Wertheim-Reinhardshof. Arrondierung ist ein Begriff aus dem Französischen und bedeutet so viel wie Abrundung. Im übertragenen Sinn ist damit der Einbezug angrenzender Flächen zu einem bestimmten Grundstück meint.
Genau das passiert am Standort der Außenstelle der Polizeihochschule auf dem Reinhardshof. Im Jahr 2010 wurde bereits das Haus Nr. 22 an das Land Baden-Württemberg für die Erweiterung der damaligen Polizeiakademie veräußert. Die anderen drei Teile gehören bislang noch der Stadt.
Frank Berkenhoff ist der Leiter von Vermögen und Bau, Amt Heilbronn. Er traf sich am Mittwochnachmittag mit Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez, dem Leiter des Liegenschaftsamtes Hubert Burger und dem stellvertretenden Leiter der Polizeihochschule Wertheim, Harald Kraft vor Ort. Grund des Treffens war die offizielle Bekanntgabe des anstehenden Verkaufs von drei Grundstücken an das Land Baden-Württemberg, als Betreiber der Hochschule.
Standort wird gesichert
„Mit dieser Vereinbarung wird der Standort der Hochschule weiter gesichert“, sagte Herrera Torrez. Aus diesem Grund habe die Stadt das Gespräch mit den Vertretern des Landes, auch mit Innenminister Thomas Strobl, gesucht. Der Oberbürgermeister nutzte die Gelegenheit, daran zu erinnern, dass der Gemeinderat im Oktober 2023 beschlossen habe, dem Land ein Verkaufsangebot zu unterbreiten, und damit die Grundlage für das weitere Vorgehen geschaffen habe. Herrera Torrez sprach von einer doppelten Sicherheit durch den Verkauf. So gebe es eine langfristige Sicherheit für die Polizeihochschule für ihre weitere Entwicklung. Die Stadt habe die Sicherheit, dass die Hochschule langfristig bleiben werde.
Zuständig für den Hochschulstandort im Namen des Landes Baden-Württemberg ist Vermögen und Bau, Amt Heilbronn. Dessen Leiter, Frank Berkenhoff betonte, dass das Land seit der „Reanimierung“ des Standorts im Jahr 2018 rund 16 Millionen Euro in die Sanierung der Gebäude, den Bau der Trainingshalle, der Schießanlage und in die Sanierung der Turnhalle investiert habe. „Wir haben schon immer auf dieses Areal geblickt“, sagte er und meinte damit die nun zum Verkauf stehenden Flächen. Berkenhoff sprach von einem sinnvollen Kauf, von „strategischen Portfoliomanagementaspekten“.
Drei Flächen
Verkauft werden 6103 Quadratmeter Fläche, die mit drei Teilen des Vier-Finger-Gebäudes bebaut sind, dazu 3930 Quadratmeter bereits gepachteter Sportplatz gegenüber vom Eingang sowie eine kleine Parkfläche direkt am Haupteingang.; in Summe 10 553 Quadratmeter.
Zu den Kosten wollte sich an diesem Tag niemand der Anwesenden äußern. Gesichert ist jedoch, das es sich um eine knapp sechsstellige Summe handeln werde. Wie bereits berichtet, soll für den Rest des Vier-Finger-Gebäudes eine Summe von rund 600 000 Euro und für die Freifläche (Sportplatz) rund 200 000 Euro gezahlt werden.
Schandfleck wird abgerissen
Wie Berkenhoff mitteilte, soll das gesamte baufällige Vier-Fingergebäude abgerissen werden. Die Substanz des Gebäudes sei für eine weitere Nutzung nicht geeignet.
Weil das Amt Vermögen und Bau gehalten ist, bis 2030 alle vom Land betriebenen Gebäude netto treibhausneutral zu betreiben, soll neben Stellplätzen, die mit PV-Anlagen überdacht werden, eine neue Wärmeversorgung für den Hochschulstandort entstehen. Etwa 100 Erdsonden und mehrere Wärmepumpen kommen zum Einsatz. „Und dafür brauchen wir Fläche“, sagte Berkenhoff. Dazu sollen die Gebäude Stück für Stück energetisch optimiert werden. Eine erste grobe Schätzung der Kosten dafür belaufe sich auf 20 Millionen Euro.
Parallel dazu sei auch über die Bedarfe der Hochschule gesprochen worden. Wie der stellvertretende Leiter der Polizeihochschule, Harald Kraft, sagte, habe der Standort vor allem aufgrund der anstehenden Reform der Ausbildung im gehobenen Dienst deutlich erhöhten Raumbedarf. So benötige die Hochschule vor allem moderne Lehrsäle für neue Ausbildungsrichtungen, beispielsweise im Bereich der Bekämpfung von Cyber-Kriminalität oder für neue Lernmethoden, die keine Mehrfachnutzung eines Lehrsaals zulassen. Auch weitere Büroräume werden dringend benötigt. „Was uns besonders freuen würde, wenn wir die Kantine auf das Gelände bekommen.“ Allerdings müssen an dieser noch ausstehenden Entscheidung neben dem Innenministerium noch andere Ressorts der Landesregierung beteiligt werden.
Eigentum statt Miete
Als weiteren Grund für den Kauf bezeichnete Frank Berkenhoff die damals notwendigen Anmietungen, wie den nun zum Verkauf stehenden Sportplatz oder die Kantine mit Wirtschaftsgebäude. Dieses Gebäude zu kaufen, stand nicht zur Debatte. Perspektivisch wolle man jedoch entsprechend des Wunschs der Hochschule einen Wirtschaftstrakt auf dem neuen Areal bauen. Dies ei allerdings noch Zukunftsmusik, so Berkenhoff. „Wenn ich die Chance habe, eine Institution, die langfristig vor Ort bleiben soll, sukzessive in Landeseigentum zu bringen, dann macht das eben auch Sinn.“
Zur notariellen Beglaubigung des noch aufzusetzenden Kaufvertrags wird es erst in ein paar Wochen kommen, erklärte Hubert Burger.
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