Wertheim. Seit Monaten ist der jüdische Friedhof in Wertheim für Besucher gesperrt. Grund: Die Wege auf dem Gelände sind nicht mehr sicher. Auf seiner Sitzung am Montag in der Main-Tauber-Halle machte der Gemeinderat nun den Weg frei für die Sanierung.
Allerdings haben sich die kalkulierten Kosten dafür mehr als verdoppelt. Im vergangenen Oktober war noch von etwa 100 000 Euro die Rede. Jetzt sind es 220 000 Euro. Bürgermeister Wolfgang Stein begründete die Steigerung mit der derzeit rasanten Teuerung bei Baumaßnahmen: „Die Baukosten galoppieren überall davon.“
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Nach der Sperrung des Friedhofs, der bereits 1406 angelegt wurde, und damit der älteste seiner Art in ganz Baden-Württemberg ist, hatte es Kritik an der Stadtverwaltung gehagelt. Die verwies auf die klamme Finanzlage. Eine alleinige Kostenübernahme durch die Stadt sei angesichts der aktuellen Finanzsituation nicht realisierbar, hieß es aus dem Rathaus.
Daraufhin gab es Spendaufrufe und auch Bemühungen in der Landeshauptstadt, mehr Fördergelder zu bekommen. Die Aktivitäten zeigten Früchte, wie sich bei der Gemeinderatssitzung zeigte: Das Stuttgarter Innenministerium steuert 100 000 Euro bei – jeweils zur Hälfte in den Haushaltsjahren 2021 und 2022. An Spenden kamen 30 000 Euro zusammen. 5000 Euro übernimmt der Landkreis, 2000 Euro die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden (IRG), die Eigentümerin des Friedhofs. Die Stadt muss demnach 83 000 Euro übernehmen. 15 000 Euro davon sind im Haushalt 2021 budgetiert. Die verbleibenden 68 000 Euro sollen nun außerplanmäßig finanziert werden, was durch Minderausgaben bei der Kreisumlage möglich sei, so die Verwaltung.
Bei der Aussprache hob Axel Wältz (CDU) die Bedeutung des Friedhofs als Kultur- und Gedenkstätte hervor. Die jetzt angestoßene Vollsanierung, sie soll drei Monate dauern und im März nächsten Jahres beginnen, löse man die Probleme längerfristig. Manfred Busch (Freie Bürger) sah den relativ kleinen Beitrag der IRG kritisch. OB Markus Herrera Torrez dämpfte die Hoffnung, dass von der Gemeinschaft mehr Mittel kommen könnten und verwies auf deren „wenige Einnahmen“.
Brigitte Kohout (SPD) mahnte wie auch Birgit Väth (Grüne), dass man bei der Sanierung auf die Totenruhe und die Würde des Ortes Rücksicht nehmen müsse. Bürgermeister Stein versicherte, alle Arbeiten würden mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt.
Eine weitere Verzögerung könne man sich kaum leisten. Das Innenministerium in Stuttgart warte „dringend“ auf die Rückmeldung aus Wertheim. Der Beschluss des Gemeinderats fiel letztendlich einstimmig aus.
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