Nassig. Der Ortschaftsrat kam am Mittwoch zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen und etwa 80 Bürgerinnen und Bürger der größten Wertheimer Ortschaft nahmen Anteil daran, ebenfalls einige Gemeinderäte sowie Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Nur drei Wochen alt war Jona, der jüngste Anwesende. Kein Wunder, denn immerhin war sein Papa Tilman Kempf als Ortschaftsrat wiedergewählt worden. Der scheidende Ortsvorsteher Volker Mohr erinnerte daran, dass die Nassiger Einwohnerzahl im vergangenen halben Jahr von 1325 auf 1309 gesunken war. „Unsere Ortschaftsräte haben auch die Aufgabe, positiv an der Bevölkerungsentwicklung mitzuwirken“, scherzte Mohr.
Neben Kempf galt dieser Appell wohl ebenfalls den wiedergewählten Räten Bernhard Weber und Felix Berberich. Neu gewählt gehören dem Gremium Isabell Hörner und Frederik Fertig an.
Nicht mehr angetreten waren David Weimann und Silke Walter. Mohr würdigte Weimann als jüngsten Ortschaftsrat, der neben seinem Ehrenamt und seiner beruflichen Tätigkeit auch noch seinen Meister als Kaminkehrer auf sich genommen hatte. Er dankte ihm: „Ich entlasse dich in der Hoffnung, dass wir dich auf der kommunalpolitischen Bühne wieder sehen, dass du später, an Jahren gereift, wieder dabei bist“. Silke Walter war aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder angetreten und wurde in Abwesenheit würdig verabschiedet.
Mit Nachdruck appellierten Mohr und Herrera Torrez an die Nassiger, sich für die energetische Nahversorgung zu erwärmen. Der Oberbürgermeister zeigte sich überzeugt, dass es zu regenerativen Energien keine Alternative gebe, und erinnerte daran, dass es vor dem Ukraine-Krieg in manchen Ortschaften zu wenig Nachfrage gab und somit ein Nahwärmenetz nicht zustande kam. Herrera Torrez mutmaßte, dass sich heute viele für mehr Resilienz bei der Energieversorgung entscheiden würden und warb für dezentrale Systeme: „Ich fände es großartig, wenn wir es schaffen, ein weiteres Nahwärmenetz in Nassig entlang der Miltenberger Straße zu schaffen.“ Diese Straße werde ohnehin ausgebaut. „Wir haben einen Energieberater vor Ort. Lassen Sie sich beraten“, legte der OB den Bürgern nahe. Der scheidende Ortsvorsteher pflichtete ihm bei: „ Wenn wir diese Chance jetzt nicht nutzen, ist es durch. Die Stadtwerke müssen in die Planung einsteigen können.“
Mohr will sich weiter engagieren und fühle sich als Ortsvorsteher nicht abgenutzt, wie er launig erklärte. Schließlich habe es nur ganz wenige Situationen gegeben, in denen ihm sein Amt keinen Spaß gemacht habe. Nach zehn Jahren gibt er es allerdings auf, weil ihm seine Tätigkeit als einer von vier Fachbereichsleitern im Rathaus zeitlich nur wenig Spielraum lässt. Der OB räumte ein, dass Mohr als Mitarbeiter der Stadtverwaltung über mehr Verwaltungswissen und Kenntnisse verfügt habe als manch anderer Ortsvorsteher. Doch dadurch seien auch mehr Erwartungen an ihn herangetragen worden. Schließlich sei ein Ortsvorsteher auch Bindeglied zwischen Bürgern einerseits, sowie Politik und Verwaltung andererseits. Entschieden entgegnete Herrera Torrez Gerüchten, dass es aufgrund Mohrs Tätigkeit im Rathaus kürzere Dienstwege nach Nassig gegeben habe als in andere Ortsteile.
Mohr dankte dem OB für seine Wertschätzung, dem bisherigen Ortschaftsrat, seinen Vorgängern und allen, die an der Kommunalwahl teilgenommen haben. In einer sehr persönlich gehaltenen Rede freute sich Mohr über die Ehre, dass er auch als „nicht-indigener Nassiger“ Ortsvorsteher werden konnte. Er warb ausdrücklich für ehrenamtliches demokratisches Engagement: „Eine Gesellschaft lebt von Menschen, die mehr tun als sie müssen“.
Schließlich verpflichtete der OB die neu gewählten Ortschaftsratsmitglieder. Ausdrücklich betonte er dabei die Bedeutung lokaler und kommunaler Parlamente und Ansprechpartner für das Gelingen einer demokratischen Gesellschaft.
Der neue Ortschaftsrat schlug niemanden aus dem Gremium für das Amt des Ortsvorstehers vor. Der Alt-Ortschaftsrat und Vereinsaktivist Axel Kempf soll es machen. Der Ortschaftsrat stimmte einstimmig für Kempf, ebenso für Bernhard Weber als seinen Stellvertreter. Dies muss vom Gemeinderat bestätigt werden. Einen „eigenen“ Vertreter im Gemeinderat hat Nassig nicht. Judith Prokopp (CDU) konnte als Patenstadträtin gewonnen werden.
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