Autobiografie - Siegfried Wüst schrieb das Buch „Vom Lausbub zur Führungskraft“ / Probleme verstehen und lösen

Sigfried Wüsts Autobiografie: Der Wertheimer Opa prägte seine Gedankenwelt

Von 
Nadine Schmid
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Der gebürtige Wertheimer Siegfried Wüst mit seinem Buch. © Nadine Schmid

Wertheim. Seit etlichen Jahren lebt der ehemalige Unternehmer und heutige Rentner Siegfried Wüst in Mauern bei Landshut. Geboren ist der Autor, der schon etliche Bücher über aktuelle wirtschaftliche und politische Themen geschrieben hat, aber in Wertheim. Nun geht der 75-Jährige in seinem neuesten Buch „Vom Lausbub zur Führungskraft“ unter anderem auf seine ersten Lebensjahre ein, in denen ihn sein Großvater, ein in der Altstadt lebender Landwirt, geprägt hat.

„Menschen sind systemrelevant!“ So kann man die Erkenntnis und Botschaft des gläubigen Christen Siegfried Wüst zusammenfassen. Aus dieser Sichtweise heraus betrachtet er seit Jahrzehnten Entwicklungen und Fehlentwicklungen in Wirtschaft und Politik. „Wenn ich meine Erkenntnisse einfach für mich behalten und wegdrücken würde, könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen“, begründet Wüst sein Engagement.

Erkenntnisse weitergeben

Nun wollte er in einer Autobiografie seine Erkenntnisse zusammenfassen und weitergeben. Wüst wünscht sich, dass angehende Führungskräfte seine Lebenserfahrung und Ideen als Anregung verstehen, um Probleme anzugehen und zu lösen. So entstand das im Tredition-Verlag erschienene Buch, das ihn auf dem Titelbild mit einem der Hühner seines Großvaters zeigt. Diese hätten ihn schon früh dazu gebracht, neugierig zu sein und Zusammenhänge in Frage zu stellen: „Ich fragte mich damals: Hühner haben doch Flügel, warum können sie nicht fliegen?“

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Diese Neugier sei für ihn für den beruflichen Erfolg zentral. So bedauere er, wenn er heute Jugendliche beobachte, die eigentlich nur noch mit ihrem Smartphone beschäftigt seien und nicht mehr neugierig auf die Welt um sich herum. „Die können dann plötzlich die einfachsten Dinge wie Kopfrechnen nicht mehr.“

Er sei der Lieblingsenkel seines Großvaters gewesen, erinnert sich der Autor. Dieser habe ihn bereits in den ersten Lebensjahren durch seine Lebensphilosophie geprägt. Wüst erinnert sich in Bezug auf seine Wertheimer Zeit auch an allerlei lustige Anekdoten, etwa, wie er als Knirps gemeinsam mit seinem Opa per Fähre über den Main übersetzte, dass dieser ein gutes bayerisches Bier bekommt.

Seine Eltern gehörten der Generation an, die nach dem Krieg beim Wiederaufbau halfen. Er selbst sei später 68-er gewesen.

Noch vor Wüsts Einschulung verließ die Familie Wertheim. So verbrachte er seine Schul- und Studienzeit in Gießen. Im Studium beschäftigte Wüst sich mit Stark- und Schwachstromtechnik und wurde schließlich Ingenieur. „Aus dieser Sicht habe ich dann immer wieder die Soziale Marktwirtschaft betrachtet und festgestellt, dass in Demokratie und Wirtschaft einiges in Schieflage liegt.“

Wüst ist überzeugt, dass die Wirtschaft stetig versucht, Menschen und auch die Politik zu manipulieren, und die Politiker dies mit sich machen lassen. Man müsse nicht Banken und Unternehmen in den Fokus rücken, sondern die Menschen. Die Wirtschaft müsse verstehen, dass die Menschen ihr wichtigstes Gut seien, nämlich ihre Kunden. Auch den Umweltschutz mahnt der Buchautor an: „Wir haben nur eine Erde.“

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Unabhängigkeit

Was nun seinen erste Maßnahme wäre, wenn er bestimmen dürfte? „Wir müssen uns unabhängig von den chinesischen Märkten machen. Das tut uns nicht gut. Denn letztendlich ist da, wo die Produktion ist, auch das Know-how.“

Er habe selbst schon Erfahrungen mit Produktkopien gemacht, als er auf Messen Meldesysteme zur Kontrolle und Optimierung von Prozessen vorstellte. Da wandte der findige Geschäftsmann einen Trick an: Er gab immer nur ein paar der Funktionen seiner Geräte preis. Irgendwann hätten die anderen aufgegeben. „Man muss kreativ sein“, ist ein weiteres Credo Wüsts.

Die Menschen zu erreichen, indem man schaut, was sie brauchen, ist auch sein erklärtes Ziel bei seinem kirchlichen Engagement. „Die Frage muss sein, wie die Menschen die Kirche sehen.“ So hat er bereits in mehreren Kirchen im Bauausschuss an der Planung von für Menschen passenden Kirchengebäuden mitgewirkt. Besonders stolz ist er auf die Emmaus-Gemeinde in Hallbergmoos, die mit den Konfirmanden ein Kirchenmusical auf die Beine gestellt hat. Hier war Wüst wichtig, dass es Küchenräume und Duschen gibt, damit junge Menschen auch mal mehrere Tage im Kirchenraum zusammenleben können.

Weinberge am alten Krankenhaus

Zurück zu Siegfried Wüst und Wertheim. Da hier noch Verwandte von ihm leben, war er immer mal wieder in der Main-Tauber-Stadt, das letzte Mal vor ein paar Jahren. „Die Altstadt ist einfach traumhaft schön“, schwärmt er. Er hoffe, dass es sich erhalten kann. Toll finde er das Motto „Stadt der Weltmarktführer“, mit dem die Große Kreisstadt für sich wirbt.

Und dabei denkt Wüst vielleicht zurück an die Weinberge seines Großvaters, die sich am Hang zum alten Krankenhaus erstreckten und in denen er als kleiner Junge schon mithalf – bevor sie mit der Führe nach Kreuzwertheim zum Bier übersetzten.

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