Wertheim. Auf Wertheimer Gemarkung könnte ein weiterer Windpark entstehen. Johannes Graf Ballestrem, der bei Dörlesberg Wald besitzt, möchte in Zusammenarbeit mit den Städten Wertheim und Külsheim sowie dem Land bis zu 15 Windkraftanlagen errichten. Das Projekt namens „Synergiewald“ stellte er mit dem Geschäftsführer des von ihm beauftragten Beratungsunternehmens Caeli Wind (Berlin), Ben Schlemmermeier, am Montag dem Bauausschuss vor.
Windkraftprojekte in Wertheim
Neben dem neuen Projekt „Synergiewald“ gibt es bereits fünf weitere Windkraftvorhaben in Wertheim.
Neben Höhefeld
Die 14 bestehenden Windräder sollen durch sechs jeweils 250 Meter hohe Anlagen ersetzt werden, hieß es im Sommer 2021. Seither hat sich allerdings wenig getan. Die Eigentümer sind sich offenbar immer noch nicht einig.
Dertingen
In Dertingen haben sich mehrere Grundstückseigentümer zusammengetan und eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Der Kooperationspartner Thüga will im Gewann Hohe Heide drei bis fünf moderne Windenergieanlagen errichten. Mit dem Bau könnte 2025 begonnen werden, sagte jüngst Ortsvorsteher Egon Beuschlein auf FN-Anfrage. Der Regionalplan weist die Hohe Heide bereits als eine Vorrangfläche für die Erzeugung von Windenergie aus, was die Umsetzung des Projekts einfacher macht.
Nassig
Das Kreuzwertheimer Fürstenhaus möchte im Nassiger Schenkenwald sechs Windanlagen bauen. Auf Flächen des Kommunalwalds könne sich die Stadt mit eigenen Anlagen dem Projekt anschließen, hieß es. Die Stadt müsste die planungsrechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen.
Sonderriet/Dörlesberg
Auf Freiflächen des Gewanns Heegwald zwischen Sonderriet und Dörlesberg möchte ein Projektunternehmen fünf Windräder errichten. Die Entscheidungsgewalt liegt bei der Stadt.
Reinhardshof/Grünenwört
Auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots zwischen Reinhardshof und Grünenwört, das dem Bund gehört, könnten ebenfalls Windkraftanlagen entstehen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat entsprechendes Interesse bei der Stadt Wertheim hinterlegt, die Planungsrecht schaffen muss. wei
Es wäre das sechste große Windkraftprojekt auf Wertheimer Gemarkung und betrifft auch das Gebiet der Nachbargemeinde Külsheim. Ballestrem, großmütterlicherseits Spross des Hauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (katholische Linie mit Sitz in Kleinheubach), beklagte vor dem Ausschuss, dass 20 Prozent seines Waldes wegen des Klimawandels sterben. Er wolle sich „gegen den Klimawandel wehren“– zusammen mit den anderen Eigentümern der Fläche, die das Unternehmen Caeli Wind als „Potenzialfläche“ ausgemacht hat. Mit den Erlösen aus der Windkraft könne man die Waldflächen aufforsten.
„Minimalinvasive Eingriffe“
Insgesamt geht es um 384 Hektar südlich und südöstlich von Dörlesberg. Neben Ballestrem sind die Städte Wertheim und Külsheim sowie Forst BW, also das Land Baden-Württemberg, Eigentümer der Fläche, die Caeli Wind analysiert hat. Die bis zu 15 Windräder entsprechen demnach einer installierten Leistung von 82,5 Megawatt.
Laut Ben Schlemmermeier würden die Planungen Naturschutzaspekte berücksichtigen. Für die erforderlichen Rodungen seien Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen. Der Eingriff in den Wald erfolge minimalinvasiv, vorhandene Wege würden ressourcenschonend genutzt.
Wertheim und Külsheim könnten laut Schlemmermeier zusammen mit einer Gemeindeabgabe von 370 000 Euro jährlich rechnen. Hinzu kämen Pachteinnahmen.
Ortschaftsrat dafür
Dörlesbergs Ortsvorsteher Udo Schlachter berichtete, dass der Ortschaftsrat, der geschlossen bei der Sitzung des Bauausschusses anwesend war, das Vorhaben positiv bewerte. Wegen des Standorts der Anlagen im Süden und Südosten und des vorherrschenden Westwinds sei eine Geräuschbelästigung kaum zu erwarten. Bei den ins Auge gefassten Anlagen rund um den Heegwald hingegen müsse man damit rechnen.
Marlise Teicke (Grüne) bemängelte, dass durch die Eingriffe zu hohe Schäden im Wald entstünden. So müssten die Waldwege verbreitert und verdichtet werden, um die Anlagenteile an ihren Standort transportieren zu können. Durch die Rodungen für die Standorte würden angrenzende Bäume wegen der stärker einfallenden Sonne geschädigt.
Johannes Graf Ballestrem erwiderte, er wolle seinen Wald in einem besseren Zustand an die nächste Generation übergeben. Mit Augenmaß werde man die richtigen Stellen im Wald finden, die sich vornehmlich auf Schadflächen befinden sollen. Schlemmermeier verwies darauf, dass die „Windkraft ein Element der Refinanzierung“ sei, um den Wald klimaresistent aufzuforsten. Der Transport der Teile erfolge mit speziellen Fahrzeugen, die relativ wenig Raum in Anspruch nehmen würden.
Thomas Beier von den Stadtwerken, die bei dem Projekt an Bord sein sollen, berichtete von „guten Gesprächen“ mit den Beteiligten. Man werde nun „tiefer einsteigen“.
Mit Spannung erwartet werden nun die Aussagen des Regionalverbands, der laut Stadtbaumeister Armin Dattler im Juli die für Windkraft favorisierten Flächen bekanntgeben wird.
Das Projekt wird am Dienstag, 23. Mai, ab 19 Uhr bei einer öffentlichen Ortschaftsratssitzung im Dörlesberger Bürgerhaus vorgestellt.
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