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Wertheim: Klais-Orgel in St. Venantius erklingt wieder

Endlich erklingt sie wieder: die Klais-Orgel in der Stadtkirche St. Venantius. Seit Januar wurde sie komplett überholt und technisch aufgerüstet.

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Heike Barowski
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Weil sich in den Füßen der Zungenpfeifen sogenannter Bleizucker gebildet hatte, wurden diese gegen Edelstahlfüße ausgetauscht. Organist Gerhard Maier ist begeistert vom neuen Klang der Orgel und der technischen Aufrüstung. © Heike Barowski

Wertheim. „Wollen Sie es mal hören?“ Organist Gerhard Maier muss man dieser Tage nicht lange bitten, damit er ein Stück auf der sanierten Klais-Orgel spielt. Ein satter, klarer Klang erfüllt die gesamte Kirche. Maiers Begeisterung für das nun wohlklingende Instrument ist ihm deutlich anzusehen. Und die geht sogar so weit, dass er beispielsweise für die neuen Frontpfeifen ein kleines Orgelstück selbst geschrieben hat. „Hommage au Principal“ heißt es und wird am Sonntag beim Orgelkonzert zu hören sein.

© Thomas Ulbricht

Die Orgel in der Stadtkirche St. Venantius wurde 1984 vom weltweit agierenden Orgelbauunternehmen Johannes Klais aus Bonn gebaut und war nach so vielen Jahren überholungsbedürftig. Maier ist seit einem Jahr Organist in der Kirchengemeinde und weiß aus eigener Erfahrung noch sehr genau, wo die Schwachstellen der Orgel lagen: Ungenaues Spiel, lautes Klappern, unsaubere Töne waren nur ein paar der Mängel, die inzwischen alle behoben sind. Zum ersten Mal seit ihrer Erbauung wurde das Instrument nun gereinigt, nachjustiert und technisch auf den neuesten Stand gebracht.

Ventile verstopft

Monatelang war das Orgelbauunternehmen Vleugels aus Hardheim damit beschäftigt, die Mängel nach einer sehr genauen Inspektion zu beheben. Das gesamte Pfeifenwerk wurde ausgebaut und jede einzelne Pfeife gereinigt. Nötig wurde dies, weil Staub und Mücken Ablagerungen bildeten und Ventile verstopften. Wie Maier mitteilt, lautete das Fazit der Orgelbauer: Für 40 Jahre Spielbetrieb sei das Instrument nicht übermäßig verschmutzt gewesen. Komplett erneuert wurden die korrodierten Füße der Zungenpfeifen (Trompetenstimmen). In deren Legierung hatte sich im Lauf der Jahre ein grauer Überzug gebildet, der auch als Bleizucker bezeichnet wird. Damit sich in Zukunft keine Bleikorrosion bilden kann, wurden die neuen Füße aus Edelstahl gefertigt.

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Technisch aufgerüstet wurde die Orgel durch eine Setzeranlage – ein Computer, der Klangkombinationen (gezogene Register) speichert. Die zur Bauzeit sehr laut angelegte Orgel hat nach der Überarbeitung 200 Pfeifen weniger, weil eine Mixtur entfernt wurde, die sehr grell und laut war. Dafür ist ein neues Register dazugekommen. Verblieben sind immerhin noch 2550 Pfeifen.

Während der monatelangen Sanierung fanden die Gottesdienste im benachbarten Gemeindehaus statt. „Die Kirche musste für die Arbeiten auf eine bestimmte, konstante Temperatur geheizt werden und durfte in der Zeit nicht betreten werden“, erklärt Maier.

Premierenspiel zu Ostern

Der erzbischöfliche Orgelinspektor, der vor der Sanierung das Gutachten erstellt hatte, war vergangene Woche zur Endabnahme vor Ort und gab grünes Licht für den Spielbetrieb. Und so durfte Ostern die überarbeitete Klais-Orgel das erste Mal zur Freude der Gottesdienstteilnehmer in neuer Pracht erklingen. Auf die Frage, wie das Spiel auf dem sanierten Instrument war, entfährt dem Organisten ein begeistertes „Wow“. „Es macht wirklich richtig Spaß. Die Firma Vleugels hat tolle Arbeit geleistet. Es gibt keine ausgeleierten Tasten mehr, alles ist neu justiert worden und man hat nun ein präzises Spielgefühl. Das neue Register, was ein gebaut wurde, ist ein Traum“, schwärmt er. War die Orgel vor dem Umbau obertonlastig und zu scharf und wies in der Tiefe ein fehlendes Fundament auf, verfügt sie jetzt über mehr Grundtöne und einen deutlich wärmeren Klang. Der neue Tonfall des Instruments gefiel auch den Gottesdienstbesuchern, die jedes Mal applaudierten.

Das Orgelbauunternehmen Vleugels aus Hardheim rüstete die Klais-Orgel mit einer Setzeranlage auf und baute alle Pfeifen für die Reinigung aus. © Thomas Ulbricht

Noch liegt keine Endabrechnung vor, allerdings spricht Maier von rund 30 000 Euro, welche die Erzdiözese Freiburg komplett übernimmt.

Als Wiedereinweihung des Instruments und um den Wertheimern die Orgel mit neuem Klang nahe zu bringen, finden nach über zehn Jahren nun auch in St. Venantius wieder Orgelkonzerte statt. „Weil wir doch jetzt ein fast neues Instrument haben, wäre es schade, nur die Gottesdienste zu bespielen“, begründet der Organist diesen Schritt. Außerdem hat Gerhard Maier eine Vorliebe für Konzertliteratur, die er nun umsetzen könne. Das erste von drei Konzerten findet bereits am Sonntag statt.

Kleine Orgelkonzertreihe

Kleine Orgelkonzertreihe in der Stadtkirche St. Venantius, Beginn ist jeweils 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Orgelkonzert mit Organist Gerhard Maier, am Sonntag, 7. April. Das Programm: Johann Sebastian Bach (1685 - 1750): Präludium und Fuge in D-Dur BWV 532; Eigenkomposition Gerhard Maier: Hommage au Principal; Charles-Marie Widor (1844 - 1937): VI. Orgel-Symphonie in g-Moll Op. 42; Eigenkomposition Gerhard Maier: Hommage à la Voix céleste; Edward Elgar (1857 - 1934): Pomp and Circumstance Op. 39, arranged as an Organ Solo.

Orgelkonzert mit Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl am Sonntag, 12. Mai. Das Programm: Werke von Bach, Merkel und Eben.

Orgelkonzert mit Sängerin Beate Riedel in Begleitung von Gerhard Maier an der Orgel am Sonntag, 6. Oktober. Das Programm: Biblische Lieder von Antonín Dvorák.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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