Hängepartie

Rotkreuzklinik Wertheim: Gespräche zur Übernahme erst nach Ostern

Nachdem die Rotkreuzschwestern München Verhandlungen in dieser Woche abgesagt haben, wird es erst nach Ostern zu Gesprächen zur Übernahme des Krankenhauses durch die Stadt kommen.

Von 
Gerd Weimer
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Die Menschen warten auf eine Lösung für die Klinik. Hunderte protestierten in Stuttgart, Tauberbischofsheim (im Bild) und Wertheim. Alle Beteiligten sprechen von Zeitdruck, doch die Schwesternschaft München will die Gespräche mit der Stadt zur Übernahme des Krankenhauses erst nach Ostern führen. © Oliver Luksch

Wertheim. Hohe Wellen schlug die FN-Berichterstattung über die abgesagten Gespräche zwischen der Stadt Wertheim und der Schwesternschaft München zu einer möglichen Übernahme der Wertheimer Rotkreuzklinik. Am Montag wurde der Gemeinderat darüber informiert, dass die bisherige Trägerin der insolventen Klinik die Verhandlungen auf Eis gelegt hat. Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez wollte eigentlich noch diese Woche in die bayerische Hauptstadt reisen, um auf Grundlage einer zuvor formulierten Absichtserklärung (Letter of Intent) erste Pflöcke für die Übernahme einzuschlagen.

Termin abgesagt

Daraus wurde nichts. Die Schwesternschaft sagte den Termin ab, obwohl sie zuvor mit den Grundzügen der Absichtserklärung einverstanden war. In dieser wird vorgeschlagen, dass die Münchnerinnen die Stadt mit einem erheblichen finanziellen Beitrag ausstatten, um die zu erwartende Verluste in den nächsten Jahren wenigstens zum Teil aufzufangen. Nach FN-Informationen handelt es sich um etwas mehr als 20 Millionen Euro.

Zusammen mit der Unterstützung durch den Landkreis, über die der Kreistag in seiner nichtöffentlichen Sitzung am Mittwoch eine Grundsatzentscheidung treffen wollte, könnte die Rückkehr des Krankenhauses unter das städtische Dach finanziell darstellbar sein, so das Kalkül. Selbst dann müsste die Stadt Wertheim erhebliche Mittel aufbringen, also Leistungen und Investitionen streichen sowie Abgaben und Steuern erhöhen.

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Weiter verhandlungsbereit

Am Montag wurde – wie berichtet – der Gemeinderat darüber informiert, dass die Schwesternschaft ihre Anwaltsteam gewechselt hat und die Verpflichtungen aus Versorgungsansprüchen für Mitarbeiter juristisch neu bewerten lassen will. Dies mache eine Schließung des Hauses wahrscheinlicher, so die Befürchtung.

Auf FN-Anfrage erklärte eine Sprecherin am Mittwoch, die Schwesternschaft bewerte „laufend die Entwicklungen“. Ein neuer Gesprächstermin sei für einen Zeitpunkt nach Ostern geplant. „Grundsätzlich gilt: Wir sind weiterhin gesprächs- und verhandlungsbereit.“ „Alle Beteiligten sind sich darüber im Klaren, dass die aktuelle Situation viel Geduld und Verständnis seitens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlangt“, räumt die Sprecherin ein. Gleichwohl möchte man weiterhin „die notwendige Zeit in die Verhandlungen investieren, um ein möglichst werthaltiges und zufriedenstellendes Ergebnis erzielen zu können“. Selbstverständlich liege dabei der Fokus darauf, „schnellstmöglich verbindliche Verhältnisse zu schaffen, damit für alle Klarheit über die Zukunft der Klinik besteht.“

Klarheit schaffen

Insolvenzverwalter Mark Boddenberg lässt über eine Sprecherin mitteilen, die Verhandlungen liefen weiter und benötigten lediglich etwas mehr Zeit. „Dass allen Beteiligten diese überhaupt verbleibt, um eine Lösung zu finden, ist dabei der Schwesternschaft zu verdanken“, heißt es. Die Münchnerinnen deckten aktuell monatliche Verluste der Rotkreuzklinik in Höhe von 600 000 Euro – ohne rechtliche Verpflichtungen.

Zügig zu Ergebnis kommen

Jedem Verhandlungspartner müsse dabei ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt werden, die Sachlage zu erörtern. Eine Fortführung des Klinikbetriebs sei von verschiedenen Faktoren abhängig. „Diese erstrecken sich von Stadt über Kreis bis hin zur Schwesternschaft. Dabei haben alle drei Beteiligte weiterhin Verhandlungsbedarf“, so die Sprecherin. „Das Insolvenzverfahren steht weiter unter Zeitdruck, ist aber in sich stabil“, versichert sie. Wichtig bleibe, dass alle Beteiligten nun zügig zu einem Ergebnis kommen, erklärt die Sprecherin.

Auch Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez weist auf die knappe Zeit hin: Er habe vor und nach der Sitzung des Gemeinderats am Montag erklärt, dass eine gemeinsame Kraftanstrengung des Landes Baden-Württemberg, des Main-Tauber-Kreises, der Schwesternschaft, der Mitarbeiter der Rotkreuzklinik sowie der Stadt Wertheim notwendig sei.

An einem Strang ziehen

„Nur wenn alle an einem Strang ziehen und Willens sind, ihren Teil beizutragen, wird es eine Lösung geben können“, lässt er sich am Mittwoch zitieren. Dafür brauche es „sehr zeitnah“ verbindliche Aussagen aller, um zu einer Entscheidung kommen zu können. „Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass das Wegbrechen oder zu langes Zögern einer dieser Akteure zum Scheitern führt. Dieser Konsequenz und Verantwortung müssen sich alle handelnden Akteure bewusst sein“, appelliert Herrera Torrez

Redaktion Reporter Wertheim

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