Ein weiteres Wertheimer Gebiet könnte für Windkraft genutzt werden. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben schlägt den Wald auf dem Reinhardshof vor, wo sich einst das Munitionsdepot der US-Streitkräfte befand.
Reinhardshof. Immer mehr Interessenten wollen auf Wertheimer Gemarkung Windräder betreiben oder betreiben lassen. Nicht zuletzt neue Regeln aus Berlin werden den Ausbau der Windkraft beschleunigen.
Derzeit gibt es in der Großen Kreisstadt vier bekannte Vorhaben: In Höhefeld sollen viel größere Windräder als bisher aufgestellt werden. Der neue Windpark in Dertingen an der Landesgrenze steht in den Startlöchern und ist weitestgehend unumstritten.
Weitere Projekte
Hinzu kommen die Projekte in Nassig (Schenkenwald) und Sonderriet (rund um die Deponie) Heegwald, die sich in einem Frühstadium befinden. Die Hoheit über die Verfahren liegt nach derzeitiger Rechtslage bei der Stadt Wertheim, die entsprechendes Planungsrecht schaffen müsste. Das Gleiche gilt auch für das Gelände, auf dem ein neuer Interessent Windräder errichten lassen möchte: den Wald zwischen Reinhardshof und Bestenheid/Grünenwört, in dem sich früher ein Munitionsdepot der US-Streitkräfte befand.
Energiekrise ändert alles
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bestätigte FN-Informationen, wonach sich die Bonner Behörde an die Stadt Wertheim gewandt hat, um in einem „initialen Stadium eine mögliche Nutzung durch erneuerbare Energien zu erörtern“. Konkrete Planungen gebe es aber noch nicht. Auch die Stadt Wertheim bestätigte die Anfrage der Bundesanstalt, die das Gelände seit dem Abzug der US-Truppen aus den Peden Baracks betreut.
Das Interesse ist nicht komplett neu. Bereits 2014 meldete sich die Behörde, die sich im Auftrag der Bundesrepublik um die staatlichen Liegenschaften kümmert, bei der Stadt Wertheim. Doch das Ansinnen, das Areal mit etlichen stillgelegten Munitionsbunkern für Windkraft nutzen zu dürfen, stieß im Wertheimer Rathaus auf wenig Gegenliebe. Dort verwies man auf die seinerzeit ausgewiesenen Vorranggebiete in Höhefeld und Dertingen. Zusätzliche Flächen seien nicht notwendig.
Bekanntermaßen hat sich dies spätestens mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit einhergehenden Energiekrise massiv geändert.
Ambitionierte Ziele
Mit dem sogenannten „Wind-an-Land-Gesetz“ soll der Ausbau der Windenergie deutlich schneller vorankommen. Auch die grün-schwarze Landesregierung gibt ambitionierte Ziele vor.
Unter diesen neuen Voraussetzungen könnte die Absicht der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Rückenwind bekommen.
Potenzial
Die Anstalt unterstützte „ausdrücklich die Erzeugung umweltfreundlicher Energien und prüft dazu die eigenen Liegenschaften im Hinblick auf Potenzial zur Nutzung durch erneuerbare Energien“, heißt es in einer Stellungnahme der Behörde gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Flächen, die nicht für dienstliche Zwecke benötigt würden, seien grundsätzlich für Verpachtung, Vermietung oder zum Verkauf vorgesehen.
Dies gelte auch für Areale, die für die Errichtung von Photovoltaik- und/oder Windkraftanlagen geeignet sein könnten. Planung, Errichtung und Betrieb solcher Anlagen erfolgten durch externe Unternehmen.
Bei der Stadtverwaltung geht man davon aus, „dass im vierten Quartal dieses Jahres eine Aussage darüber getroffen werden kann, wie sich ein Planverfahren zu Windkraftanlagen gestaltet“. Der Gemeinderat werde informiert, „sobald konkretere Aussagen zu weiteren Planverfahren gemacht werden können“, so Stadtbaumeister Armin Dattler.
In diesem Rahmen wolle man alle bisher bei der Stadt eingegangen Anträge noch einmal vorstellen. Konkrete Angaben, etwa zur Anzahl der Anlagen, ihrer Höhe oder Leistung, habe die Bundesanstalt nicht gemacht.
Windkraft-Kette am Main
Auf badischer Seite würde mit den bereits vorhanden Windrädern bei Rauenberg und den zusätzlichen Projekten im Nassiger Schenkenwald sowie dem jetzt ins Spiel gebrachten Areal auf dem ehemaligen Munitionsdepot ein regelrechte Windkraft-Kette auf den Hügeln entlang des Mains entstehen.
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