Vortrag

Lob für Edgar Beucherts Wirken und für Wertheims Stadtentwicklung

Geschäftsführer gab Einblicke in die Sanierung der Kernstadt in den vergangenen 20 Jahren

Von 
Matthias Ernst
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Wertheim. Gut besucht war am Donnerstag in der Wertheimer Aula Alte Steige ein Vortrag über 20 Jahre Sanierungsgebiet Wertheimer Kernstadt. Neben interessanten Einblicke in die Entwicklung der Kommune gab es auch viel Lob für Edgar Beuchert und sein Wirken als Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg). Er tritt demnächst in den Ruhestand.

„Wissen Sie noch, wie die Kernstadt zu Anfang des Jahrtausends ausgesehen hat“, fragte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez in die Reihen. Viele Zuhörerinnen und Zuhörer antworteten mit Kopfnicken und „Ja“. Die Sanierung der Kernstadt habe nicht nur dem Selbstzweck gedient, sondern sei praktisch das Aushängeschild der Stadt und ihrer Ortsteile.

Wohnqualität

Wertheim habe in der Kernstadt seinen mittelalterlichen Charme bewahrt, sich aber auch stetig weiterentwickelt, betonte der OB. Dabei wurde viel alte Bausubstanz erhalten, die Wohnqualität passte sich aber den modernen Voraussetzungen an. Der Aufwand der vergangenen 20 Jahre habe sich gewohnt, denn die Anzahl der Einwohner in der Kernstadt steige seit Jahren kontinuierlich an. Wohnten 1985 etwa 1225 Einwohner im Kerngebiet, nahm deren Zahl im Lauf der nächsten Jahre kontinuierlich ab. Der Tiefstpunkt war 2010 mit 1025 Einwohnern. Mittlerweile liege man wieder bei etwa 1100.

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Der OB dankte dafür besonders Edgar Beuchert. Seit 30 Jahren verantwortet der Steg-Geschäftsführer die Entwicklung der Kernstadt, aber auch anderer Flächen in Wertheim. Dabei, lobte Herrera Torrez, sei er immer ein hartnäckiger, aber fairer Entwickler gewesen, der nichts unversucht ließ, um alte Bausubstanz zu erhalten, wo es möglich war.

Beuchert will zum Ende des Jahres in den Ruhestand gehen. Anlass, um noch einmal zurückzuschauen, was sich alles in den vergangenen 20 Jahren verändert hat. Und das war ganz schön viel, wie Beuchert in einem sehr unterhaltsamen Vortrag berichtete.

Viele Objekte konnten in der Kernstadt saniert oder neu gebaut werden, neue Aufenthalts- und Wohnquartiere sind entstanden. Dabei beschränkt sich, so Beuchert, die Kernstadt nicht nur auf den Bereich zwischen Tauber und Main. Auch das linke Tauberufer sei teilweise noch mit eingeschlossen.

Erfolgsmodell

Städtebauförderungsprogramme gebe es bereits seit 1972, immerhin vier an der Zahl. Doch die Zusammenfassung aller Programme zu einem einzigen im Jahr 2005 sei ein Novum in der Geschichte der Stadt gewesen. Das habe noch einmal einen gewaltigen Aufschwung in der Stadtentwicklung gebracht, blickte der Geschäftsführer zurück. Insgesamt konnten 234 neue Wohnungen geschaffen werden, und das ohne zusätzlichen Flächenverbrauch, merkte er stolz an

Beuchert zeigte sich überzeugt, dass es ohne das Sanierungsprogramm heute nur noch 850 Einwohner in der Kernstadt wären. Von daher sei es ein Erfolgsmodell geworden, was in den vergangenen 20 Jahren entwickelt wurde. Immer habe die Stadt versucht, zuerst einen privaten Investor für die Sanierung von einzelnen Gebäuden zu gewinnen. Sei dies nicht gelungen, kam die Steg und dann die Wohnungsbaugesellschaft Wertheim (WBW) zum Zuge. Das war etwa bei der Neugestaltung des Neuplatzes der Fall. Hier habe die Stadt zusammen mit einem privaten Investor ein neues Quartier geschaffen, das von Einheimischen, aber auch von Touristen sehr gelobt wird. Sicher, gestand Beuchert, sei es teurer in der Kernstadt zu sanieren, als auf der grünen Wiese neu zu bauen. Aber es lohne sich trotzdem.

Insgesamt 66,4 Millionen Euro wurden investiert, wobei knapp 15 Millionen Euro als direkte Förderung geflossen sind: etwa 8,54 Millionen von Bund und Land und 5,92 Millionen von der Stadt Wertheim. Hinzu kamen steuerliche Anreize für die Sanierer. So konnten insgesamt 47 leerstehende Gebäude erneuert oder saniert werden. Keine leichte Aufgabe in den engen Wertheimer Gässchen. Auch die Aufenthaltsqualität wurde gesteigert, der Einzelhandel gestärkt, beispielsweise durch Zusammenlegung von Erdgeschossen zweier Häuser.

„Mister Stadtsanierung“

Man habe immer versucht, die alte Bausubstanz zu erhalten, so Beuchert. So habe man die Stadt stetig entwickelt, ohne ihr Gesicht groß zu verändern. Als Beispiel nannte der Redner die Sanierung der Eichelgasse. Wenn man die linke Seite bis zum Marktplatz betrachte, sei bis auf ein Haus alle saniert worden. Nun laufe das Förderprogramm langsam aus. Das letzte große Projekt sei die Umgestaltung des alten Sparkassengebäudes. Dann ist die Sanierung der Altstadt größtenteils abgeschlossen. Natürlich gebe es noch viel zu tun, doch das müsse dann sein Nachfolger regeln, blickte „Mister Stadtsanierung“ nach vorne.

OB Herrera Torrez lobte überschwänglich das Engagement von Edgar Beuchert. „Es braucht auch mutige und willige Personen bei der Stadtsanierung“, und die habe der Geschäftsführer immer wieder gefunden. Er erinnerte daran, dass Beuchert bereits 1975 zur Stadt Wertheim gekommen war, damals als Stadtinspektoranwärter, und unter Altbürgermeister Stefan Gläser im Jahr 1993 zum Chef der Steg wurde.

Beuchert sei nicht nur in der Kernstadt tätig gewesen, sondern auch dem Gelände der ehemaligen US-Army. Dieses wandelte er in ein modernes Wohnquartier um. Viele langjährige „Problemkinder“ konnten unter seiner Führung saniert werden, teils mit städtischen Mitteln, teils durch Privatpersonen.

Dafür dankte der OB Edgar Beuchert besonders. Herrera Torrez außerdem bekannt, dass Thomas Müller bereits als Nachfolger feststehe, wenn Edgar Beuchert zum Jahresende aus dem Dienst ausscheidet. Er wird große Fußstapfen vorfinden, aber die könne Thomas Müller füllen, betonte der OB. „Die Stadt würde heute nicht so ein Gesicht haben, wenn Sie sich nicht so eingesetzt hätten“, lobte der den scheidenden Steg-Geschäftsführer und überreichte ihm eine Stadtansicht.

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