Wertheim. „Die Tests kitzeln in der Nase“, berichten Nassiger Grundschüler Rektorin Constanze Schwab über ihren ersten Corona-Selbsttest. „Ich mach das selbst, und Mama ist dabei“, erzählte ein Grundschulkind Simone Schott von der Otfried-Preußler-Schule. „Die Kinder waren natürlich am ersten Tag verunsichert und aufgeregt, aber durch die Anleitung der Lehrkräfte verlief alles überwiegend reibungslos. Am zweiten Testtag waren alle schon viel entspannter“, schildert Katrin Amrhein die Situation an ihrer Schule. „Wir ziehen wirklich den Hut vor den Kindern, die dies alles mitmachen, um am Präsenzunterricht teilnehmen zu können“, betont sie.
Seit vergangenem Montag ist ein negativer Corona-Selbsttest für die Schüler im Land Voraussetzung für den Besuch des Präsenzunterrichts. Das Fazit von sieben Wertheimer Schulleitungen ist nach den ersten fünf Test-Tagen überwiegend positiv: Weniger Eltern als befürchtet entschieden sich dafür, ihr Kind wegen der Testpflicht aus dem Präsenzunterricht zu nehmen. Das Testen an sich machte den Kindern keine Probleme.
Wie oft wurde getestet?
Während an den weiterführenden Schulen pro Schüler zwei Tests stattfanden, wurden die Grundschüler an drei von vier befragten Schulen nur einmal getestet. Grund dafür war zumeist, dass diese wegen des Wechselunterrichts nur die Hälfte der Woche zur Schule gingen. Für ein anderes Modell hätten – Beispiel ist hier die Grundschule Nassig – aber auch die Tests nicht ausgereicht. „Wir hatten je Kind einen Test zur Verfügung. Dieser konnte für drei Tage gelten. Wir haben die Pläne dementsprechend umgeschrieben“, sagt Grundschulrektorin Constanze Schwab. Am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium wurde die Jahrgangsstufe 2 am Montag getestet und bis Mittwoch in Präsenz unterrichtet. Ab Donnerstag kamen die restlichen Klassenstufen in die Schule und machten zu Beginn den Test, wie Schulleiter Reinhard Lieb berichtet.
Fielen Tests positiv aus?
Positive Testergebnisse wurden an drei der an der FN-Umfrage beteiligten Schulen ermittelt: Am Beruflichen Schulzentrum gab es einen Fall, der sich durch den Abgleich mit einem PCR-Test schließlich als falsch-positiv herausstellte. Die Grundschule Bestenheid wartet nach einem Positiv-Ergebnis am Mittwoch noch auf das Resultat des PCR-Tests. Spitzenreiter mit neun positiven Schnelltest-Ergebnissen ist die Comeniusrealschule. An der Gemeinschaftsschule, der Otfried-Preußler-Schule sowie der Grundschule Nassig wurden alle Kinder negativ getestet.
Liefen die Tests wie geplant ab?
„Der erste Testlauf am Montag hat uns noch sehr viel Zeit gekostet. Deshalb haben wir das Vorgehen beim nächsten Mal angepasst. Am Mittwoch kamen die Lehrer 20 Minuten vor Unterrichtsbeginn zur Schule und haben die Testutensilien gleich auf den Tischen in den Klassenzimmern verteilt. Die Schüler haben sich je nach Eintreffen nach und nach getestet. Am Montag hatten wir noch gewartet, bis alle am Platz saßen“, beschreibt Manfred Breuer das Prozedere am Beruflichen Schulzentrum. Die Handhabung der Testkits und die Auswertung habe keinerlei Probleme bereitet.
„Es war entspannter, als zuvor gedacht“, sagt Lothar Fink, Leiter der Gemeinschaftsschule (GMS). An der GMS hatte man sich dazu entschieden, auch die Grundschüler vor Ort zu testen. „Bei den Kleinen haben die Klassenlehrer an sich selbst vorgeführt, wie die Tests funktionieren“, berichtet Fink. Letztlich haben sogar die Erstklässler die Tests selbstständig ausgeführt. „Problem war eher, dass der eine oder die andere die Einwilligungserklärung der Eltern vergessen hatte.“ Aber auch für dieses Problem fand sich eine Lösung.
„Ich hatte mit mehr Problemen gerechnet. Die Eltern haben uns gut unterstützt“, betont Simone Schott von der Otfried-Preußler-Schule. Sie hatte die Tests am Wochenende im Rahmen des Mappentauschs für das Homeschooling ausgegeben. Dabei konnte die ein oder andere Frage im direkten Austausch geklärt werden. „Die Testungen an sich verliefen insgesamt problemlos, was aber vor allem der guten Vorbereitung durch die Lehrkräfte und auch Eltern zu verdanken ist“, sagt Katrin Amrhein von der Comenius-Realschule. Die Unterstützung durch die Johanniter – sowohl durch eine Onlineschulung als auch am ersten Testtag – habe sich an der Schule bewährt.
