Energieverbrauch

Wertheim erreicht Einsparziel – fast

Erste Zahlen der Stadtwerke Wertheim zeigen: Das von der Bundesregierung ausgegebene Energieeinsparziel von 20 Prozent ist 2022 fast schon erreicht worden.

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Gerd Weimer
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Viele Verbraucher heizten weniger. Unter anderem das machte sich bei den Lieferzahlen der Stadtwerke bemerkbar. © Gerd Weimer

Wertheim. 20 Prozent weniger Energieverbrauch hieß das Ziel der Bundesregierung für den Winter. Zum 1. September vergangenen Jahres traten Sparmaßnahmen in Kraft, die Verbraucher, die öffentliche Hand und die Wirtschaft betrafen. Mit zwei Verordnungen hat die Bundesregierung kurz- und mittelfristige Sparmaßnahmen beschlossen, welche die noch laufende und die kommende Heizperiode (2023/24) betreffen.

Wertheim verbraucht 400 Gigawattstunden Gas

Das Gasversorgungsnetz der Stadtwerke Wertheim reicht vom Kreuzwertheimer Ortsteil Röttbach im Norden bis Bronnbach im Süden. Vom Westen her umfasst es das Gebiet Grünenwört, Vockenrot und Sachsenhausen bis nach Bettingen.

Die Stadtwerke kalkulieren mit einem Verbrauch von ungefähr 400 Gigawattstunden Gas pro Jahr.

Um diese Menge zu transportieren, benötigt man umgerechnet ungefähr ein Drittel der Ladekapazitäten eines modernen Flüssiggastankers mit einer Länge von rund 300 Metern. wei

Was das Versorgungsgebiet der Wertheimer Stadtwerke angeht, wurde das 20-Prozent-Ziel bis Ende des vergangenen Jahres nahezu erreicht, wie Geschäftsführer Thomas Beier und Volker Seidenspinner (Abteilungsleiter Vertrieb) berichten. Im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten erläutern sie, dass die Stadtwerke etwa zehn Prozent weniger Energie ausgeliefert haben als ursprünglich geplant war.

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Berücksichtigt man die etwa 1000 Neukunden, die angesichts der rasant gestiegenen Preise der Mitbewerber Verträge mit dem Versorger geschlossen haben, komme man nach einer ersten, groben Schätzung auf 18 Prozent Einsparung – sowohl was Gas als auch Strom betrifft.

Umkehrtrend

Der „deutliche Umkehrtrend“ sei allerdings auch teilweise auf die relativ milden Temperaturen im Oktober, November und Dezember zurückzuführen. „Es gab zwar diese Frostperiode im Dezember, aber das war nur ein Aufflackern. Der Rest war überdurchschnittlich warm“, sagt Beier.

Daten des Deutschen Wetterdienstes bestätigen diese Einschätzung: „Die erst viel zu kalte und dann teils rekordwarme Witterung führte im Dezember 2022 zu einem Temperaturdurchschnitt von etwa 1,8 Grad Celsius. Der Monat lag damit etwa ein Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990“, schrieb der DWD in seiner Monatsbilanz.

Extreme Temperaturspitzen

Die Durchschnittstemperatur erreichte demnach genau das Mittel der aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020. Allerdings stünden hinter dem Monatsmittel „extreme Spitzen“.

Ein wesentlicher Faktor für den Einspareffekt von 18 Prozent sei aber die Zurückhaltung der Privatkunden, Unternehmen und Institutionen beim Energieverbrauch. „Die Verbraucher beschränken sich, beispielsweise indem sie weniger heizen, die Temperatur absenken und auf LED-Beleuchtung umstellen“, erläutert Thomas Beier. „Sie gehen generell bewusster mit Energie um, stellen die Temperatur des Kühlschranks statt auf vier auf sieben Grad ein.“

Vielerorts könne man die Einsparbemühungen beispielsweise daran erkennen, dass die privaten Gartenbeleuchtungen früher abgeschaltet sind, ergänzt Volker Seidenspinner.

Solarenergie hilft

Offenbar hätten die Verbraucher zudem ihre Heizungsanlagen warten und den hydraulischen Abgleich prüfen lassen, wie es empfohlen wurde, so Thomas Beier. Und auch die Inbetriebnahme von privaten Photovoltaikanlagen trage zum geringeren Stromverbrauch bei. „Jede Kilowattstunde, die auf diese Weise produziert wird, müssen wir nicht liefern“, so Thomas Beier.

Ein weiteres Indiz für die erfolgreichen Energiesparmaßnahmen sind auch die Abschlussrechnungen der Stadtwerke für 2022. „Wir haben unseren Kunden mehr zurückgezahlt als in früheren Jahren“, berichtet Seidenspinner. „Da spürt man ganz klar, dass die Leute gespart haben.“ Dabei hätten die Kunden allerdings vom Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli und der kulanten Auslegung der Mehrwertsteuerregelung durch die Stadtwerke profitiert.

Die Verbraucher haben also gezeigt, wie sich die negativen Folgen der Energiekrise auf das eigene Portemonnaie abfedern lassen. Für das laufende Jahr wird diese Aufgabe sportlicher sein. Jetzt gelten höhere Tarife. Mit weiteren Anstrengungen dürfte die 20-Prozent-Marke aber durchaus zu knacken sein.

Redaktion Reporter Wertheim

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