Wertheim. Geld ist nur Zahlungsmittel? Heute macht sich kaum einer Gedanken darüber, was auf den Münzen, mit denen man einkauft, abgebildet ist.
Dies war in früheren Zeiten anders, als die Herrschenden, unter anderem die Fürsten von Löwenstein-Wertheim diese als Mittel nutzten, ihre politischen Ansichten und Loyalitäten kundzutun. Außerdem gab es von jeher Wechselwirkung zwischen der Münzprägung und anderen Kunstrichtungen.
Was es genau damit auf sich hat, dies berichtete Dr. Matthias Ohm, der im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart die Fachabteilung „Kunst und Kulturgeschichte“ leitet und in seiner Forschung einen besonderen Schwerpunkt auf die Numismatik, also die Münzkunde, legt, bei seinem Vortrag im Grafschaftsmuseum, zu dem der Historische Verein und der Archivverbund Main-Tauber gemeinsam eingeladen hatten. Titel der Veranstaltung, die eigentlich schon im Herbst hätte stattfinden sollen, war „Repräsentation in Gold und Silber – Dukaten, Taler und Medaillen der Grafen von Löwenstein-Wertheim“.
Etwa 40 Besucher hörten sich an, was der Experte anhand verschiedener Wertheimer Münzen über die Zeit der Grafschaft erzählte.
Mahnung zur Einheit
Sein erstes Thema war dabei die „Mahnung zur Einheit“, die nach der Trennung des Fürstenhauses in die evangelische und katholische Linie im Jahr 1611 nicht mehr zwingend gegeben war. Dies sah man deutlich auf dem Wertheimer Taler von 1697, die Eucharius Casimir zu Löwenstein-Wertheim in Auftrag gegeben hatte.
Hier sieht man sich gegenüber liegend einen Baum mit Früchten, der von zwei Menschen bearbeitet wird und einen abgestorbener Baum, der an den Wurzeln in zwei Teile gerissen wurde. Was der Fürst mit der jeweiligen Prägung sagen will, das findet man häufig in der umlaufenden Schrift, in diesem Fall „wenn ich gespalten werde, zerbreche ich“. Interessant auch die Information, dass der Münzpräger jeweils seine Initialen auf der Münze verewigen durfte.
Vorbild für die Münze sei, so Ohm, ein Emblem eines spanischen Schriftstellers gewesen, das das gleiche Motiv zeigt. Als weiteres Beispiel einer aus einem Emblem gewonnenen Münze zeigte der Experte einen Rechenpfennig aus Braunschweig. Diese wurden seinerzeit tatsächlich zum Berechnen der Grundrechenarten zu Hilfe genommen. Die dargestellte Münze mit den Bäumen wurde so populär, dass sie 1733 Titelthema der Wochenzeitschrift „Münzbelustigung“ war. Das Bild ist auch auf dem Epitaph für Eucharius Casimir an der Stiftskirche zu finden. Ein weiteres Thema, das besonders die katholische Linie zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort beschäftigte, war die Nähe zu den Habsburger-Kaisern zu demonstrieren.
Dies verdeutlichte der Referent anhand einer Dukate, die Maximilian Karl 1716 herausgab, um zur Geburt des Sohnes des Habsburger Kaisers Karl VI. , zu feiern. Leider wurde der Junge nur sieben Monate alt. Aber da man das zur Zeit der Prägung noch nicht wusste, zeigt die Münze eine Lerche, die aus brachliegendem Gelände aufsteigt – da nun der lang ersehnte Thronfolger da war.
Auf einer anderen Münze bewacht ein Löwe einen Tempel mit Reichsadler – ein Zeichen, dass die Habsburger auf die Wertheimer Fürsten zählen können. Eine der interessanten allgemeinen Informationen, die Ohm immer wieder ins einen unterhaltsamen Vortrag einstreute: Der Löwe gilt deshalb in der Kunst als Wächter, weil er mit offenen Augen schläft.
Beeindruckend auch, dass die Münze mit einem so genannten Chromogramm versehen war. Einzelne groß gedruckte Buchstaben ergaben die römischen Zahlen für das Jahr der Geburt.
Zum Regierungsjubiläum
Der dritte Abschnitt der Präsentation bezog sich auf zwei Münzen, die zu einem ganz besonderen Ereignis geprägt wurden, nämlich, als es in beiden Löwenstein-Linien ein 50-jähriges Regierungsjubiläum gab.
Nach dem Vortrag stellten die Besucher noch einige Fragen, etwa wie viel einzelne Münzen wert waren oder in welcher Auflage sie geprägt wurden. Ohm erklärte, dass hier die Informationslage generell, nicht nur auf Wertheim bezogen, sehr dünn sei. Münzen sind faszinierende Quellen und erzählen vieles aus der Geschichte der Heimat. Diese Erkenntnis hatten wohl alle, die im Grafschaftsmuseum bei dem Vortrag dabei waren.
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