Wertheim. Die Stadtwerke Wertheim berechnen ihren Kunden die verringerte Mehrwertsteuer für das komplette vergangene Jahr. Dies teilte Stadtwerke-Chef Thomas Beier am Mittwoch bei einem Pressegespräch mit.
Die Bundesregierung hatte beschlossen, den Steuersatz auf Gaslieferungen rückwirkend ab dem 1. Oktober 2022 bis Ende März 2024 von 19 auf sieben Prozent zu reduzieren. Für Kunden der Stadtwerke gilt diese Regelung nun nicht nur für die Monate Oktober, November und Dezember, sondern für das ganze Jahr.
Die Reduzierung wird auf der Jahresabrechnung der Gaskunden berücksichtigt, die in diesen Tagen in den Briefkästen und elektronischen Postfächern der privaten Haushalte landet.
Die Entlastung für die Verbraucher wird laut Thomas Beier durch das Steuerrecht ermöglicht und belastet nicht das Ergebnis des Unternehmens, an dem mehrheitlich die Stadt Wertheim beteiligt ist. Demnach ist für die Gewährung des verringerten Steuersatzes die Leistungsfeststellung maßgeblich. Da es aber im Oktober keine Zählerablesungen gegeben habe, könne man die Steuersenkung über das komplette Jahr an die Kunden weitergeben.
Für die Verbraucher ergibt sich laut Beier eine merkliche Entlastung. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Gasverbrauch von 30 000 Kilowattstunden müsste bei einer nur dreimonatigen Steuersenkung grob kalkuliert 120 Euro weniger zahlen. Über das ganze Jahr sind es jetzt etwa 400 Euro.
Angesichts des in den vergangenen Monaten rasanten Anstiegs der Großhandelspreise beim Gaseinkauf müssen, so Beier, die Verbraucher 2023 deutlich tiefer in die Tasche greifen. Über das gesamte Jahr dürfte die Steigerung für den genannten Beispielhaushalt bei rund 1000 Euro liegen – trotz Mehrwertsteuersenkung und Gaspreisbremse. Die Rechnung werde somit um fast ein Drittel höher liegen.
Wegen der Preisentwicklung würden einige Kunden von sich aus den monatlichen Abschlag erhöhen wollen, berichtet Volker Seidenspinner, Leiter des Kundencenters. Damit vermeide man böse Überraschungen am Jahresende.
Unterdessen zeigt die Preispolitik der Stadtwerke Erfolge, was die Kundengewinnung angeht. Angesichts der relativ niedrigen Strom- und Gaspreise im Wettbewerbsvergleich suchten viele Verbraucher aus dem Versorgungsgebiet den Weg zurück zu den Stadtwerken, da die einst günstigen Konkurrenten ihre Kunden mit hohen Preissteigerungen verschreckten.
Sowohl beim Strom als auch beim Gas sei die Zahl der Kunden um etwa zehn Prozent gewachsen, informierten Beier und Seidenspinner. Demnach beziehen mittlerweile mehr als 16 000 Haushalte ihre Energie von den Stadtwerken, was einem Marktanteil von rund 80 Prozent entspreche.
Ob die dazugewonnenen Kunden auch dann treu bleiben, wenn Wettbewerber wieder mit günstigeren Angeboten locken, stehe allerdings in den Sternen, hieß es.
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