Wertheim. „Wir stellen derzeit in Wertheim allen Kindern einen Betreuungsplatz zur Verfügung“, fasste Uwe Schlör-Kempf vom Referat Bildung und Familie die Situation zusammen. Er berichtete dem Ausschuss für Verwaltung und Finanzen am Montag über die Bedarfsplanung bei den Kindertagesstätten.
Von Schlör-Kempf gab es allerdings nicht nur gute Nachrichten: Der allgemein herrschende Mangel an Fachpersonal zeige auch in der Großen Kreisstadt Auswirkungen. Längst könnten nicht alle freien Stellen rasch besetzt werden. Die Träger der Einrichtungen wollen deshalb Anfang nächsten Jahres die Situation analysieren und Maßnahmen erarbeiten. Die Lage sei immerhin nicht so angespannt wie in anderen Kommunen, wo neugebaute Kindergärten nicht betrieben werden können, weil pädagogische Fachkräfte fehlen.
Kein Corona-Baby-Boom
Uwe Schlör-Kempf hatte sich kurz vor der Sitzung noch einmal über die aktuellen Geburtszahlen in der Großen Kreisstadt erkundigt. Er war, wie er berichtete, ein „bisschen in Sorge – wegen der Pandemie.“ Diese hätte einen Baby-Boom verursachen können. Seine „Befürchtung, dass es in Wertheim eine sehr stark steigende Geburtenentwicklung gibt“, habe sich nicht bewahrheitet. Sie werde 2021 „eher rückläufig sein“.
OB Markus Herrera Torrez kommentierte scherzhaft: Aus seinem privaten Umfeld habe er gegenteiliges wahrgenommen. „Das ist gefühlt, Herr Oberbürgermeister“, versicherte Schlör-Kempf. Die Zahlen gingen tatsächlich zurück, so dass man sich wegen der Betreuung der unter Dreijährigen keine Sorgen machen müsse. wei
Uwe Schlör-Kempf lobte die „enormen Leistungen“ der Erzieherinnen und wies darauf hin, dass man die Qualität der Betreuung, die „über zig Jahre aufgebaut“ worden sei, in Zeiten der Pandemie aufrechterhalten konnte.
Konkrete Herausforderungen gibt es momentan wegen der Bauverzögerung der Kita in Kembach (wir berichteten). Die Verwaltung sei zuversichtlich, den betroffenen Eltern eine Übergangslösung anbieten zu können, so Schlör-Kempf. Für Bettingen rechnet die Verwaltung mit weiter steigenden Bedarfszahlen, wegen der man 2023 mit der vorhanden Platzzahl an seine Grenzen stoßen würde. Wie berichtet, wird es deswegen ein modifiziertes Betreuungsmodell geben, das ab September 2022 eine Naturgruppe mit bis zu 20 Plätzen einschließt. In Dietenhan gibt es seit Oktober Plätze für neun Kinder im Alter von eins bis drei Jahren. Das Angebot wird vom Tageselternverein koordiniert und von vielen Eltern gerne wahrgenommen, so Schlör-Kempf.
Immer informiert sein
Insgesamt wird sich Zahl der Plätze in Wertheim 2022/23 auf 1270 erhöhen (plus 46). Die Verwaltung geht von dann 67 Gruppen (plus drei) in den 23 Einrichtungen aus.
Die Geburtenzahlen in der Großen Kreisstadt gehen laut Schlör-Kempf leicht zurück. Die Statistiken weisen auf der anderen Seite eine relativ konstante Zahl der Kinder über drei Jahre bis zum Schuleintritt auf, so dass für diese Altersgruppe Planungssicherheit herrsche. Derzeit sehe die Verwaltung deswegen beim Aufbau von Plätzen für Drei- bis Sechsjährige nur noch vereinzelt Bedarf.
Angesichts der relativ entspannten Situation sprach Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez von einem „Kraftakt“, den Verwaltung und Gemeinderat in den vergangenen Jahren vollzogen hätten. In anderen Kommunen seien die Engpässe stärker ausgeprägt. Lob gab es in der Aussprache von Vertretern aller Fraktionen. Patrick Schönig (SPD) verwies auf „das richtig gute Steuerungsinstrument“ namens „Platz da!?“, welches die schwierige Arbeit erleichtere. Axel Wältz (CDU) sprach angesichts der vielen kleinen Einrichtungen auf den Dörfern von einem „Alleinstellungsmerkmal in der Region“ . Auch Walter Vogeltanz (Freie Bürger) meinte, Wertheim sei „richtig gut aufgestellt“. Das koste viel Geld. Deswegen müssten auch die Eltern ihren Beitrag leisten. Bei der Diskussion um diese Kostenbeteiligung solle man daher „künftig den Ball flacher halten“.
Marlise Teicke (Grüne) sagte, nicht umsonst habe Wertheim den Titel „Familienbewusste Kommune Plus“ erhalten. Man solle die Entwicklung zu kleineren Gruppen fördern. Der Ausschuss empfahl dem Gemeinderat einstimmig, die Bedarfsplanung wie vorgelegt umsetzen zu lassen.
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