Wertheim. Die rasante Preissteigerung schlägt sich nun auch bei den Mahlzeiten an den Wertheimer Schulen nieder. Der Verwaltungs- und Finanzausschuss beschloss am Montag im Sitzungssaal des Rathauses eine deutliche Erhöhung.
So soll das Essen an den Lehranstalten, die von dem Unternehmen Dussmann beliefert werden (Realschule, Otfried-Preußler-Schule, Gemeinschaftsschule, Grundschule Bestenheid, Edward-Uihlein-Schule) und der Dertinger Mandelbergschule ab dem kommenden Jahr 4,80 Euro kosten – 1,30 Euro mehr als zuvor, wie Natalja Mehler vom Schulreferat ausführte. Der Versorger Dussmann habe mündlich zugesichert, dass es in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht zu einer weiteren Preiserhöhung kommen solle, hieß es aus der Verwaltung. Am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, dessen Kantine von einem Förderverein betrieben wird, steigt der Preis für ein Essen von 3,80 auf 4,80 Euro.
Erhöhung erst im neuen Jahr
Finanziell schwächer aufgestellte Familien sollen von der starken Kostensteigerung aber nicht getroffen werden. Schüler, die vom Familienpass der Stadt Wertheim profitieren, zahlen ab Januar nur noch einen Euro für das Essen. Laut Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez sei dies ein Kompromiss zwischen ihm und der Finanzverwaltung. Die Lösung „steht uns gut zu Gesicht“, so der Rathauschef.
Zudem tritt die Erhöhung der Preise nicht schon zum Schulbeginn in Kraft, was eigentlich notwendig gewesen wäre, sondern erst zum Jahreswechsel. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten von 20 000 Euro. Die Subventionierung der Essen für die „Familienpass-Schüler“ schlägt im Haushalt mit 12 000 Euro zu Buche.
Im Zuge der Gleichbehandlung soll später die Neuregelung auch bei den 13 Wertheimer Kindertagesstätten gelten, was den Haushalt mit 7000 Euro zusätzlich belasten würde.
Markus Herrera Torrez sagte, man könne sich „nicht von der allgemeinen Entwicklung abkoppeln“. Die Vorschläge der Verwaltung seien ein „finanzierbarer Weg“. Zudem würde dadurch die Attraktivität des Essens erhöht, was dazu führen könne, dass mehr Schüler die Essensangebot nutzen – „ein wünschenswerter Nebeneffekt“.
In der Aussprache bezeichnete Axel Wältz (CDU) den Vorschlag der Verwaltung als „ausgewogen“. Der Familienpass sei ein geeignetes Instrument, um sozialen Ausgleich zu schaffen. Wältz signalisierte die Zustimmung seiner Fraktion.
„Der falsche Weg“
Patrick Schönig (SPD) sprach in Bezug auf das 1-Euro-Essen von einem „starken Signal an die Familien“. Mit der Preiserhöhung auf 4,80 Euro koppele man sich aber von der allgemeinen Reallohnentwicklung ab, die seit einiger Zeit einen negativen Trend aufweise. Es sei „grundsätzlich der falsche Weg“, bei fallenden Reallöhnen Preise zu erhöhen, denen man sich nicht entziehen kann. Mit der kräftigen Preissteigerung schrecke man möglicherweise noch mehr Schüler vom Essen ab. An der Realschule, wo sehr wenige Schüler das Mittagessen in Anspruch nehmen, könnte die Akzeptanz noch weiter sinken, weil die Angebote im Umfeld der Schule „massiv günstiger“ seien.
Songrit Breuninger (Freie Bürger) schätze das 1-Euro-Angebot auch positiv ein. Allerdings gebe es etliche Familien, die nicht in den Genuss des Familienpasses kommen, aber wegen der aktuellen Inflation an ihre Grenzen stoßen.
Bei solchen Normalverdienern könne die Preissteigerung abschreckend wirken. OB Markus Herrera Torrez rechnete vor, dass die Stadt derzeit 275 000 Euro für die Bezuschussung der Mahlzeiten an den Schulen aufbringe: „kein Pappenstiel“. Wertheim habe als Kommune nicht die Kraft, der Reallohnentwicklung entgegenzuwirken. Darauf müssten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei Tarifverhandlungen einigen.
Keine Gießkanne
Bei der Subventionierung solle man nicht mit der Gießkanne vorgehen, sondern jenen unter die Arme greifen, welche die Unterstützung dringend benötigen. Helmut Wießner, Finanzchef in der Verwaltung, bezifferte die Mehrbelastung für den Haushalt auf 87 000, wenn man dauerhaft auf die vom Ausschuss beschlossene Preiserhöhung verzichten würde.
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