Kleines Jubiläum

Seit zehn Jahren gibt es in Wertheim einen Burg- und Innenstadtmanager

Christian Schlager: Sein Name ist fest mit der Wertheimer Burg und der Innenstadt verbunden. Erfolgreiche Veranstaltungen, wie das Burgfilmfest, sind ihm zu verdanken. Vor zehn Jahren trat er den neu geschaffenen Posten des Burg- und Innenstadtmanagers an.

Von 
Heike Barowski
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Vor zehn Jahren schuf die Stadt den Posten des Burg- und Innenstadtmanagers. Christian Schlager hat seitdem viel bewegt und noch einige Träume. © Heike Barowski

wertheim. Das zehnte Burgfilmfest ist seit wenigen Tagen Geschichte. Zwei Wochen lang gab es die neuesten Kinohits in historischer Kulisse. Organisator war Christian Schlager. Mit dem Verlauf der kleinen Jubiläumsausgabe ist der Innenstadt- und Burgmanager durchaus zufrieden, auch wenn das zehnte Burgfilmfest rein von der Besucherstatistik nicht an die Zahlen von 2023 herankommt. „Wir haben die Zielmarke von 3000 Besuchern mehr als erreicht und waren bei allen Filmen – mit einer Ausnahme – dreistellig. Allein die Familienfilme haben jedes Mal rund 460 Besucher auf die Burg gebracht. In diesem Jahr ist das Burgfilmfest auch wettertechnisch ohne Regentag super gelaufen“, so Schlager.

Die Freude seinerseits ist durchaus berechtigt: Immerhin ist er der Initiator dieses inzwischen über die Grenzen Wertheims bekannten Filmfests, das 2015 zum ersten Mal lief – mit insgesamt 1500 Besuchern. „Mir war klar, dass es eine Weile dauern wird, bis sich das Festival etablieren wird.“ Die Statistik aus 2016 gab ihm Recht: über 1000 Zuschauer mehr. „Ich bin keiner, der so schnell aufgibt“, sagt Schlager selbst über sich.

Aktuell bereitet er den Besuch der der ehemaligen Tennisspielerin, Moderatorin und Schriftstellerin Andrea Petkovic am 3. Oktober auf der Burg vor. Ihre Kolumne in einer Zeitung mit großer Reichweite ist nicht die einzige Vorbereitung auf diesen wichtigen Termin. Zeit, über sein eigenes kleines Jubiläum nachzudenken, bleibt ihm somit nicht. Denn weitere von Schlager organisierte Veranstaltungen fordern ebenfalls seine Aufmerksamkeit.

Der 50-Jährige wurde in Lahr/Schwarzwald geboren und ist studierter Diplomverwaltungswirt.“ich hatte schon früh den Plan, mich in Richtung Kultur zu spezialisieren.“ Also studierte Schlager Kulturmanagement in Ludwigsburg. Vor zehn Jahren trat er dann die neu geschaffene Position des Burgmanagers in Wertheim an. Die historische Stadt, das Engagement vieler Menschen im kulturellen Bereich schätzt Schlager bis heute an Wertheim.

Erfolg auf der Burg 

„Die Stadtverwaltung hat damals sehr richtig erkannt: Wenn man Erfolg auf der Burg haben will, kann das nicht in irgendeiner Abteilung nebenher mitlaufen, sondern braucht professionellen Einsatz“. Die Aufgabe als Burgmanager schloss nahtlos an seinen Job in Altensteig im Schwarzwald an, denn auch dort wurde die Burg bespielt. Dass es kein klassischer „9 bis 17 Uhr-Job“ ist, wenn er etwas bewegen will, war ihm von Anfang an klar. „Wenn man nicht bereit ist, dies zu akzeptieren, ist man an dieser Stelle falsch“, sagt Schlager.

Auf der Wertheimer Burg lief vor Schlagers Zeit nur das, was Veranstalter von sich aus anboten. Also war seine erste Aufgabe: diesen Ansatz ausbauen. Der neue Burgmanager konnte große Agenturen, wie die Posthalle oder die „Echt-Hartmänner“, ins Boot und damit hochkarätige Acts auf die Burg holen. Nur elf Monate nach seinem Arbeitsbeginn im September 2014 startete im August 2015 das erste Burgfilmfest. Aktuell bietet die Burg an jedem Wochenende im Sommer ein attraktives Programm. „Wir sind auf einem sehr guten Level. Deutlich mehr geht kaum noch“, so Schlager.

