Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Unwürdiger Schlusspunkt

Für die Menschen in Wertheim und Umgebung ist das Aus der Wertheimer Rotkreuzklinik zweifellos ein großer Einschnitt, den sie buchstäblich am eigenen Leib erfahren werden. Die Folgen sind gravierend und in den letzten Monaten vielfach von fachkundiger Seite beschrieben worden. Tatsächlich liegt die prosperierende Region nun, was die medizinische Versorgung angeht, auf dem Niveau von entlegenen, dünn besiedelten Gebieten am Rande der Republik.

Fassungslos macht auch das unwürdige Ende und die Kaltschnäuzigkeit der Schwesternschaft München, deren inkompetentes Management zu einem großen Teil zur Misere beigetragen hat. Zum Ende hat sich die Führungsetage der Organisation, die sich laut Wertekanon unter anderem „eine offene und systematische Informationspolitik“ auf die Fahne geschrieben hat, ein Schurkenstück geleistet.

Die Schwesternschaft hat oft genug bewiesen, dass sie – vorsichtig formuliert – ein ganz spezielles Verhältnis zur Realität und Wahrheit pflegt. Der Gipfel nun die Mitteilung am Donnerstag: Man sei weiter bereit mit der Stadt zu verhandeln. Es fehle allerdings „an Detailtiefe, die für eine ausgereifte Entscheidung erforderlich ist“. Es war der durchsichtige Versuch, den schwarzen Peter weiterzureichen. Spätestens nach dem Treffen von Generaloberin Edith Dürr, Insolvenzverwalter und Stadtverwaltung am Freitag vergangener Woche war klar, dass die Schwesternschaft von einer städtischen Übernahme Abstand genommen hatte, mutmaßlich weil sie so finanziell besser davonkommt.

So mancher Beobachter leidet seither womöglich vor lauter Kopfschütteln an einem Schleudertrauma. Bleibt zu hoffen, dass die Beschäftigten, die bald unterm Dach der neuen Fachklinik arbeiten, einer besseren Zukunft entgegensehen. Der Zorn jener, die ihre Lebensplanung neu ausrichten müssen, ist berechtigt und trifft die Münchner Schwesternschaft. Ob das dort jemanden kümmert?