Klimaneutrale Energie - Vorbereitungen für Dertinger Windpark laufen / 35-Millionen-Vorhaben / Baubeginn möglicherweise Ende 2024

Windpark Dertingen: Zweiter Anlauf mit neuem Projektpartner

Vor fünf Jahren ist das Projekt gescheitert. Jetzt laufen die Vorbereitungen für den Windpark in Dertingen auf Hochtouren. Schon Ende 2024 könnte der Bau starten.

Von 
Gerd Weimer
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Auf der Hohen Heide in Dertingen soll ein neuer Windpark entstehen. Im Hintergrund rechts in der Ferne die Windräder an der B 8 westlich von Remlingen. © Gerd Weimer

Dertingen. Schon vor fünf Jahren war der Windpark in Dertingen geplant, doch in letzter Minute musste das Projekt abgeblasen werden. Die fast 60 Eigentümer der Äcker auf der Hohen Heide hatten sich zu einer Gesellschaft Bürgerlichen Rechts (GBR) zusammengeschlossen und mit dem Projektentwicklungsunternehmen ABO Wind (Wiesbaden) über die Errichtung von vier Windrädern auf einer Fläche von fast 60 Hektar in unmittelbarer Nähe der Landesgrenze zu Bayern verhandelt. Laut ABO Wind hätten die Anlagen jährlich rund 24 Millionen Kilowattstunden Strom produziert – „genug, um rund 20 000 Menschen in ihren Häusern und Wohnungen zu versorgen und jedes Jahr mehr als 18 000 Tonnen Kohlendioxid einzusparen“, wie es hieß.

Vorschriften gelockert

Laut Regionalplangilt der Bereich als eine Vorrangfläche für die Erzeugung von Energie aus Windkraft. Damit war schon seinerzeit eine grundsätzliche Voraussetzung für die Errichtung der Anlagen vorhanden. Doch das Vorhaben scheiterte an den naturschutzrechtlichen Vorgaben, insbesondere bindenden Vorschriften für den Schutz des Rotmilans, die „den wirtschaftlichen Betrieb von Windparks im Offenland so gut wie unmöglich machen“, hieß es damals von ABO Wind. Mittlerweile hat das Landesumweltministerium die Vorschriften gelockert.

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Nach Verhandlungen mit verschiedenen potenziellen Kooperationspartnern habe man sich in diesem Jahr für das Hamburger Unternehmen Thüga Erneuerbare Energien (TEE) als Kooperationspartner entschieden, erläutert Egon Beuschlein. Der Ortsvorsteher ist gleichzeitig Chef der GBR, an der neben Dertinger Landbesitzern auch welche aus den bayerischen Nachbarorten Wüstenzell und Homburg beteiligt sind.

Bei der TEE läuft das Genehmigungsverfahren mittlerweile auf Hochtouren. Laut Pressesprecher Detlef Hug sind die Stadtwerke Wertheim bei der Realisierung des Projekts ebenfalls im Boot. Das liegt nahe, denn das TEE-Mutterunternehmen Thüga ist mit fast 40 Prozent an den Stadtwerken beteiligt und diese wiederum zusammen mit etlichen anderen kommunalen Versorgern an der TEE.

Umweltgutachten erstellt

Laut Detlef Hug soll der Genehmigungsantrag nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz im Sommer dieses Jahres eingereicht werden. Alle erforderlichen Umweltuntersuchungen seien 2021 nach den aktuellen Anforderungen neu vorgenommen worden. Zudem habe man bereits die Standorte der Anlagen festgelegt. „Die Detailplanung sowie die Beauftragung und Anfertigung der technischen Gutachten soll im Frühjahr beginnen“, so Hug auf FN-Anfrage.

Die TEE gehe davon aus, dass die Behörden rund zwei Jahre für die Bearbeitung der Unterlagen benötigen. Zu denen gehören auch solche in Bezug auf die Wege, die Kabeltrasse und das Umspannwerk. Bei planmäßigem Verlauf könne der Bau Ende 2024 starten, hofft Hug.

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Drei bis fünf Windräder

„Nach aktuellem Planungsstand sind drei bis fünf moderne Windenergieanlagen vorgesehen“, erläutert der Pressesprecher. Angepeilt sei eine Nennleistung von jeweils fünf bis sieben Megawatt. Die Nabenhöhe werde 160 bis 170 Meter, der Rotordurchmesser etwa 150 Meter betragen. Die Gesamtkosten für den Windpark betragen laut Detlef Hug rund 35 Millionen Euro inklusive Umspannwerk.

Die TEE will nach dem Bau des Windparks zusammen mit den Stadtwerken als Betreiber auftreten. Sollten die Windräder Gewinn abwerfen, würde indirekt auch die Stadt Wertheim profitieren. „Alle Grundstückseigentümer werden zudem über so genannte Poolverträge fair an den Einnahmen des Windparks beteiligt“, sagt Detlef Hug und ergänzt: Darüber hinaus setze man gerne „auf Wunsch weitere, geeignete Beteiligungsmodelle um.“ Allerdings könne er dazu noch keine konkreten Aussagen machen. Hug verweist aber auf den Windpark Külsheim – ein „gelungenes Beteiligungsmodell aus unserem Portfolio“. Das dortige Gemeinschaftsprojekt der Stadt, der Stadtwerke Külsheim und Tauberfranken sowie der TEE produziert etwa 30 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr pro Jahr, was dem Verbrauch von ungefähr von 8500 Haushalten entspricht. Träger und Betreiber ist eine eigens gegründete Gesellschaft. Die Bürger konnten sich im Vorfeld finanziell beteiligen.

Redaktion Reporter Wertheim

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