Reicholzheim. Das Weingut Ehrlenbach in Reicholzheim ist noch ein sehr junges Unternehmen. Jetzt wurde es vom renommierten Weinführer Vinum geadelt und zum „Newcomer des Jahres“ für die Anbauregion Baden gekürt.
Reicholzheim. Philipp und Florian Ehrlenbach sitzen an diesem Abend entspannt am Wohnzimmertisch. Vor ihnen liegt ein kleiner Stapel an Weinführern. Die beiden Weingutinhaber sind gut gelaunt. Sie haben allen Grund zur Freude. Mit ihren Weinen konnten sie zum ersten Mal gleich mehrere hervorragende Bewertungen erreichen, wurden überall gelobt und vom Weinführer Vinum sogar als „Newcomer des Jahres“ für das Anbaugebiet Baden ausgezeichnet.
„Damit haben wir wirklich nicht gerechnet“, erklärt Florian Ehrlenbach. Während er erzählt, wie er überhaupt von dieser Ehrung erfahren hat, sieht man ein breites Grinsen in seinem Gesicht. Er schaut seinen Bruder Philipp an und der muss genauso lachen. Ihn hat er dann auch als Erstes angerufen. Doch Philipp konnte es erst kaum glauben.
92 Punkte im Vinum
Groß war die Freude, als die beiden Ende des Jahres den Weinführer in der Hand hielten und schwarz auf weiß bestätigt sahen, dass sich ihre liebe- und mühevolle Arbeit in den Weinbergen lohnt.
Einmal im Jahr bewertet der Weinführer Vinum nicht nur herausragende Weine, sondern kürt auch junge Weinmacher, die mit ihren Erzeugnissen auf sich aufmerksam gemacht haben.
Neben einer kurzen Beschreibung es Unternehmens steht über Philipp und Florian Ehrlenbach dort unter anderem zu lesen: „Was die beiden auf ihren Parzellen erzeugen, ist beachtenswert.“ Und weiter: „Insbesondere die Schwarzrieslinge und natürlich die Spätburgunder sind erstaunlich.“
Die Punktzahl ihrer neun eingereichten Weiß- und Rotweine liegt zwischen beachtlichen 84 und 92 von maximal 100 Punkten.
„Die beiden Roten aus dem Reicholzheimer First beweisen die ganze Klasse dieser Lage, brauchen dafür aber Zeit im Glas. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung“, heißt es im „Vinum“. Inzwischen ist auch die Urkunde vom Verlag eingetroffen, welche die beiden Winzer stolz präsentieren.
2,5 F im Feinschmecker
Doch es sollte nicht der einzige Ritterschlag sein, der Ende des vergangenen Jahres dem Weingut Ehrlenbach zuteilwurde. In dem vom Feinschmecker-Magazin herausgegebenen Weinguide heißt es: „Das Weingut zählt für uns zu den schönsten Entdeckungen der Verkostung.“ Und weiter über die Inhaber: „Ihre Weine beweisen, wie viel Können, Leidenschaft und Detailverliebtheit die Zwei mitbringen. Der Müller-Thurgau etwa zeigt, welch Potenzial die Rebsorte hat, wenn man sich ihr mit Leidenschaft widmet.“
Zweieinhalb „F“ gab es von der Feinschmecker-Jury.
Steigerung im Eichelmann
Ein erstes Achtungszeichen setzte das Weingut bereits Ende 2022 im Weinführer Eichelmann. Hier konnte das von Philipp und Florian Ehrlenbach geführte Gut mit seinen eingereichten Weinen auf Anhieb zwei Sterne erreichen. Zu der Zeit gab es keinen Neueinsteiger, der mehr Sterne erhielt.
In diesem Jahr nun kam ein halber Stern dazu. Neben einer Beschreibung der Entstehung des Weinguts werden die Weine beschrieben. „Füllig, kraftvoll, besitzt Struktur und Frische“, oder „wunderschön reintönige Frucht im Bouquet, ist klar, geradlinig und strukturiert im Mund“. Ein halber Stern mehr ist beachtenswert. Doch bedeutet dies auch, dass der Druck nun größer ist? „Nein, den machen wir uns selber. Denn wir wollen Qualität liefern“, sagt Philipp Ehrlenbach und Florian nickt bestätigend.
Der Erfolg der beiden kommt nicht von ungefähr. Florian Ehrlenbach arbeitet als Winzermeister im Weingut Fürst in Bürgstadt. Er bringt das Fachwissen mit. Gemeinsam mit seinem Bruder Philipp, Mitarbeiter bei Ersa, wagte er 2020 den Schritt weg von der Genossenschaftskellerei hin zur eigenen Verarbeitung und Vermarktung. Als Hauptrebsorten bauen sie im Reicholzheimer First Spätburgunder und Chardonnay an. Dazu kommen Schwarzriesling, Grau- und Weißburgunder, Silvaner sowie Müller-Thurgau – alle in Umstellung zum Bio-Weinbau.
Weil die Ehrlenbachs ihre inzwischen auf 4,2 Hektar angewachsene Rebfläche nur im Nebenerwerb bewirtschaften, bedeutet dies für sie ein enormes Arbeitspensum. „Manchmal sind wir bis nachts im Weinberg“, erzählt Florian. Die Hilfe von Freunden und Bekannten und vor allem von Mutter Gabi wird von den Winzern auch hinreichend gewürdigt.
Als Konkurrenz zu anderen erfolgreichen Weingütern sehen sich die sympathischen Brüder jedoch nicht. „Wir wollen das Taubertal gemeinsam nach vorne bringen“, heißt es. Da geht man auch schon mal in den Keller des Mitbewerbers und probiert dessen Weine oder präsentiert in großer Taubertal-Winzer-Runde Weine, die noch nicht ganz ausgereift sind und holt den Rat der Kollegen ein.
Auch platzmäßig musste sich das Weingut vergrößern. So ist zum Verkauf im Keller des Wohnhauses und zur Produktionshalle inzwischen noch ein idyllischer Weinkeller gekommen, in dem auch mal von einem der edlen Weine gekostet werden darf.
Erhalten kann man die Weine in der Burgkellerei Michel in Wertheim oder nach einem Anruf direkt in Reicholzheim. Ende April werden übrigens die 2023er Weißweine und die 2022er Rotweine und weißen Barriqueweine in den Verkauf kommen. Auf die Frage, wie deren Qualität ausfällt, sagt Florian: „Sehr gut. Mit dem Rotwein von 2022 sind wir sehr euphorisch“.
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