitdem läuft der Probebetrieb.
Die Wildbachhalle
Die Planungen für den Neubau der Nassiger Wildbachhalle begannen 2016. Die Bauphase startete 2019. Bereits im vergangenen Jahr wurde die Halle in Betrieb genommen. Am Bau waren mehr als 20 überwiegend regionale Firmen beteiligt.
Einige Arbeiten, etwa das Anbringen der Außenwandbekleidung oder die Gestaltung der Außenanlage, haben die Nassigerinnen und Nassiger ehrenamtlich in Eigenleistung erbracht.
Die Wärmeversorgung der Halle erfolgt über das Nahwärmenetz, das moderne Heiztechnik und eine gemeinsame Heizzentrale verbindet. Neben dem Gebäude sind auch private Wohnhäuser und das Feuerwehrhaus angeschlossen.
Gebäudehülle und -technik entsprechen den neuesten energetischen Anforderungen. Das Dach wird für eine Photovoltaikanlage mit 30 kW Peak genutzt, was einer CO2-Einsparung von über 15 Tonnen pro Jahr bedeutet. Die Anlagen werden durch die Stadtwerke Wertheim betreut.
Die Gesamtkosten für den Bau belaufen sich auf rund 3,74 Millionen Euro. Die Fördermittel in Höhe von 974 000 Euro kamen aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (500 000 Euro), der Sportstättenförderung (294 000 Euro) und dem Ausgleichstock (180 000 Euro).
Die Einfeld-Halle bietet auf einer Größe von 15 mal 27 Metern Platz für sportliche, musikalische und sonstige kulturelle Zwecke und Großveranstaltungen. Zudem befinden sich im Erdgeschoss ein Mehrzweckraum, Räume für die Lagerung von Sportgeräten und Mobiliar, ein Küchenraum, WC-Anlagen mit barrierefreiem WC sowie Lager- und Technikräume.
Im Obergeschoss eingebaut wurden die Umkleiden mit Duschen, eine Lehrerumkleide, Technikräume und ein Galeriebereich.
Im ebenfalls neu gebauten Umkleide- und Duschtrakt am Sportplatz befinden sich zwei Mannschafts- und eine Schiedsrichterumkleide mit Duschräumen. Außerdem gibt es einen Lagerraum und einen überdachten Wetterschutz. kg
„Die Wildbachhalle gehört zu den meist genutzten Einrichtungen dieser Art im gesamten Wertheim“, freute sich OB Markus Herrera Torrez. Die Bedeutung der Investition wurde auch an der großen Anzahl von Vertretern aus Lokalpolitik und Wirtschaft deutlich.
„Gut Ding will Weile haben“, eröffnete der OB seine Rede in Anlehnung an ein berühmtes Grimmelshausen-Zitat mit Blick auf den Zeitraum zwischen erster Planung und Einweihung. Die entscheidende Phase für das „Projekt Wildbachhalle“ habe zum Jahreswechsel 2013/14 begonnen. Der anfängliche Plan einer Sanierung sei nach und nach einem Neubau gewichen, dessen Planung im Dezember 2016 im Ausschuss für Bauwesen und Umwelt erstmals öffentlich beraten wurde. Aus den Protokollen der Ortschaftsratssitzungen könne man erkennen, dass der Weg bis heute „gar nicht so einfach“ gewesen sei.
Zu seinem Amtsantritt im Mai 2019 jedoch seien die höchsten Hürden schon übersprungen gewesen, so der OB. Sein besonderer Dank galt in diesem Zusammenhang Bürgermeister Wolfgang Stein, dem Gemeinderat und Ortsvorsteher Volker Mohr sowie dessen Vorgänger Hubert Sadowski und den Mitarbeitern der Stadtverwaltung.
Lob hatte er aber auch für die Nassiger parat, die mit ihrer Eigenleistung zum Erfolg dazu beigetragen hätten: „Sie waren wichtig, um das Projekt zu realisieren.“ Gleichsam hob der Rathaus-Chef den Stellenwert der Großen Kreisstadt hervor: „Wir wollen feststellen, dass wir diese Projekte in unseren Ortschaften gerne umsetzen zum Wohle der Menschen, die hier wohnen“. Von derart großen „Gemeinschaftsprojekten“ sollten immer auch die umliegenden Ortschaften profitieren. Daher sei die Einweihung im Jahr des 50-jährigen Jubiläums der Eingemeindung ein gelungener Anlass. Als Geschenk überreichte der OB ein Luftbild der Ortschaft sowie das Bild einer Sitzbank, die künftig vor der Halle aufgestellt werden soll.
Mit der Wildbachhalle sei ein multifunktionales und für den Schul- und Vereinssport nutzbares Gebäude entstanden. Daneben wurde ein separater Dusch- und Umkleidetrakt für die Fußballer des SV Nassig errichtet. Durch das Nahwärmenetz zur Wärmeversorgung werde zudem ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet. „Auf das Thema Nachhaltigkeit und Energiegewinnung können wir gerade in der aktuellen Zeit unglaublich stolz sein“, betonte Herrera Torrez.
Auch wenn die Kosten mit rund 3,74 Millionen Euro deutlich höher als die anfänglich geplanten 2,2 Millionen lägen, habe sich die Investition auf jeden Fall gelohnt. Der Preis bemesse sich nicht an jedem Euro, „sondern an der Nutzung und Langlebigkeit und vor allem dem Zusammenhalt und dem Ortschaftsleben, das sich in der Halle abspielen wird“, rief der OB die Bevölkerung zu einer regen Nutzung auf.
Die große Freude über dieses „Jahrhundertprojekt“ war Ortsvorsteher Volker Mohr quasi ins Gesicht geschrieben. „Der Traum wurde wahr“, verkündete er in Anlehnung an Martin Luther King. Nach den langen Planungen sei eine „nahezu geniale Lösung entstanden, wie man Wünschenswertes mit Machbarem verbinden kann“. Gerade in der heutigen Zeit sei es nicht selbstverständlich, dass ein Projekt mit einem derartigen Volumen auf die Beine gestellt werde. „Das ist schon etwas Besonderes“, freute sich Mohr.
Der Interessenausgleich sei nicht immer leicht gewesen, wobei er Bürgermeister Stein ausdrücklich, aber auch den Zuschussgebern und der Verwaltungsabteilung Hochbau dankte. Erfreut äußerte sich der Ortsvorsteher auch über die vielen Eigenleistungen. Einmal mehr sei deutlich geworden, dass solche Projekte nur durch gemeinschaftliche Unterstützung realisiert werden könnten. Auch wenn das Engagement im Laufe der Zeit etwas zäher geworden sei, sei ein harter Kern immer an Bord gewesen. Dass die Bevölkerung sich tatkräftig einbringen würde, sei eine notwendige Bedingung gewesen. Die Nassiger rief er zu einer pfleglichen Behandlung auf: „Eine Halle zu bauen, ist das eine; sie zu erhalten, das andere.“
Ausfallen musste die Segnung durch Pfarrer Christoph Brand, der aus dienstlichen Gründen kurzfristig verhindert war. Sie soll nachgeholt werden. Für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte der Gesangsverein Nassig mit zwei freudvollen Liedern.
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