Rotkreuzklinik Wertheim – „Es muss jetzt schnell gehen“

Wertheim. Jochen Haußmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, kam am Mittwoch nach Wertheim, um mit der Ärzteschaft über die Zukunft der Rotkreuzklinik zu sprechen. Die Zeit drängt. Wie die Hausärztin Christina Gläser berichtete, herrsche in dem Krankenhaus personell quasi Stillstand.

Einige Beschäftigte würden sich aufgrund der immer noch unklaren Situation in anderen Häusern bewerben, erläuterte ihre Kollegin Anja Kraus. Wegen des Insolvenzverfahrens könnten die freigewordenen Stellen nicht besetzt werden.

Klares Signal gefordert

„Das Thema ist in der Landespolitik angekommen“, versicherte Haußmann, der allerdings einräumte, dass die Entscheidungen auf Regierungsebene getroffen werden. Das Parlament sei nicht involviert. Von der Landesregierung müsse nun ein klares Signal kommen. Schon weil auch unter städtischer Trägerschaft künftig Investitionen für die Klinik notwendig seien, müsse Stuttgart klarstellen, dass der Wertheimer Standort in der Krankenhausplanung ein wichtiger Faktor ist.

Fachklinik kann notwendige Versorgung nicht bieten

„Die Landesregierung muss eine Antwort darauf haben, wie die Versorgungssituation in Wertheim und Umgebung aus ihrer Sicht aussieht“, so Haußmann. „Es muss jetzt wirklich schnell gehen“, machte der FDP-Politiker klar. Albrecht Rudolf, Fraktionsvorsitzender der FDP/BLW-Kreistagsfraktion, ergänzte: Mit diesem Signal würde auch dem Konkursverwalter klargemacht, welche Möglichkeiten für den Erhalt des Standortes mit Notfallversorgung bestehen. Eine Fachklinik könne die erforderliche Versorgung der Bevölkerung jedenfalls nicht in dem gewünschten Umfang bieten.

Die Teilnehmer des Gesprächskreises hoffen nun auf positive Aussagen des Gesundheitsministers Manfred Lucha bei seinem Besuch in Wertheim am kommenden Montag. Er wird nicht-öffentlich einer Sitzung des Gemeinderats beiwohnen. „Ich sehe es als gutes Zeichen, dass er kommt“, sagte die Neurologin Sandra Rückert. „Er reist ja wohl nicht an, um eine Absage zu erteilen“, so Christina Gläser. Haußmann ergänzte, dass das Engagement der Wertheimer Ärzteschaft enorm zur Sensibilisierung der Verantwortlichen in Stuttgart, im Landkreis und der Stadt beigetragen habe.

Knackpunkt Kreisumlage

Albrecht Rudolf stellte klar, seine Fraktion werde sich im Kreistag dafür einsetzen, dass der Main-Tauber-Kreis seiner Verantwortung bei der Sicherstellung der medizinischen Versorgung am Standort Wertheim gerecht wird. An einer finanziellen Unterstützung werde der Kreis nicht vorbeikommen. Rudolf wies aber auch daraufhin, dass im Kreistag die Bürgermeister die Interessen der Gemeinden vertreten und eine Erhöhung der Kreisumlage für die Rathauschefs keine populäre Maßnahme sei.

Jochen Haußmann erwartet von der Landesregierung auch Konzepte für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Es brauche strukturelle Abstimmungen über Landesgrenzen hinweg. Im Fall von Wertheim müsse berücksichtigt werden, dass die benachbarten bayerischen Landkreise betroffen seien. Sollte der Wertheimer Standort wegfallen, komme es auch dort zu Versorgungsschwierigkeiten.

Im Hinblick auf die festgefahrene Situation im Bundesrat, wo die Länder die Reformanstrengungen des Gesundheitsministers Lauterbach bremsen, sagte Jochen Haußmann: „Man darf von den Ländern erwarten, dass sie ihrer Planungshoheit gerecht werden, wenn sie schon darauf bestehen.“

Baden-Württemberg sei, was Strukturreformen angeht, im Vergleich gut aufgestellt. Noch mehr Krankenhausbetten abzubauen, sei kaum eine Option.

Viele Häuser schreiben rote Zahlen

Der Internist Hans Werner Sudholt wies daraufhin, dass fast alle Häuser in der Umgebung (Lohr, Aschaffenburg, Juliusspital und Uni-Klinik in Würzburg) tief in den roten Zahlen stecken. Jochen Haußmann hofft auf die Reform bei der Finanzierung, weg von der Fallzahlabhängigkeit. Eine Vorhaltepauschale, wie sie in Lauterbachs Reform vorgesehen ist, sei „die bessere Variante“.