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Lucha zur Wertheimer Klinik: „Werden noch kein Ergebnis haben“

Manfred Lucha gibt sich bei seinem Besuch in Wertheim versöhnlich. Der Minister räumt aber ein, dass noch keine Prognosen zur Zukunft des Wertheimer Krankenhauses möglich sind.

Von 
Gerd Weimer
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Minister Manfred Lucha (links) und Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez (rechts). © Gerd Weimer

Wertheim. Überpünktlich traf Landesgesundheitsminister Manfred Lucha am frühen Montagabend in der Stadt ein, die derzeit zusammen mit Nachbargemeinden um die Zukunft des Wertheimer Krankenhauses bangt. Die Plakate, die eine halbe Stunde zuvor noch auf dem Bergfried der Burg hoch über Stadt prangten, waren mittlerweile im Innenhof des Rathauses aufgespannt. Zentrale Botschaft: „Herr Minister Lucha: Finanzielle Hilfe jetzt!“

 Geschätzt 400 Leute waren gekommen, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen. Einige in weißer Kleidung. Es ging - wie angekündigt - ruhig zu. „Stille Präsenz“ war angesagt.

Der Minister wollte gerade zusammen mit Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez durch das Tor der Hofhaltung schreiten, als sein Telefon klingelte. Es muss wichtig gewesen sein. Ob Bundesminister Karl Lauterbach anrief, dessen Gesetzentwurf für die Krankenhausreform am Wochenende durchgesickert war, ist nicht überliefert.

Dieses Gesetz könnte zur Rettung der Wertheimer Klinik beitragen. Beispielsweise ist die Entfernung zum nächstgelegenen Krankenhaus Thema in dem Regelwerk. Stationen der Inneren Medizin und der Allgemeinen Chirurgie sollen in höchstens 30 Minuten per Auto erreichbar sein, heißt es.

Zeit für Rettung des Krankenhauses Wertheim läuft davon

Dringlicher ist allerdings aktuell die zeitliche Entfernung bis zu einer Lösung für das Hospital im Stadtteil Reinhardshof. Gewissermaßen rennt nicht nur die Zeit davon, sondern teils auch das Personal. Wegen der ungewissen Zukunft hagelt es Kündigungen - wie man hört jetzt vermehrt in der Ärzteschaft. Die Stellen können wegen des Insolvenzverfahrens nicht nachbesetzt werden.

Protestplakate auf der Wertheimer Burg. © Gerd Weimer

Soll die Klinik als Haus der Grund- und Regelversorgung erhalten bleiben, muss es schnell gehen. Die Hoffnungen ruhen jetzt vor allem auf dem Land, denn das hat die Hoheit über die gesetzlichen Planungen. Stuttgart legt fest, wo es Kliniken geben muss - im Umkehrschluss also, wo sie nicht gebraucht werden.

Bei der Kundgebung in Stuttgart vor fast zwei Wochen forderte OB Markus Herrera Torrez den Landesminister noch auf, die „organisierte Verantwortungslosigkeit“ zu beenden. Lucha riet dem Stadtoberhaupt mit solchen Ausdrücken vorsichtig umzugehen. Am Montagabend klang alles versöhnlicher. „Die Wertheimer können auch anders: friedlich und ruhig“, sagte OB Herrera Torrez bei der offiziellen Begrüßung vor der versammelten Menschenmenge.

"Es braucht große Kraftanstrengung"

Es brauche eine „große und gemeinsame Kraftanstrengung, um das Krankenhaus zu erhalten“, bekräftigte der OB. „Wir müssen vom Land erfahren, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und wir brauchen den Landkreis, um das zu schaffen.“ Mittlerweile eine Art Mantra des Rathauschefs, wenn es um die Klinik geht. Markus Herrera Torrez vergaß auch nicht die bisherige Trägerin (Schwesternschaft), die für die Rettung notwendig sei und „vor allem die Mitarbeiter“. Wenn alle am Strang ziehen, sollte es gelingen, den Standort zu erhalten, meinte er. Man werde in den nächsten Tagen weiter daran arbeiten.

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"Demo in Stuttgart war absolut okay"

Manfred Lucha hatte ein Nachsehen mit den protestierenden Wertheimern: „Ihre Demo in Stuttgart war absolut okay“, versicherte der Minister. Er sei nicht aus Zucker. „Wenn wir zwei uns kurz duellieren - zehn Sekunden - dann ist der Fisch ‚buddzd’“, versicherte er in bayerisch-schwäbischem Zungenschlag dem Rathauschef. Es für ihn eine Selbstverständlichkeit, nach Wertheim zu kommen. Im Gegensatz beispielsweise zu seiner „neuen bayerischen Kollegin“. Judith Gerlach hätte davon erfahren und ihm gesagt: „In tausend kalten Wintern hätte ich das nicht gemacht.“

"Geht nur miteinander"

„Wir kommen alle nur miteinander wirklich weiter“, beschwor er die Dialogbereitschaft. Er könne „nicht wirklich sagen“, wie der Prozess enden wird. Mit dem Gemeinderat wolle er „ganz offen sprechen“. Zum Beispiel über die „Faktoren, die zur Insolvenz geführt haben“, aber auch über die Erwartungen an die Zukunft.

Stiller Protest im Innenhof des Wertheimer Rathauses. © Gerd Weimer

Lucha räumte ein: „Wir werden heute noch kein Ergebnis haben.“ Vielleicht tauchten sogar noch weitere Fragen auf, die zu neuen Arbeitsaufträgen führen. Er wisse von Gesprächen der Stadt mit der Schwesternschaft diese Woche in München. Man müsse „alle Gesprächskanäle offenhalten“. Er erwartet einen genauen Blick auf die Situation. Dann könne man erwägen, was, wie zu tun sei und welche Konsequenzen sich daraus ergeben - auf mittlere und längere Sicht.

Noch viele Fragezeichen

Über die Auswirkungen der Berliner Reformpläne, an denen er mitgearbeitet habe, könne er „noch nichts Richtungsweisendes sagen“. Einfacher werde es durch das Gesetz nicht. „Wir müssen jetzt von dem ausgehen, was wir heute vorfinden“, erklärte Lucha. Mit den Wertheimer Beteiligten wolle er „offen, fair und anständig reden“, kündigte er an, ehe er sich wenig später im Sitzungssaal des Rathauses ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Anschließend schlossen sich die Türen des Saals. für die nichtöffentliche Sitzung. Nach und nach verließen die stillen Demonstranten den Innenhof, im Gepäck immer noch viele Fragezeichen.

Am Dienstag teilte die Stadt mit, dass der Minister „als wesentliche Parameter der anstehenden Krankenhausreform“ Bedarfsgerechtigkeit, Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit genannt habe. Unter diesen Aspekten müsse laut Lucha die Tragfähigkeit des Zukunftskonzepts für das Krankenhaus Wertheim kritisch und ehrlich bewertet werden.

Manfred Lucha trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Wertheim ein. © Gerd Weimer

Keine andere Lösung

Zum Abschluss der Sitzung bekräftigte laut der Mitteilung der Gemeinderat einstimmig seine Haltung, dass die Stadt Wertheim zur Übernahme der kommunalen Trägerschaft des Krankenhauses bereit ist, „weil es für den Erhalt des Krankenhausstandorts gegenwärtig keine andere Lösung gibt“. Zu diesem Schritt sei man bereit, auch wenn dies eigentlich nicht im Aufgabengebiet der Stadt liege.

Redaktion Reporter Wertheim

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