Besondere Auszeichnung

Wertheimer Stadtmedaille in Gold für Dr. Jörg Paczkowski

Die Stadtmedaille in Gold wurde am Dienstagabend im Beisein vieler Bürgerinnen und Bürger an Dr. Jörg Paczkowski in der Marienkapelle verliehen. Vorab würdigte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez die besonderen Verdienste, die der zu Ehrende in jahrzehnte-langem ehrenamtlichem Wirken um Geschichte und Kultur der Stadt Wertheim erworben hat.

Von 
Hans-Peter Wagner
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Würdigung: Mit der Stadtmedaille in Gold wurde Dr. Jörg Paczkowski (rechts) von Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez ausgezeichnet. © Hans-Peter Wagner

Wertheim. Nach der Eröffnung durch Dekanin Wibke Klomp referierte Dr. Paczkowski vor zahlreichen Zuhörern zur Emmaus-Geschichte nach Lukas. Wie er sagte, sei es eine der längsten Geschichten in der Bibel. Er zitierte daraus, zeigte dazu passende Bilder und erklärte fachlich die gezeigten Kunstwerke.

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez sagte mit Bezug auf den vorangegangenen Vortrag, es sei immer wieder beeindruckend, wie Zuhörer jeden Alters an Dr. Paczkowskis Lippen hingen. Nicht nur der Historische Verein, auch Weggefährten aus verschiedenen Bereichen hätten bei der Stadt dessen Ehrung angeregt. Dieser Vorschlag sei gerne aufgegriffen worden. Mit der Verleihung der Wertheimer Stadtmedaille in Gold würdige man Paczkowskis zahlreiche Verdiente.

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Der OB sagte, Paczkowski habe einmal gesagt, er fühle sich als Wertheimer. Viele hätten wohl gedacht, jener sei doch einer. Dem sei aber nicht so. Paczkowski wurde 1951 in Oldenburg in Holstein geboren, ist in Kiel aufgewachsen, wo er auch zur Schule ging. Wie Herrera Torres weiter ausführte, sei Paczkowski ein begeisterter Leichtathlet und Geräteturner gewesen und habe sich schon früh für Geschichte interessierte. Später studierte er in Kiel und dann bis zu seiner Promotion 1978 in Würzburg die Fächer Kunstgeschichte, Archäologie, Volkskunst und Geschichte. Am 1. April 1979 trat er das Amt als Leiter des heutigen Grafschaftsmuseums an. Später kam die Leitung des Museums „Schlösschen im Hofgarten“ dazu.

Für berufliche Tätigkeiten, meinte der OB leicht schmunzelnd, werde man im öffentlichen Dienst bezahlt, wenn man Glück habe, auch einmal belobigt, in der Regel aber nicht geehrt. Anders sehe es bei ehrenamtlichem Engagement aus. Das habe Dr. Jörg Paczkowski über Jahrzehnte hinaus in reichem Maße geleistet und leiste es noch.

Der Redner betonte, Dr. Paczkowski sei von 1980 bis 2018 Vorsitzender des Historischen Vereins Wertheim gewesen und inzwischen dessen Ehrenmitglied. Unter seiner Führung sei dieser Verein ein aktiver Teil der Wertheimer Stadtgesellschaft geworden, in dem nicht nur Denkmalschutzfragen rege und ausgiebig diskutiert würden. Der Geehrte habe sich in der langen Amtszeit von 38 Jahren mit Leib und Seele dafür eingesetzt, das Verständnis für Geschichte, Volks- und Heimatkunde in Stadt und Grafschaft zu wecken und zu pflegen, die Forschung und wissenschaftliche Arbeit auf diesen Gebieten zu fördern sowie geschichtliche und kulturelle Denkmäler aller Art vor Untergang, Verunstaltung und Abwanderung zu bewahren.

Der OB zeigte sich ziemlich sicher, dass Dr. Paczkowski zur Erreichung dieser Ziele als städtischer Angestellter auch den einen oder anderen inneren Konflikt mit sich selbst habe ausfechten müssen. Nicht nur der Nachfolger im Vereinsvorsitz, Dr. Frank Kleinehagenbrock, sei überzeugt, dass Paczkowski einen wichtigen Beitrag dazu geleistet habe, das historische Stadtbild Wertheims maßgeblich zu bewahren.

Rückblickend bezeichnete es der OB als Glücksfall, dass Dr. Paczkowski in Personalunion Leiter des Grafschaftsmuseums und Vorsitzender des Historischen Vereins war. Entsprechend motiviert habe dieser von Beginn an für die umfangreichen Sammlungen des Vereins eine neue Heimstatt gesucht. Inzwischen seien diese längst integraler und unverzichtbarer Bestandteil des Grafschaftsmuseums, das Paczkowski zunächst in der Hofhaltung aufgebaut habe. Nach dem Umzug in das dafür umgebaute Rathaus sei das Museum einige Jahre später um das „Haus der Vier Gekrönten“ erweitert worden. Für dessen Sanierung habe der Vorsitzende des Historischen Vereins, dem das Haus gehöre, Spenden in sechsstelliger Höhe akquiriert. Zu Paczkowskis Verdiensten gehöre auch die Wiederentdeckung der Bedeutung, die Wertheim für das Werk des Malers Otto Modersohn habe.

Dr. Paczkowski, beruflich längst im Ruhestand, sei nach wie vor engagiert als Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und im Vorstand der Volkshochschule Wertheim, fuhr der OB fort. Außerdem sei dieser über viele Jahre im Vorstand des Fördervereins des Glasmuseums, im Förderkreis des Schlösschens und in vielen anderen Funktionen gewesen sei. Dr. Paczkowski erfreue seine Zuhörerinnen und Zuhörer nach wie vor mit Vorträgen zu allen möglichen Themen der Kunst und der Kunstgeschichte und organisiere Studienfahrten. Jörg Paczkowski sei in einem weiteren, ganz wichtigen Feld des Engagements ganz entscheidend dafür verantwortlich, welches Bild Besucherinnen und Besuchern von Wertheim vermittelt werde, habe er doch über mehr als drei Jahrzehnte Generationen von Stadtführerinnen und Stadtführern ausgebildet. Und wenn er mal selbst eine Führung anbiete, könne man fast sicher sein, dass sich eine hohe zwei- bis dreistellige Zahl an Teilnehmenden um ihn schare.

Wertheims Oberbürgermeister betonte, diese lange Aneinanderreihung von Leistungen und Verdiensten sei wohl mit Sicherheit unvollständig. Durch Dr. Paczkowskis umfassendes Wirken habe das historische Erbe der Stadt einen hohen Stellenwert, die Bürgerinnen und Bürger identifizierten sich damit in hohem Maße. Mit seinem Engagement habe dieser das kulturelle Leben der Stadt Wertheim mitgestaltet und entscheidend geprägt. Auch dafür sei er schon 2001 mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden.

Herrera Torrez dankte Dr. Jörg Paczkowski im Namen der Großen Kreisstadt Wertheim, des Gemeinderats, vieler Bürgerinnen und Bürger und auch ganz persönlich für dessen Einsatz und Engagement. Nach diesen ehrenden Worten verlieh der Oberbürgermeister Dr. Paczkowski die Stadtmedaille in Gold.

Dr. Jörg Paczkowski meinte, er nehme die Ehrung gerne an. Er dankte seiner Familie und seinen Begleitern, „fühlt euch mit ausgezeichnet“. Ohne Feedback hätte er alles nicht so leisten können. Es folgte starker Applaus.

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