Wertheim. Hunderttausende haben bundesweit in den vergangenen Tagen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Ausgelöst wurde die Protestwelle durch Enthüllungen des Journalisten-Netzwerks Correctiv über ein Geheimtreffen von Neonazis in Potsdam. Dort ging es unter anderem über Pläne für eine massenhafte Abschiebung und Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund. Unter anderem nahmen daran Vertreter der rechten Szene und Mitglieder der AfD sowie der rechtskonservativen Werteunion teil.
Die Protestwelle kommt nun auch in Wertheim an. Bei einem Pressegespräch erläuterten die Initiatoren Wibke Klomp und Thomas Kraft die Beweggründe für die Aktion, die am Samstag, 27. Januar, um 11.55 Uhr auf dem Marktplatz stattfinden wird.
Wibke Klomp spricht von einer „überwältigenden Resonanz“, als sie die Liste der unterstützenden Organisationen betrachtet. Sie reicht von Sportvereinen, Hilfsorganisationen bis hin zu den politischen Parteien. „Bis jetzt sind es schon über 50“, sagt sie. Die Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks hatte die Lawine zusammen mit dem SPD-Kreisvorsitzenden losgetreten.
Raum für Wertheimer Zivilgesellschaft
„Wir hatten das Bedürfnis – und das war ganz offensichtlich vor allem auch das Bedürfnis der Bevölkerung, sich jetzt mal zu äußern – nach alldem, was in den vergangenen Monaten passiert ist“, spielt Thomas Kraft auf Demonstrationen mit rechtsextremen Tendenzen an, bei denen Parolen wie „Wir sind das Volk“ oder „Wir wollen unser Land zurück“ verbreitet worden seien.
Natürlich seien vornehmlich die Parteien Träger des politischen Engagements, so Kraft. Aber in diesem Fall wolle man sich zurückhalten, und der Zivilgesellschaft den Raum bieten, sich zu äußern.
Keine parteipolitische Veranstaltung
Es handele sich keinesfalls um eine parteipolitische Veranstaltung, sagt Wibke Klomp, die sich dabei auf Vorwürfe bezieht, die in den sozialen Medien kursieren. Es sei vielmehr eine Aktion der Wertheimer Vereine und Organisationen, „die sehr bewusst zeigen, dass sie hier gemeinsam leben und die Gesellschaft positiv gestalten wollen.“
Nach einem Telefonat am Donnerstag vergangener Woche habe man organisatorisch eine erste Grundlage gelegt. Ab Sonntagabend sei dann offensiv über verschiedene Kanäle der Unterstützungsaufruf verbreitet worden. Die Reaktionen seien „enorm positiv“, erzählt Thomas Kraft. Es gebe allerdings auch Bevölkerungsgruppen, die eher zurückhaltend sind und Angst haben. „Sie befürchten, dass sie Übergriffen ausgesetzt sind“, berichtet Wibke Klomp über Rückmeldungen von Menschen mit Migrationshintergrund.
Stärke von Wertheim ist die integrative Kraft
Wertheim sei „eigentlich eine Idylle“, ergänzt Thomas Kraft. Es gebe keine Konflikte, aber zunehmend Ängste. Damit würden Stimmungen geschürt. Jetzt wisse jeder, dass es bei Ausgrenzungen um Nachbarn, Freunde und Familie gehe. „Die Stärke der Stadt ist ihre große, integrative Kraft“, sagt Wibke Klomp.
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