Wertheim. Sechs neue Windräder sieht eine „Projektidee“ des Kreuzwertheimer Fürstenhauses und einer Münchner Investorengesellschaft im Nassiger Schenkenwald vor.
Das Kreuzwertheimer Fürstenhaus möchte im Schenkenwald nördlich von Nassig zusammen mit der Stadt mehrere Windkraftanlagen errichten. Insgesamt sollen auf Grundstücken des Fürstenhauses und der Stadt Wertheim sechs Windräder erneuerbare Energie erzeugen. In der Dimension gleichen sie den Anlagen, wie sie künftig in Höhefeld stehen sollen, haben also eine Gesamthöhe von etwa 250 Metern.
In den letzten Wochen hatten Gerüchte über das Vorhaben die Runde gemacht. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez wollte, wie er am Montag bei der Gemeinderatssitzung in der Main-Tauber-Halle sagte, nun für alle „den gleichen Wissensstand herstellen“. Die fürstliche Verwaltung hatte demnach die Pläne bereits im Rathaus vorgestellt, am Montag folgte nun die Präsentation im Gemeinderat.
Der OB forderte die Fraktionen dazu auf, das Projekt intern zu diskutieren, um im Anschluss ein Stimmungsbild des Gemeinderats zu ermitteln. So wolle man herausfinden, ob es sich lohne, die für die Umsetzung des Projekts in der Verwaltung notwendigen Ressourcen einzusetzen.
Abstand zur Wohnbebauung
Das Fürstenhaus arbeitet bei dieser „Projektidee“ mit der Münchner Investorengesellschaft Reventon Asset Partners zusammen, berichtete Ludwig zu Löwenstein, seines Zeichens Erbprinz. Dabei handele es sich, so Reventon-Geschäftsführer Camillo Khadjavi, um eine „Gruppe von Familienunternehmern“.
Mit den Anlagen könnte ein Drittel der benötigten Energiemenge in Wertheim produziert werden. Man wolle eng mit Partnern vor Ort zusammenarbeiten und eine Bürgerbeteiligung anbieten.
Mariella Schubert vom Ingenieurbüro Plan PSW erläuterte, dass man mit den für das Projekt vorgesehenen drei Flächen von insgesamt 203 Hektar das Zwei-Prozent-Ziel der Landesregierung für die Erzeugung erneuerbarer Energie für Wertheim erreiche. Im Schenkenwald herrschen „gute bis sehr gute Windverhältnisse“, so die Ingenieurin. Zur Wohnbebauung bestehe mindestens ein Abstand von einem Kilometer.
„Wenige Eingriffe notwendig“
In dem Waldgebiet seien wegen des guten Wegenetzes und angesichts von Schadflächen relativ wenige Eingriffe notwendig. Die Windräder könnten in unmittelbarer Nähe der Waldwege oder auf Windbruchflächen errichtet werden. Die beim Bau beanspruchten Flächen würden teilweise wiederaufgeforstet. Gehe Wald dauerhaft verloren, gebe es an anderer Stelle Ausgleichsmaßnahmen. Die Fundamente der Anlagen hätten einen Durchmesser von 20 Metern und würden bis etwa vier Meter in die Erde reichen. 670 Kubikmeter Beton werden demnach jeweils dafür benötigt. Moderne Technik würde „Erträge wie an Küstenstandorten“ ermöglichen, so Mariella Schubert.
Camillo Khadjavi von der Investorengesellschaft Reventon hofft auf eine aktive Unterstützung durch die Stadt, denn so könne man schon in drei Jahren die Anlagen in Betrieb nehmen. Würde die Stadt Wertheim abwarten, könne sich die Inbetriebnahme bis 2028 verzögern, da noch ein neuer Regionalplan erforderlich wäre.
Die Stadt, so Khadjavi, habe bei aktiver Mitwirkung „volle Planungshoheit“. Außerdem winke eine finanzielle Beteiligung von jährlich etwa 30 000 Euro pro Windrad. Für die Standorte im Kommunalwald gebe es Pachteinnahmen in sechsstelliger Höhe und langfristig werde das Gewerbesteueraufkommen gestärkt. Die Vermarktung des Stroms solle über die Stadtwerke erfolgen. Auf Details der in Aussicht gestellten Bürgerbeteiligung ging Khadjavi nicht ein.
Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez stellte klar, dass die Stadt – anders als in Höhefeld – „Herrin des Verfahrens“ sei. Denn für den Schenkenwald gebe es bisher keinen Flächennutzungsplan.
Zwei Herzen in der Brust
Axel Wältz (CDU) erklärte in der Aussprache, seine Fraktion werde sich eng mit den Ortschaften austauschen. Die betroffenen Ortschaftsräte sollten bei der Entscheidung ein entscheidendes Wort mitreden. Brigitte Kohout (SPD) regte an, dass die Projektierer einen Animationsfilm zur Verfügung stellen, der die Dimension der Anlagen vor Augen führt.
Johann Vogeltanz erinnerte daran, dass man vor 13 Jahren ein ähnliches Projekt in Nassig verhindert habe. Es schlügen zwei Herzen in seiner Brust: Ja zur Windenergie, aber Bedenken wegen der vielen Anlagen „in unserer Gegend“. Richard Diehm (Grüne) bemängelte, dass man für das Projekt „viel zu viel Wald abholzen“ müsse. Zudem gebe es eine geeignetere Fläche in der Nähe der Mülldeponie. Dort müsse man keinen Wald roden. Seine Fraktionskollegin Birgit Väth hingegen äußerte keine Bedenken. Sie gehe davon aus, dass der Naturschutz beachtete werde, sagte sie.
Stefan Kempf (Bürgerliste) meinte, man solle „wohlwollend an die Sache herangehen.“ Angesichts der Klimakrise müsse man die „Spargel in der Landschaft dulden“.
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