Wertheim.
Gegen die Pläne des rechtsextremen Magazins „Compact“, in Wertheim am 18. Mai ein „Volksfest“ zu veranstalten, regt sich Widerstand. Dies machten Vertreter der Gemeinratsfraktionen und Parteien Wertheims am Montag bei einem Pressegespräch im Dekanat deutlich.
„Wir als Akteure der Zivilgesellschaft nehmen das nicht widerspruchslos hin. Wir engagieren uns weiter für ein gutes Miteinander in der Stadt und haben hier keinen Platz für Rechtsextreme“, sagte Thomas Kraft, der auch die Kundgebung „Wertheim zeigt Gesicht“ zusammen mit der Dekanin Wibke Klomp im Januar organisiert hatte. Seinerzeit sorgte ein Bericht des Rechercheteams Correctiv über Geheimpläne von Mitgliedern der AfD, Werteunion und Identitären für Aufsehen, welche unter anderem die Deportation von missliebigen Staatsbürger vorsehen.
Wirre Fantasien
Die Vertreter der Parteien und Listen machen aus ihrem Unmut über das geplante „Volksfest“ keinen Hehl. Thomas Kraft, SPD-Ortsvereins- und Kreisvorsitzender, ist auch beim „Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber“ aktiv.
Kraft zitierte aus einer Pressemitteilung des brandenburgischen Innenministeriums über den „Compact“-Herausgeber Jürgen Elsässer: „Er träumt von einem ‚Deutschen Demokratischen Reich’ (DDR) in einem vom Westen der Republik abgespaltenem Ostdeutschland. Den AfD-Rechtsextremisten Höcke wünscht er sich als ‚Reichskanzler’. Rechtsextremist André Poggenburg schwebt ihm als ‚Reichskommissar für Inneres und Bandenbekämpfung’ vor. ‚Gemischte deutsch-russische Bataillone’ sollen ‚an der Oder’ Deutschland „gegen die Polen verteidigen“. Demnach hat Elsässer diese wirren Fantasien bei einem Vortrag in Gera im Oktober 2023 vom Stapel gelassen.
„Gutes Miteinander“
Axel Wältz von der CDU verwies ebenso auf das „gute Miteinander“. Es sei „unerträglich, dass Rechte von außen schlechte Stimmung in die Stadt bringen wollen“. Wältz verwies auch auf die Gewalt, die den Hassbotschaften der rechtsextremen Agitatoren folgen, und nannte den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke als Beispiel.
Ekkehard Ebert (Bürgerliste) stieß ins gleiche Horn und erklärte: „Wir leben gut zusammen in Wertheim. Ich bin es einfach satt, dass Leute von außen stören.“ Songrit Breuninger erläuterte, dass die Freien Bürger sich „ausdrücklich“ distanzieren. Man habe der Einladung des Organisatoren Jürgen Elsässer sofort eine Absage erteilt.
Dekanin Wibke Klomp kündigte für den besagten Tag eine „Kaffeetafel“ an. Wie schon im Januar bei der großen Kundgebung wolle man die Menschen ins Gespräch bringen und für die Vielfalt vor Ort begeistern. „Wir können Unterschiedlichkeiten aushalten, aber irgendwann ist eine Grenze erreicht“, sagte Wibke Klomp.
Thomas Kraft erklärte, dass das „Netzwerk gegen Rechts“ für alle Plätze in der Stadt Aktivitäten angemeldet habe. Von der Wertheimer Stadtverwaltung erwartet Kraft, dass sie das Compact-„Volksfest“ nicht genehmige. Notfalls müsste die Angelegenheit vor Gericht ausgetragen werden. Axel Wältz verwies darauf, dass für den 18. Mai sämtliche Listen und Parteien, die bei der Gemeinderatswahl antreten, bereits Info-Stände angemeldet haben. Man werde sich auf jeden Fall an der geplanten „Kaffeetafel“ beteiligen. Thomas Kraft machte klar, dass die Aktivitäten noch weiterentwickeln könnten. „Es baut sich gerade auf“, sagte er.
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