Rotkreuzklinik

Wertheim: Fachklinik sagt Übernahme des Krankenhauses ab

Der Geschäftsführer der Fachklinik Osterhofen, Josef Sebastian Oswald, zieht sich aus den Verhandlungen um die Wertheimer Rotkreuzklinik zurück. Der Insolvenzverwalter setzt die Suche nach einem Investor fort.

Von 
Katharina Buchholz
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Für die Wertheimer Rotkreuzklinik wird weiter eine Lösung gesucht. © Heike Barowski

Wertheim. Der Deal mit der Fachklinik ist geplatzt – das Ringen um die Rettung der insolventen Rotkreuzklinik geht weiter. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat sich der Interessent, Josef Sebastian Oswald, wohl aufgrund des öffentlichen Drucks zurückgezogen. Für ein Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten war Oswald bis Donnerstagnachmittag nicht erreichbar.

Der im Insolvenzverfahren Generalhandlungsbevollmächtigte Mark Boddenberg hielt sich über die Gründe des Rückzugs bedeckt: „Herr Oswald hat mir abgesagt. Das ist im Moment der Sachverhalt, mit dem ich arbeiten muss“, sagte er im FN-Gespräch. Er betonte, dass er die Ansiedlung einer Fachklinik weiter für eine gute Lösung für die Zukunft des Krankenhauses halte, verfolge aber auch andere Ansätze. Er habe sich von vornherein nicht auf eine Option festgelegt, unterstreicht Boddenberg. Seine Aufgabe sei es letztlich, eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung zu finden, die mit der Fachklinik gegeben gewesen wäre.

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„Das ist ein Rückschlag, aber wir machen weiter“, bekräftigte der Anwalt. Die Verhandlungen mit der Stadt würden fortgesetzt. Er halte aber an der Suche nach einer Fachklinik fest, die sich in Wertheim ansiedeln könnte. Am Freitag wird Boddenberg für Gespräche in Wertheim sein, unter anderem wird er sich in einer Betriebsversammlung den Fragen der Belegschaft der Klinik stellen.

„Ich forciere die Lösungsfindung. Die Stimmung in der Belegschaft wird nicht besser: Die Leute brauchen eine Vision. Wenn es diese nicht gibt, suchen sie sich etwas anderes. Dann gibt es Auflösungstendenzen und dann kippt das“, schilderte Boddenberg die Herausforderung .

Stadt Wertheim wird Situation neu bewerten

Nun wird wohl auch Stadt an den Verhandlungstisch zurückkehren. „Die Verwaltung wird die nun eingetretene Situation bewerten und einen Vorschlag für das weitere Vorgehen erarbeiten. Dieses wird der Oberbürgermeister zunächst mit den Fraktionsvorsitzenden besprechen“, beantwortete Pressesprecherin Angela Steffan die Nachfrage unserer Zeitung. Die Verantwortlichen hatten sich in den vergangenen Wochen intensiv mit den Möglichkeiten einer Übernahme des Krankenhauses beschäftigt, nachdem die Stadt Ende November ein Übernahmeangebot unterbreitet hatte.

„In einer Gesprächs- und Verhandlungsrunde kurz vor Weihnachten wurden mit dem Insolvenzverwalter die Forderungen und Rahmenbedingungen intensiv diskutiert“, schrieb Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez Ende Januar auf dem sozialen Netzwerk „Facebook“. Bei der Gemeinderatssitzung am Montag ging Herrera Torrez erneut auf den Stand der Verhandlungen ein. Auf eine schriftliche Antwort Boddenbergs auf das Übernahmeangebot, das inzwischen nochmals konkretisiert worden war, warte man bis heute. Den Finanzierungsbedarf der Klinik bis 2030 beziffere ein von der Stadt beauftragter Wirtschaftsprüfer auf „39 Millionen Euro im optimistischen und 49 Millionen Euro im realistischen Fall“, so der OB.

Betriebsratsvorsitzende der Rotkreuzklinik: Verhandler brauchen Raum

Die Betriebsratsvorsitzende der Rotkreuzklinik, Birgit Väth, bedauerte die neue Entwicklung. Die Schließung der Klinik, die man abgewendet gesehen habe, stehe jetzt wieder im Raum. Ihr Appell: „Alle sollten jetzt Ruhe bewahren und den Verhandlern den Raum geben, den sie brauchen.“ Wie es scheint, findet diese Bitte Gehör: Eine ursprünglich für Samstag angemeldete Demonstration wurde mittlerweile wieder abgemeldet.

Die mögliche Übernahme der Rotkreuzklinik durch eine Fachklinik hatte in Wertheim in den vergangenen Tagen für eine Mischung aus Erleichterung und Unsicherheit gesorgt. Mitarbeiter, Politik und niedergelassene Ärzte äußerten Bedenken, ob bei der Ansiedlung einer Fachklinik anstelle eines Krankenhauses der Grund- und Regelversorgung eine adäquate Notfallversorgung der Bevölkerung zu organisieren sei.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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