Rettungsdienst

Längere Wege brauchen mehr Zeit

Bei Schließung der Rotkreuzklinik rechnet DRK-Rettungsdienstleiter Steffen Molzer mit 30 Minuten mehr bis zum Erreichen einer Klinik

Von 
Heike von Brandenstein
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Den DRK-Kreisverband Tauberbischofsheim beschäftigen derzeit die Aufstellung des Rettungsdiensts und die Notfallversorgung, wenn die Rotkreuzklinik Wertheim schließt. © dpa

Wie wird sich die Umwandlung der Rotkreuzklinik Wertheim in ein Reha-Krankenhaus auf den Rettungsdienst auswirken? Mit diesem Thema beschäftigt sich das für diese Einsätze zuständige Deutsche Rote Kreuz (DRK) intensiv.

Wertheim. „Wir haben einen Brandbrief an den Innenminister und den Sozialminister geschrieben und gefragt, wie wir die Herausforderungen des neuen Rettungsdienstgesetzes schaffen sollen“, so der Präsident des DRK-Kreisverbands Tauberbischofsheim, Reinhard Frank, bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Hintergrund ist die Absenkung der Notfallfrist, binnen derer ein angeforderter Rettungswagen beim Patienten sein soll. Waren es bislang 15 Minuten, beträgt die Zeitspanne künftig zwölf Minuten.

Mit der Umwandlung der Rotkreuzklinik in ein Reha-Krankenhaus kommen auf die neben der Rotkreuzklinik angesiedelte Rettungswache weitere Unwägbarkeiten hinzu. Die Prähospitalzeiten – also die Zeit, die benötigt wird, bis ein Patient im Krankenhaus vor Ort ist – werden sich, laut Steffen Molzer, Leiter des Rettungsdiensts beim DRK-Kreisverband Tauberbischofsheim, verlängern.

Kliniken haben kaum Kapazitäten

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„Wir wissen, dass auch die Kliniken in der Umgebung an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen“, berichtet Molzer. Von Wertheim aus würden Patienten in der Regel nach Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim oder Würzburg gebracht werden, wenn es in Wertheim keine Notaufnahme mehr gibt. Er ist sich jetzt schon sicher: „Wir brauchen pauschal immer 30 Minuten mehr.“

Das war auch in der Antwort des Innenministeriums bereits beschrieben worden. Dort heißt es: „Ein mittelbarer Einfluss auf den Erreichungsgrad der Planungsfrist durch eine längere Bindung der Rettungsmittel, erscheint somit nicht ausgeschlossen.“ Im Klartext heißt das: Die Rettungswagen werden durch längere Fahrzeiten zu weiter entfernt liegenden Krankenhäusern mehr Zeit benötigen und sind deshalb gebunden. Die Hilfsfrist von zwölf Minuten kann im Umkehrschluss nur eingehalten werden, wenn mehr Fahrzeuge zur Verfügung stehen.

Ob das notwendig ist und wie der Rettungsdienst in Wertheim organisiert werden kann, ist Sache des Bereichsausschusses. Er entscheidet auch über die Anschaffung zusätzlicher Rettungswagen – im Fachjargon Rettungsmittel genannt. Dieses Gremium besteht aus Vertretern der DRK-Kreisverbände Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim, der Krankenkassen als Kostenträgern und der Notärzte. Das Landratsamt begleitet den Bereichsausschuss beratend. Rettungsdienstleiter Steffen Molzer erläuterte, dass ein Strukturgutachten für ganz Baden-Württemberg in Arbeit sei, um ein Versorgungsnetz an Rettungswachen und Vorhaltungen für den jeweiligen Rettungsdienstbereich zu spannen. „Bis das soweit ist, werden wir die Situation für unseren Bereich sehr genau beobachten“, so Molzer.

Standorte erproben

Reinhard Frank erläuterte, dass mit dem Rettungsmittelstandort Lauda bereits erprobt worden sei, wie sich ein zusätzlicher Standort auswirke. In den kommenden Monaten soll der Standort des Rettungswagens von Lauda nach Boxberg verlegt werden, um von dort aus Erfahrungen zu sammeln. „Wir müssen uns damit beschäftigen, ob es sinnvoll ist, Standorte nur auf der Tauberschiene zu haben oder sogar besser, sie im Umkreis zu verteilen“, so Frank.

Steffen Molzer möchte darüber hinaus über den eigenen Tellerrand hinausblicken und die grenzübergreifende Zusammenarbeit mit Bayern optimieren. Froh ist er über zwei funkelnagelneue Rettungswagen mit Digitalfunk und elektrischer Fahrtrage und eine derzeit gute Personalausstattung. Im Herbst kämen noch einmal zwei Fahrzeuge hinzu. Die alten Wagen würden allerdings auf Kosten des Kreisverbands weiter vorgehalten werden, weil man gerade in Wertheim noch nicht wisse, wie es weitergeht.

Wasser- und Bauschäden

Weiteres Thema für den DRK-Kreisverband Tauberbischofsheim ist das Kurzzeit- und Tagespflegezentrum „Haus Reinhardshof“ in Wertheim, das zum 1. Oktober 2022 eröffnet wurde und Mitte Februar dieses Jahres aufgrund von Wasser- und Bauschäden in die dritte Etage der Rotkreuzklinik ziehen musste. Frank: „Dieser Sanierungsfall ist sehr betrüblich.“ Der DRK-Kreisverband hoffe, dass er bis zum Ende der Sanierungsarbeiten in der Klinik bleiben könne. Vertraglich gebunden sei man bis Ende Oktober.

Uwe Rennhofer, stellvertretender Kreisgeschäftsführer des DRK, informierte abschließend über einen regelrechten Ansturm auf die Rotkreuzläden in Tauberbischofsheim und Wertheim. Die Kundenzahl sei um rund 700 im Jahr pro Laden gestiegen. Nicht nur Bedürftige, sondern auch Menschen, die Second-Hand kauften, kämen. Gerne würde das DRK die Öffnungszeiten erweitern, nur fehle es an Ehrenamtlichen, die dringend gesucht würden.

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

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