Einweihung

Wertheim: Rathaus kehrt zurück in die Rathausgasse

Das neue Bürgerservice-Zentrum in der Rathausgasse nahm bereits vor wenigen Tagen seinen Betrieb auf. Am Samstag folgte nun die offizielle Einweihung.

Von 
Nadine Schmid
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Gemeinsam mit Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez und Thomas Beier, Geschäftsführer der Stadtwerke (sechster und siebter von links), schneiden am Bau Beteiligte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung symbolisch am Eingang des neuen Bürgerservice-Zentrums das Band durch. © Nadine Schmid

Wertheim. „Das Rathaus kehrt zurück in die Rathausgasse“ freute sich Oberbürgermeister Herrera Torrez bei der offiziellen Eröffnung des neuen Bürgerservice-Zentrums im ehemaligen Sparkassengebäude am Samstag. Hier bieten sowohl die Stadtverwaltung als auch die Stadtwerke in Zukunft ihren Service in hellen und barrierefrei zugänglichen Räumen an.

Zunächst konnten sich die Stadträte, der Stadtteilbeirat Innenstadt, Nachbarn und geladene Gäste ein Bild von den neuen Räumlichkeiten machen, nach dem offiziellen Festakt war die gesamte Bevölkerung eingeladen, das Servicezentrum im Erdgeschoss sowie die Büroräume in den oberen beiden Stockwerken zu begutachten.

Nach der musikalischen Eröffnung durch Musikschullehrer Eduard Prost am Saxophon und Sabrina Damiana am Kontrabass sprach zunächst der Oberbürgermeister. Er begrüßte unter anderem die Mitarbeiter, die bereits einige Tage am neuen Wirkungsort tätig seien und positive Rückmeldungen von ihrem neuen Einsatzort gegeben hätten.

Herrera Torrez freute sich über den sehr offen gestalteten Raum und über das Ende einer Maßnahme, die bereits 2018 beschlossen wurde, als die Sparkasse kundtat, dass sie aus der Altstadt wegziehen würde. „Man sieht, auch kommunalpolitische Projekte brauchen Zeit“, so der OB. Klar sei gewesen, dass im Gebäude kein Leerstand eintreten dürfe. Außerdem habe man hier die dringend benötigte Erweiterung der Büroflächen möglich machen können, ohne in den denkmalgeschützten Bestand der Hofhaltung einzugreifen.

Der neue Kundenraum. © Stadt Wertheim

Service, Soziales und Migration

Die nun hochwassersichere Unterbringung der wichtigsten Teile der Verwaltung sei ein weiterer Pluspunkt. Neben dem Servicezentrum ziehen die Mitarbeiter der Bereiche Soziales und Migration in die neuen Räumlichkeiten.

Herrera Torrez erhofft sich, dass das Bürgerzentrum auf weitere Bereiche der Innenstadt ausstrahle. Immerhin könne man, bisherige Besucherzahlen zugrunde gelegt, von etwa 300 Kunden im Bürgerservice-Zentrum in der Woche ausgehen. Diese addierten sich aus bisher etwa 250 Kontakten im alten Bürgerservice-Zentrum im Rathaus und etwa 80 Kunden der Stadtwerke.

Geldautomat am Wenzelsplatz

Zur Innenstadtbelebung trägt möglicherweise auch eine von den Wertheimern schmerzlich vermisste und jetzt wieder vorhanden Einrichtung bei: ein Geldautomat. Dieser musste allerdings an der Rückseite des Gebäudes angebracht werden und ist nun vom Wenzelsplatz aus erreichbar.

Stolz zeigte sich der Oberbürgermeister, dass nach langen Diskussionen über die Möglichkeit zur Photovoltaik in der Altstadt das öffentliche Gebäude das erste ist, das eine solche auf dem Dach hat.

Thomas Beier, Geschäftsführer der Stadtwerke, brachte zur Einweihung wie es die Tradition gebietet, Brot und Salz mit und überreichte es den beiden „Hausherren“, Volker Klein, Leiter des Bürgerservice-Zentrums und Volker Seidenspinner, Leiter des Kundenservices bei den Stadtwerken. „Ich habe 2015 eine Akte angelegt mit dem Titel „Haus am Marktplatz“, die kann ich jetzt archivieren“, freute sich Beier über die kundenfreundliche, neue Anlaufstelle. Er sehe einen Mehrwert für die Bürger durch die gemeinsame Umsetzung des Projekts.

Thomas Müller, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft (STEG – sie ist offizieller Besitzer und Vermieter des Gebäudes) gab einen Überblick über die Baumaßnahmen. Die Nachhaltigkeit sei allen Beteiligten wichtig gewesen, also Dinge, die im guten Zustand waren, zu erhalten. Natürlich musste auch Etliches verändert werden. Ziel war es außerdem, das Gebäude aufzuhellen, etwa durch andere Fliesen und Türen. Zur Gewährung der Barrierefreiheit sei das Erdgeschoss durch eine Holzkonstruktion auf ein Niveau gehoben worden und es mussten zwei Aufzüge eingebaut werden, einer davon, um die vier Stufen Unterschied des Eingangs zur Rathausgasse zu überwinden. Die größte Herausforderung habe der Abbau des alten Treppenhauses dargestellt.

Auch etliche energetische Maßnahmen wurden durchgeführt, etwa die Dämmung der Fenster und die Ausdämmung der Heizungsnischen. Es wurden zwei Wärmepumpen eingebaut. Zusätzlich bleibe aber die bestehende Gasheizung erhalten, um als Hybridheizung Spitzenzeiten auffangen zu können.

Geschickt sei, dass in den Dachnischen die Wärmepumpen gut versteckt werden können und damit beispielsweise den Blick von der Burg nicht beeinträchtigen.

20 Kilometer Kabel

Insgesamt wurden 20 Kilometer Kabel verlegt, um für die digitale Zukunft gewappnet zu sein. Während der Bauzeit habe es 21 Besprechungen zwischen STEG, Stadtverwaltung und Stadtwerken gegeben, machte Müller die Größenordnung deutlich. Es seien so gut wie keine Fachplaner im Boot gewesen. Man habe das meiste gemeinsam mit den ortsansässigen Handwerkern regeln können. In diesem Zusammenhang sprach Müller „ein Lob auf unsere heimischen Handwerker“ aus. Und lobte ebenso den Architekten Thomas Hemmerich. „Für ihn gab es keine Probleme, für ihn gab es nur Lösungen.“

Kunst von Johannes Schwab

Wer den freundlichen Kunden-Raum in Zukunft betritt, dem wird das Kunstwerk „Mitichondria“ an einer der Wände auffallen. Geschaffen hat es der Wertheimer Künstler Johannes Schwab. Regina Tröber erklärte in seinem Namen das Relief: Es stellt die Verästelung in einer Körperzelle da und sei für ihn ein Sinnbild für das Energiepotenzial, das entstehe, wenn verschiedene Individuen zusammenarbeiten und sich verknüpfen – genau wie es sich alle Anwesenden und zukünftigen Kunden für das neue Bürgerservice-Zentrum wünschen.

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