Dertingen. Eine Ära ist am Mittwoch in Dertingen zu Ende gegangen: Nach 30 Jahren im Ortschaftsrat und 15 Jahren als Ortsvorsteher wurde Egon Beuschlein offiziell verabschiedet.
Überhaupt bedeuteten die Kommunalwahlen für den Weinort eine Zäsur: Denn das gesamte Gremium ist mit neuen Gesichtern besetzt. Zum neuen Ortsvorsteher wurde Bernhard Schneider gewählt.
Wenn man die Wertschätzung der Bevölkerung für Kommunalpolitiker an der Anzahl der Zuhörer ablesen kann, lässt sich ohne Zweifel sagen: Die Dertinger waren sehr zufrieden mit der Arbeit ihres Ortschaftsrats. Über 100 Bürgerinnen und Bürger waren in die Mandelberghalle gekommen, um ihren „alten“ Rat zu würdigen – und die neuen Ratsmitglieder zu begrüßen.
Auch Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez zeigte sich ob des großen Zuspruchs begeistert. Er betonte die große Bedeutung der Ortsvorsteher für die Stadtverwaltung und den Staat im Allgemeinen. Sie seien „das Rückgrat unserer Demokratie“. Menschen für ein Ehrenamt zu finden, sei ein „rar gesätes Gut“ geworden. Dann gleich einen kompletten Ortschaftsrat selbstbestimmt auszutauschen sei eine Besonderheit, verdiene aber Respekt.
Wohl wie kaum ein anderes Gesicht hat Egon Beuschlein in den vergangenen drei Jahrzehnten für Dertingen gestanden. In dieser Zeit hat er sich Verdienste weit über die Dertinger Gemarkung hinaus erworben. „Mit ihm verliert Wertheim ein kommunalpolitisches Schwergewicht“, wertete der OB dessen vielfältiges, bürgerschaftliches Engagement. Als Ortsvorsteher, aber auch als Ortschafts- und Gemeinderat habe sich Beuschlein über eine lange Zeit für viele Menschen eingesetzt. Ein „unverrückbarer politischer Kompass“ und eine große Hartnäckigkeit, aber auch Verlässlichkeit und Humor seien kennzeichnend für seine Arbeit gewesen, hob Herrera Torrez hervor.
In seinen Abschiedsworten dankte Egon Beuschlein besonders seiner Familie, seinen Mitstreitern im Ortschaftsrat und der Stadtverwaltung. Die Doppelfunktion als Ortsvorsteher und Gemeinderat sei „nicht immer einfach“ gewesen. Auch wenn Beuschlein es nicht explizit ausdrückte, so war doch zu spüren, dass an diesem Tag ein ganz besonderes und herausragendes politisches Engagement zu Ende ging. Der lang anhaltende Applaus ließ erahnen, welche Bedeutung und Wertschätzung die Dertinger ihrem Ortsvorsteher zusprachen. Die Jungen rief Beuschlein abschließend zum Engagement im Ort auf: „Die Dörfer brauchen es!“
Ein Ruf, der bei den Wahlen vor gut vier Wochen schon ausreichend Widerhall gefunden hatte. Dass es mehr Kandidaten als Gewählte gegeben habe, sei ein großes Glück, so OB Herrera Torrez: „Eine Auswahl zu haben, ist ein hohes Gut in der Demokratie“.
Aus ihrem Kreis wählten die vier neuen Mitglieder des Ortschaftsrats per Akklamation Bernhard Schneider einstimmig zum neuen Ortsvorsteher. Sein Stellvertreter wird Gustav Schmidt sein. „Wir sind alle neu in diesem politischen Amt und werden engagiert mit dieser Aufgabe umgehen“, versicherte Schneider unter großem Beifall der Bevölkerung.
Neben Egon Beuschlein, der seit 1994 durchgehend im Ortschaftsrat vertreten war, davon die letzten 15 Jahre als Ortsvorsteher und zusätzlich von 1999 bis 2019 Mitglied des Wertheimer Gemeinderat war, wurden auch die weiteren bisherigen Ortschaftsräte verabschiedet.
Udo Schlundt gehörte in den vergangenen 25 Jahren durchgehend dem Ortschaftsrat an. Neben seinem „Steckenpferd“, den Gemarkungs- und Grenzsteinen, hob Herrera Torrez auchdessen „außerordentliches Engagement“ in der Freiwilligen Feuerwehr oder beim Ausbau der A3 hervor. „Sie haben das vorbildlich gemacht“, lobte der OB.
In seinem kurzen Rückblick hob Schlundt besonders die Umbauten der Mandelberghalle und des Kindergartens sowie die Sanierung des Rathauses, Sportheims und Feuerwehrhauses hervor. Auch sein Herzensanliegen, die Dertinger Gemarkung und Grenze, blieb nicht unerwähnt.
„Unser Dorf soll noch schöner werden. Traut Euch etwas zu!“, richtete Schlundt sichtlich bewegt an die Bevölkerung.
Insgesamt zwölf Jahren war Joachim Hettinger im Gremium aktiv. Dabei habe er sich in unterschiedlichen Facetten eingebracht und sich vielfältig um die Ortschaft verdient gemacht, lobte der OB.
Hettinger erinnerte an die Umsetzung vieler Ideen aus der Bevölkerung, wie den Adventsmarkt, den Friedweinberg, den Frühjahrsputz oder die Schmökerecke. Besonders dankte er den Vereinen für die vielen Gemeinschaftsaktionen. „Man sollte sich selber nicht zu wichtig nehmen“, erinnerte er an seine Haltung als Ortschaftsrat.
Vor eineinhalb Jahren ist Stefanie Schlundt in den Ortschaftsrat nachgerückt. „Die Erfahrung möchte ich keinen Tag missen“, bilanzierte sie.
Mit musikalischen Beiträgen des Chors „Vocalis“ und der Musikkapelle wurde zum gemütlichen Rahmen übergeleitet. Und gleichzeitig eine neue Ära in der Dertinger Dorfgeschichte eingeläutet. kg
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/wertheim_artikel,-wertheim-ende-einer-aera-in-dertingen-egon-beuschlein-verabschiedet-_arid,2222294.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/wertheim.html