Preisbremse

Stadtwerke Wertheim: Information über Energieabschlag kommt später

Energieversorger kann gesetzliche Frist nicht einhalten. Aber: „Alle profitieren in voller Höhe von Entlastung.“

Von 
Gerd Weimer
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Thomas Beier (links) und Volker Seidenspinner von den Wertheimer Stadtwerken. © Gerd Weimer

Wertheim. Die Bundesregierung hatte den Energieversorgern vorgegeben, ihren Kunden bis spätestens 1. März mitzuteilen, wie viel Geld sie 2023 durch die Strom- und Gaspreisbremse sparen. Wie fast alle anderen Unternehmen konnten die Wertheimer Stadtwerke diese Frist nicht einhalten, erklärte Geschäftsführer Thomas Beier bei einem Pressegespräch am Montag.

Thomas Volker Seidenspinner, Leiter des Kundencenters, rechnet damit, dass die Schreiben inklusive der Angaben über die Höhe der neuen Abschläge für das laufende Jahr Mitte März verschickt werden. Grund für die Verzögerung sei die schwierige technische Umsetzung der komplexen Regelung, so Thomas Beier. Man wolle die Verbraucher mit akkuraten Informationen versorgen, allerdings sei die fachgerechte Verarbeitung der notwendigen Daten derzeit „zu unstabil“, so Volker Seidenspinner. Zudem gebe es Engpässe bei den Druckdienstleistern.

„Massive Eingriffe“ in IT-Systeme

Man könne nicht abschätzen, wie die Datenverarbeitungssysteme auf die Anforderungen reagieren, weil in den vergangenen Monaten „massive Eingriffe“ in die Systeme vorgenommen werden mussten. Die zu Grunde liegenden Gesetzesvorgaben seien sehr kurzfristig in Kraft gesetzt worden.

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Hinzu komme, dass jeder Kunde individuell angeschrieben werden müsse, da alle Haushalte einen unterschiedlichen Stromverbrauch verzeichnen, so Thomas Beier. Volker Seidenspinner erläuterte, dass die neuen Abschläge trotz verspäteter Information ab Anfang des Jahres gelten.

Man werde die positive Effekte der Preisbremsen in den nachfolgenden Monaten ab März nachträglich gutschreiben. Alle Kunden würden auf jeden Fall in voller Höhe von der Entlastung profitieren.

Sollte es nicht zu unvorhergesehenen Änderungen von Seiten des Gesetzgebers kommen, blieben die Preise für Strom und Gas in diesem Jahr stabil, versicherte Thomas Beier.

Die Auswirkungen der Strompreisbremse kalkulierte Beier anhand eines Zwei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3000 Kilowattstunden. Für 80 Prozent der Strommenge gilt demnach der festgelegte Preis von 40 Cent pro Kilowattstunde.

Für die restlichen 20 Prozent des Verbrauchs ist der Tarifpreis der Stadtwerke von rund 45 Cent fällig. Hinzu kommen die rund 120 Euro Grundgebühr pro Jahr.

Spareffekt

Daraus ergebe sich durch die staatliche Subvention eine Ersparnis von rund 120 Euro jährlich, rechnete Beier vor. Statt 1350 Euro müsste der Haushalt 1230 Euro zahlen. Der Einspareffekt sei relativ klein, da die Stadtwerke mit ihren Preisen nahe an der Preisbremse lägen, erläuterte Thomas Beier. Volker Seidenspinner ergänzte, dass es mit der teilweisen Deckelung der Preise weiterhin einen Sparanreiz gebe. Wer unter der Schwelle von 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs bleibe, müsse die wenig höheren Normaltarife überhaupt nicht zahlen.

Was die Entwicklung im nächsten Jahr angeht, will Thomas Beier keine Prognose abgeben. „Wir wissen nicht, was das neue Normal ist“, sagte er. Eine Kalkulation für 2024 sei derzeit wegen der stark schwankenden Preise auf den Handelsplätzen nicht möglich. Bei einem ist sich Beier indes ziemlich sicher: „Wir kommen nicht in die alte Welt zurück.“ Preise wie vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind also kaum zu erwarten.

Teures Flüssiggas

Volker Seidenspinner erläutert die Situation anhand der Einkaufspreise. Für Gas, das man im Jahr 2014 beziehe, müssten die Stadtwerke momentan etwa 130 Euro berappen – acht Mal mehr als vor der Krise. Seit Russland die Pipeline Nordstream 1 abgedreht hat, werde der Markt mit Flüssiggas beliefert. Verarbeitung und Transport seien viel teurer als es bei dem russischen Erdgas der Fall gewesen ist.

Redaktion Reporter Wertheim

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