Wertheim. Im Verlauf der Corona-Pandemie war die Ausbreitung des Virus in den Altersgruppen stets unterschiedlich. Bis zum Start der Impfkampagne waren die älteren Leute besonders betroffen – mit fatalen Folgen vor allem bei Ausbrüchen in Seniorenheimen, wie sie in Baden-Württemberg häufig vorgekommen sind. Entsprechend hoch waren die Todeszahlen.
Nachdem die sogenannten „vulnerablen“ Menschen durch die Impfungen geschützt sind, hat sich das Infektionsgeschehen in die jüngeren Generationen verlagert, wie die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen.
Auf Basis der RKI-Statistiken veröffentlicht der Datenanalyst Sebastian Mohr vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen auf seiner Internet-Seite die Inzidenzwerte für die Altersgruppen auf Landkreisebene.
Stand Freitag lag der Inzidenzwert bei über 80-Jährigen im Main-Tauber-Kreis bei relativ niedrigen 41,97 (siehe nebenstehende Grafik). Auch bei den 60- bis 70-Jährigen ist der Wert mittlerweile auf 62,31 gesunken.
Impfungen wichtigster Baustein
„Die Auswertungen von Sebastian Mohr zeigen bei den beiden ältesten Gruppen ab 60, insbesondere aber ab 80 Jahren, wie sich hier der deutliche Fortschritt bei den Impfungen bereits in weit unterdurchschnittlichen Inzidenzen niederschlägt. Ein schnellstmöglicher Fortschritt der Impfungen ist – neben der konsequenten Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln – der wichtigste Baustein der Pandemiebekämpfung“, sagt Markus Moll, Sprecher des Landratamts dazu.
Allerdings weisen die Statistiken auch auf die Herausforderungen der künftigen Wochen hin. Die Inzidenzwerte in den jüngsten Altersgruppen liegen weit über dem Schnitt von rund 120, der am Freitagnachmittag vom RKI gemeldet war. In der Gruppe bis zum Alter von fünf Jahren lag der Wert bei 163,85, bei den Fünf- bis 14-Jährigen betrug er 172,49.
In etwa den gleichen Wert verzeichnen die 15- bis 34-Jährigen. Besonders unter den Schülern verbreitet sich das Virus stärker als im Durchschnitt.
Präsenzunterricht problematisch
Und hier liegt das Problem. Denn Kinder können ihre Eltern anstecken, die größtenteils noch nicht durch eine Impfung geschützt sind. „Präsenzbetrieb in Schulen und Kindergärten trägt eindeutig dazu bei, dass weitere Infektionsfälle auftreten und diese in die Familien hineingetragen werden. Dies liegt daran, dass in den Schulen und Kindergärten jeweils größere Gruppen von Kindern und Jugendlichen zusammenkommen, was – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen – Ansteckungen deutlich begünstigt“, sagt Markus Moll. Deshalb begrüße das Landratsamt „ausdrücklich, dass der Wert der 7-Tage-Inzidenz, ab dem ein Präsenzbetrieb untersagt ist, im Rahmen der Bundesnotbremse von 200 auf 165 gesenkt wurde“.
Es kommt hinzu: „Da die Kinder und Jugendlichen angeordnete Quarantänen in ihren Familien verbringen, kommt es dort unweigerlich häufig ebenfalls zu Infektionen“, gibt Moll zu bedenken. Daher sei es ebenso zu begrüßen, dass nun engere Kontaktpersonen – also Eltern und Geschwister – ebenfalls einer Testpflicht unterliegen. Die Quarantäne im eigenen Haushalt sei alternativlos und bewirke, dass es nicht zu einer Vielzahl von Ansteckungen außerhalb der eigenen Kernfamilie kommen könne, so Moll.
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