Entwicklung der Innenstadt als Herausforderung

Die herausfordernde „Baustelle“ sei für ihn jedoch die Entwicklung der Innenstadt. „Bei der Burg kann ich in Eigenverantwortung innerhalb des Budgetrahmens agieren. In der Innenstadt dagegen haben wir 90 kleine Läden mit ihren Betreibern. Das ist eine ungleich größere Gemengelage, um etwas auf den Weg bringen zu können“, beschreibt Schlager in seiner Funktion als Innenstadtmanager die Ausgangslage.

Selbst kleine Veranstaltungen würden unzählige Gespräche erfordern. „Unser Job ist in erster Linie, Menschen in die Stadt zu bringen. Doch dann liegt es an den Händlern selbst, was sie daraus machen.“ Wenn Schlager von „uns“ spricht, meint er in erster Linie seine Kollegin Kathleen Nitschel, die ihn tatkräftig unterstützt. Mit dem Wertheimer Stadtmarketing Verein haben Nitschel und Schlager einen Partner an ihrer Seite, der sie tatkräftig unterstützt. Schlager spricht von einem absoluten Glücksfall. So ist dessen Vorsitzender Bernd Maack jemand, „der für diese Stadt mit einem enormen Einsatz rackert und ackert“.

Als Innenstadtmanager ärgern ihn besonders die Leerstände von Geschäften. Sein Fingerzeig geht in Richtung Immobilienbesitzer, die horrende Mieten verlangen und wenig kompromissbereit seien. „Sie könnten das leere Geschäft für ein halbes Jahr einem Popup-Store zur Verfügung zu stellen“, ist sein Vorschlag, von denen er noch mehr auf Lager hat. Bei dem Thema kommt Schlager so richtig in Fahrt.

Neben dem Mietspiegel sind auch die oft fehlenden Nachfolger Ursache dafür, dass ein Geschäft schließen muss. Den Trend, dass Einzelhändler aufgeben und im besten Fall noch ein Dienstleister in die Räumlichkeiten einzieht, kann Schlager nicht aufhalten. „Dass wir uns in der durch den Tourismus stark geprägten Innenstadt auch Händler als Nachfolger wünschen, ist unbestritten.“

Sein Wunsch: Gemeinsam am Rad drehen, um gemeinsam etwas hinzubekommen, was Ausstrahlung hat. „Dunkle oder gar zugeklebte Läden tun uns einfach nicht gut.“ Anders sieht die Situation in Sachen Gastrobetriebe aus. Hier gibt es keinen Leerstand. „Im Gegenteil, es gibt deutlich mehr Nachfrage“, sagt Schlager. Doch der für den Gastrobetrieb erforderliche Umbau der Räume schrecke dann meistens ab.

Für Menschen mit Ideen

Um dem Leerstand in der Innenstadt entgegenzuwirken, sucht die Stadtverwaltung Menschen mit einer Geschäftsidee, denen noch die Unterstützung fehlt.

Die Stadt will diese Ideen umfangreich fördern, indem sie die passenden Räume findet und die Miete mit mindestens 50 Prozent bis zu zwei Jahre hinweg bezuschusst.

Die Idee sollte vor allem nachhaltig sein, also auch länger als zwei Jahre am Markt bestehen können.

Interessierte sollen sich bei Christian Schlager per Mail unter: christian.schlager@wertheim.de melden. hei

Im Jahr 2034

„Schauen wir uns das Durchschnittsalter vieler Geschäftsinhaber an, ist fraglich, ob diese dann noch am Start sind“, Schlager schüttelt mit dem Kopf. Auch er weiß, dass es kaum einen Nachfolger in den familiären Reihen der Inhaber gibt. „Das ist aber nicht nur in Wertheim das Thema. In jeder Stadt wird sich in den kommenden Jahren deren Gesicht ändern.“

Als Ursache sieht er neben den steigenden Kosten und fehlendem Nachfolger vor allem das Angebot im Internet, mit Produkten aus aller Welt zu Dumpingpreisen. Einziger Vorteil vor Ort: der Service. „Ruckzuck kostet dann nämlich die Reparatur der billig im Internet gekauften Waschmaschine plötzlich 500 Euro – schöne neue Welt“, sagt der Innenstadtmanager etwas bissig.

Änderungen auf der Burg in den kommenden zehn Jahren sieht er dagegen abhängig vom Nutzerverhalten und vor allem vom städtischen Haushalt.

„Bauarbeiten, die nicht sicherheitsrelevant sind, werden ganz sicher verschoben, weil dies der Haushalt nicht hergibt.“ Im Veranstaltungsbereich dagegen sei man so gut aufgestellt, dass sich die Subventionen durch die Stadt in Grenzen halten. „Das Liveerlebnis wird bleiben, weil die Menschen soziale Wesen sind“, ist er sich sicher.

Und vielleicht hat sich bis dahin auch seine „Flitz-Idee, ein riesiger Flohmarkt in der Innenstadt, etabliert.

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