Sozialarbeit - Ausschuss für Verwaltung und Finanzengenehmigt jährlich fast 8000 Euro / Beteiligung an Fixkosten für Projekt des Diakonischen Werks

Stadt Wertheim zahlt künftig Zuschuss für Tafelladen

Weil die Defizite in absehbarer Zeit kaum auszugleichen sind, beteiligt sich die Stadt künftig mit einem vierstelligen Betrag an der Finanzierung des Tafelladens in Wertheim.

Von 
Gerd Weimer
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Nur das große Engagement der Ehrenamtlichen macht den Betrieb des Tafelladens möglich. © Diakonisches Werk

Wertheim. Die Stadt Wertheim bezuschusst künftig den Tafelladen in der Dr.-Hübsch-Straße mit fast 8000 Euro jährlich. Dies beschloss der Ausschuss für Verwaltung und Finanzen einstimmig bei seiner Sitzung, die am Montag per Videokonferenz stattfand.

Damit kommt die Stadt einer Bitte der Wohlfahrtsverbände (Diakonie, Caritas) nach, die im Oktober vergangenen Jahres in einem Schreiben den größten Kommunen des Landkreises einen Finanzierungsvorschlag machten, um einen Teil der Fixkosten im Bereich der Infrastruktur zu übernehmen. In dem Schreiben erläuterten die Verbände, dass die Tafelläden „nicht als Armenspeisung oder Suppenküche“ zu vestehen sind. Vielmehr leisteten sie „einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Lebensmittelvernichtung und zur sozialen Unterstützung von Bedürftigen“. Es bestehe allerdings die Gefahr, „nur zu einer Reparaturmaßnahme für den Sozialstaat zu werden, dem es nicht gelingt, seine Bürger umfassend vor Armut zu schützen“.

Hintergrund: Wertheimer Tafelladen des Diakonischen Werks

Der Wertheimer Tafelladen besteht seit 2006 und ist derzeit dreimal pro Woche (Montag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 12 Uhr) geöffnet.

Laut Vorlage für die Ausschusssitzung kaufen dort etwa 40 bis 50 Menschen pro Öffnungstag ein.

Demnach profitieren davon etwa 250 Erwachsene und 200 Kinder aus rund 180 Haushalten von dem Angebot.

Jeder Mensch, der seine Bedürftigkeit nachweist, kann im Tafelladen einkaufen. Der notwendige Einkaufsausweis wird von den Sozialämtern oder den Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbänden im Landkreis ausgestellt.

Ehrenamtliche holen die Lebensmittel morgens von ortsansässigen Händlern ab und bringen sie in die Tafel. Nach Öffnung des Ladens können die Kunden benötigte Waren aussuchen und mengenbegrenzt einkaufen.

Die Artikel werden für einen symbolischen Preis (10 bis 20 Prozents des Werts) veräußert. wei

Pandemie lässt Erlöse sinken

Die Tafelläden finanzieren sich vor allem durch Verkaufserlöse. Diese seien abhängig von den Öffnungszeiten, in denen Ehrenamtliche die Lebensmittel ausgeben. Weil diese meist älteren Semesters sind, und sich entsprechend vor dem Virus schützen mussten, kam es zu Beginn der Pandemie zu einem „gravierenden Erlöseinbruch, der in den meisten Tafeln nicht mehr aufgeholt werden“ konnte, heißt es.

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Mit Hilfe von Spenden der vor Ort agierenden Fördervereine sei es in der Vergangenheit gelungen, die Defizite auszugleichen. Diese lagen bei den drei Läden des Diakonischen Werks (Wertheim, Lauda-Königshofen, Bad Mergentheim) zwischen 31 000 und 54 000 Euro. Am Tauberbischofsheimer Standort, der von der Caritas betrieben wird, betrug das Defizit zwischen 17 000 und 37 000 Euro.

Da es künftig einen „unumkehrbaren Rückgang der Kirchensteuermittel“ geben wird, müssten die Kirchen entscheiden, „an welcher Stelle der sozialen Arbeit ein Defizitausgleich nicht mehr stattfinden kann“, heißt es in dem Schreiben. Auch das Spendenaufkommen ließe sich nicht steigern. Die Fördervereine vor Ort profitierten bislang, so erläuterte Wolfgang Pempe, Diakonie-Geschäftsführer im Main-Tauber-Kreis, von einem „starken Mittelstand“, der leider von der Pandemie beeinträchtigt werde.

Kostenblock Miete

Die beiden kirchlichen Verbände schlugen deshalb vor, dass sich Kommunen und Landkreis am größten Kostenblock mit etwa 80 Prozent beteiligen. Das sind die Aufwendungen für Miet- und Nebenkosten. Unter dem Strich würden damit 38 820 Euro fließen.

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Auf den Wertheimer Tafelladen entfallen 13 250 Euro, wovon die Stadt 7 950 und der Landkreis 5 300 Euro übernehmen sollen. Der Finanzierungsbedarf fällt in Wertheim am höchsten aus, weil hier die Mietkosten vergleichsweise hoch sind. Die Zuschüsse für die Läden in den anderen Kommunen betragen für Tauberbischofsheim 9200 Euro, Lauda 7720 Euro und Bad Mergentheim 9650 Euro.

Laut Sitzungsvorlage zahlt die Kurstadt bereits 2500 Euro jährlich, Tauberbischofsheim hat bisher keine Zuschüsse bezahlt, aber einzelne Projekte unterstützt. Lauda-Königshofen bewilligte im November vergangenen Jahres 3000 Euro, weitere 1000 Euro sollen dortige Nachbargemeinden beisteuern.

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez und Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen betonten die enorme Bedeutung des Wertheimer Tafelladens für die Sozialarbeit und lobten die ehrenamtliche Tätigkeit der Helfer. „Es wäre natürlich besser, es bräuchte solche Einrichtungen überhaupt nicht“, sagte der OB. Man müsse jedem einzelnen dankbar sein, der über Spenden oder freiwilliges Engagement das Angebot ermögliche.

Redaktion Reporter Wertheim

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