Am Gymnasium war eine Schulung durch das DRK „so kurzfristig nicht mehr umsetzbar“, sagt Reinhard Lieb. „Die Lehrkräfte hatten bereits selbst Erfahrung mit den Tests und es gab ein Video-Anleitung des Kultusministeriums.“ Allerdings lag am DBG nicht bei allen Schülern die Einverständniserklärung der Eltern vor, „sie mussten dann aufwendig eingeholt werden“, berichtet Lieb.
Wie viele Kinder kamen wegen der Testpflicht nicht zum Präsenz-Unterricht? Wie ist die Rückmeldung der Eltern und Schüler?
„Letztlich haben sich alle Bedenken bezüglich der Tests klären lassen“, so Breuer (BSZ). Rund 20 Schüler verzichteten aufgrund der Testpflicht auf den Präsenzunterricht an der Gemeinschaftsschule. Kritik sei, wenn überhaupt, in angemessenen Rahmen geäußert worden: „Ich habe eine E-Mail erhalten, in der ein Vater erklärte, dass er die Maßnahmen nicht gut findet. Das Schreiben war aber sehr freundlich und sachlich formuliert“, nennt Schulleiter Fink ein Beispiel.
An der Grundschule Bestenheid kamen zehn der 175 Kinder nicht zum Präsenzunterricht. Einige Eltern-Fragen, so berichtet Rektorin Matuszewski wurden zuvor am Telefon geklärt. „Alles sehr überlegt und wohlwollend.“ An der Otfried-Preußler-Schule nahmen vier von 141 Schülern nicht am Unterricht vor Ort teil.
Erfreut zeigt sich Katrin Amrhein über die Beteiligung an der Realschule: „Momentan sind 15 Kinder aufgrund der Testpflicht präsenzbefreit. Bei knapp 450 Schülerinnen und Schülern ist das ein sehr niedriger Wert.“ Viele Eltern, berichtet Amrhein, hatten ihre Kinder schon mental auf die Testungen vorbereitet und daheim die Erklärvideos angeschaut, die die Schule auf der Homepage bereitstellte. „Zudem hatten zumindest die Abschlussklassen und die fünften und sechsten Klassen in den vorangegangenen Schulwochen die Möglichkeit, kostenlose Tests mit nach Hause zu nehmen und dort Testerfahrung zu sammeln.“
Reinhard Lieb schätzt die Zahl der Schüler, die nicht in der Schule waren, auf rund 2,5 Prozent: „Einige Eltern haben aus unterschiedlichen Gründen ihre Kinder vom Präsenzunterricht befreit .“
Welche Rückmeldungen kamen aus dem Lehrerkollegium?
„Wir sind alle froh, dass es die Testpflicht gibt! Und wir sind froh, dass wir in der Grundschule die Möglichkeit haben, den Test zuhause machen zu lassen. Der Aufwand in der Schule wäre enorm“, sagt Constanze Schwab von der Grundschule Nassig. „Wir hatten zunächst darüber nachgedacht, die Tests für die Grundschüler zuhause anzubieten, aber unsere Lehrer wollten die Tests vor Ort machen“, schildert Lothar Fink (GMS). Insgesamt fühlten sich seine Kollegen durch die Testpflicht sicherer. „Die Lehrkräfte tun mir ehrlich leid. Sie arbeiten sowieso schon bis an die Belastungsgrenze und die Organisation und Dokumentation der Selbsttests ist ein enormer zusätzlicher Mehraufwand“, so Katrin Amrhein. Hinzu komme, dass auch der eventuell hochinfektiöse Testmüll von den Lehrkräften entsorgt werden muss. „Wie gut, dass fast alle Lehrkräfte mittlerweile mindestens eine Impfung bekommen haben.“
Reinhard Lieb: „Wir sind froh, dass wieder Kinder und Jugendliche in die Schule kommen können, die Abläufe werden sich einspielen.“ Bislang seien aber noch einige Fragen offen, zu denen die Schulleitung auf Rückmeldung vom Regierungspräsidium wartet.
Reichen die Tests bis zur nächsten Lieferung am 26. April aus?
Hier konnten sich die Schulen über eine verfrühte Lieferung durch das Land an die Stadt freuen, auch beim Landkreis und damit dem Beruflichen Schulzentrum sind weitere Tests eingegangen.
„Wir wussten am Mittwoch, als wir die Tests für die nächste Woche austeilten überhaupt nicht, ob die Kits reichen würden. Es war schließlich eine Punktlandung. Allerdings hat die Stadt nun früher als erwartet eine Lieferung vom Land erhalten, so dass wir für die nächsten 14 Tage gut ausgestattet sind“, freut sich Melanie Matuszewski von der Grundschule Bestenheid. „Nächste Woche haben wir wieder einen Test je Kind. Also kommen die Kinder jeweils für drei Tage. Aber für die erste Maiwoche haben wir hoffentlich genug Tests (zwei je Kind). Dann gibt es neue Stundenpläne“, stellt Constanze Schwab in Aussicht. Am DBG wurden drei Testkits pro Abiturient zurückgelegt: „In unserem Fokus steht die möglichst sichere Durchführung des Abiturs“, so Lieb.
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