Prunksitzung

Urpharer Narren bringen den Saal in Orfel zum Beben

Von Beginn an herrschte im Saal ausgezeichnete Stimmung

Von 
Matthias Ernst
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Urphar. Spätestens als der Elferrat des SSV Mainperle in den Saal einzog, blickte Sitzungspräsident Marc Wiegand in viele fröhliche Gesichter, aber auch in erwartungsfrohe Augen. Über zwei Jahre musste das närrische Volk darben, nun wurde es wieder von der Leine gelassen. Gleich von Beginn der Prunksitzung des SSV Mainperle Urphar/Lindelbach an herrschte eine super Stimmung. Die Auftritte wurden würdig beklatscht und gefeiert. „Wir sind zurück im Feuerwehrhaus“, stellte Wiegand begeistert fest.

Nach der Ansage: „Mögen die närrischen Spiele beginnen“, hatten dann die „Magic Kids“ihren ersten Auftritt überhaupt. Seit zwei Jahren fieberten sie diesem Ereignis entgegen und waren entsprechend aufgeregt. Doch der Tanz klappte reibungslos und die Beifallrakete wurde gezündet.

Routinier Wolfgang Huskitsch aus Dorfprozelten hatte wieder viele Anekdoten aus seinem Leben mitgebracht. Den Fotowahn in den sozialen Netzwerken nahm er ebenso auf die Schippe wie den Trend zur Selbstdarstellung.

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Mit „Ich grüße euch, ihr edlen Narren“, kam Bernd Hartmannsgruber als Vertretung von OB Markus Herrera Torrez auf die Bühne. Seine Reime waren zwar sehr launig, konnten Marc Wiegand allerdings nicht überzeugen. „Mir scheint, der Markus ist ein Faschingsmuffel, mit dem Humor einer geschälten Zwiebel“, kommentierte er die Tatsache, dass der Rathaus-Chef nicht persönlich nach Orfel gekommen war.

Auch Ortsvorsteher Deltlev Dosch übte Kritik: „Ich habe das Gefühl, dass die Bauplätze in Urphar mit Gold aufgewogen werden“. Während in anderen Ortsteilen dringend neue Bauplätze gesucht werden, ist das Angebot in Urphar noch recht groß. Da kam das Schmuckstück zum Tanz der „Crazy Moves“ gerade richtig. Marc Wiegand deutete es als Ortsschild von Wertheim. Von vorne war aber zu lesen: „Herzlich willkommen im Irrenhaus“, was viele Lacher nach sich zog. Gekonnt wirbelten die jungen Damen über die Bühne und erzählten ihre Geschichte zu dem Schild mit Witz und einer ausgefeilten Choreographie.

Mehr auf das Dorfgeschehen gemünzt waren die „ONG“, die Orfler Narren Geschichten“, vorgetragen von Marc Wiegand, Kerstin Mattern und im Hintergrund Rosi Barukcic. Viel gelacht wurde über den „Hundehaufenslalom“, den man in Urphar fehlerfrei absolvieren kann, oder über den „Haxn-Countdown“, weil während Corona die Außerhaus-Gerichte so gut nachgefragt waren. Natürlich durfte auch die abgeklemmte Ampel nicht fehlen, weil die Stadtverwaltung den Einheimischen nicht glauben wollte, dass ihre Stromversorgung über das Gebäude der Volksbank läuft. Speziell für die Sandhasen aus Bettingen werde es in Kürze einen VHS-Kurs geben zur Orientierung für Narren in Wertheim-Ost. Man nahm damit Bezug auf die Irrwege einiger Bettinger nach der Prunksitzung in Homburg, die nur wegen des beherzten Eingreifens von Urpharer Narren den Weg nach Hause fanden. Ob die Abordnung aus Homburg nach der Sitzung in Urphar ihren Weg nach Hause gefunden hat, ist nicht überliefert. Zur guten Stimmung im Saal trug auch der „Wettstreit der Gegensätze“ bei, als die SSV-Hitparade lief. Stimmungshits und schnelle Umzugspausen prägten das Geschehen auf der Bühne. Die Mitwirkenden sind alte Hasen, was man von Jannik Eitel nicht sagen kann. Der Dorfprozeltener hielt erst seine zweite Bütt überhaupt. Doch die kam gut an.

Bewunderung erntete Tanzmariechen Christina Späth von den Steiner Schlossgeistern für ihren Auftritt. Ihre akrobatischen Einlagen und anmutigen Bewegungen rissen alle von den Stühlen.

Rücktritt vom Rücktritt

Da hatte es Rolf Herzl leicht, die Stimmung hochzuhalten. Bei der letzten Prunksitzung hatte er sich noch in die Narrenrente verabschiedet, was Marc Wiegand zu der Aussage verleitete, woher denn der Rücktritt vom Rücktritt komme. Herzl erklärte, er habe nur die Figur „Hauptmann Küppers“ sterben lassen habe, er aber nicht von der Bühne abtreten wollte. Mit Gerd Nägele hat er eine neue Kunstfigur geschaffen, die der Welt noch immer aufs Maul schaut, aber es wesentlich gemäßigter beim Publikum anbringt. Die Gags saßen noch immer, so wie bei: „Ich habe auch einen Beruf, ich bin der Sohn von der Mama“. Natürlich fehlten auch seine Gesangseinlagen nicht, wobei Anleihen bei Reinhard Mey nahm.

Seit 30 Jahren stehen die „Bergdohlen“ auf der Bühne. Das Markenzeichen des Quintetts sind bissige Texte zum Ortsgeschehen musikalisch verpackt. Vor allem ihr Refrain: „Um sechs hol ich beim Bäck mei Weck“ wurde ein echter Ohrwurm im Saal. Das neue Superfood mit Insekten wurde in ihrem Vortrag genauso durch den Kakao gezogen, wie ihre Kompetenz in „Wirtschaftsfragen“, weshalb sie gerne Politiker wären. Natürlich ging man auch auf den fehlenden Metzger Edwin ein. „Aber der Mucki hilft uns in der Not“, hatten sie gleich eine Lösung parat.

Den Abschluss des närrischen Treibens lieferte das Männerballett, die „Don Promillos“. Ihr getanzter Junggesellenabschied auf Malle kam ebenso gut an, wie die „Party im Bienenstock“, den das SSV Damenballett vorher aufgeführt hatte.

Mit dem Hinweis auf den Schautanzabend an diesem Freitag und dem Abend der Männerballett-Gruppen am Samstag beendete Marc Wiegand die mehr als schwungvolle Sitzung, nach der das Narrenolk noch lange feierte.

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