Areal im Bereich der Mikwe - Großes Interesse an einem möglichen Nutzungskonzept

Külsheimer wünschen sich Treffpunkt

Von 
Hans-Peter Wagner
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Külsheim. Über 50 Interessierte kamen am Donnerstag ins Alte Rathaus in Külsheim, um sich Henrik Münchs Vorstellung vom Bürgerhof und der Mikwe als musealer Bestandteil anzuhören. Er hat zu dem Thema seine Masterarbeit verfasst.

Münch und Professor Dr. Ulrich Weber stellten ihre Ideen zur Gestaltung eines Bürgerhofs im Bereich der Obertorgasse vor. Architektur und Erhaltung eines jüdischen Ritualbads waren Grundlagen der Konzeption des Bürgerhofs Külsheim, zu dem man verschiedene Modelle präsentierte.

Wie Bürgermeister Thomas Schreglmann erklärte, gibt es mitten in der Altstadt eine Brachfläche und dort wiederum mittendrin im Bürgerhof befinde sich die Mikwe. Das jüdische Ritualbad steht unter Denkmalschutz und befindet sich in städtischem Eigentum. Münch habe sich in seinem Studium Denkmalpflege in Köln mit Weber intensive Gedanken über das Projekt gemacht, betonte der Rathaus-Chef.

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Dr. Weber, der als Münchs Prüfer fungiert, erklärte, dass die Brachfläche, die neu geordnet werden soll. – nicht zum Privatvergnügen, sondern für die Allgemeinheit. Deshalb fragte er im Laufe des Abends die Zuhörerinnen und Zuhörer jeweils nach den vier Themenblöcken nach ihrer meinung.

Im ersten Block ging es um den Städtebau: Plätze bestimmen die Gesamtkonzeption der Stadt, so Weber. Die Hauptschlagader der historischen Stadt werde gedämpft durch die Fußgängerzone. Die Mikwe liege fern der Zirkulation. Historische Vorbilder bildeten immer noch die Grundlage für eine Konzeption, es gebe verschiedene Anziehungspunkte. Der Neubau im analysierten Bereich sei ungünstig positioniert, so Weber. Es sei Aufgabe für Henrik Münch zu schauen, ob es noch möglich ist, dass die große Fläche für die Allgemeinheit genutzt werden kann. Die Parkplätze seien, so wie gedacht, nicht mehr möglich.

Danach ging Münch auf das gemeinsame Ziel ein: die Errichtung des Bürgerhofs. Die große Fläche könne genutzt werden, der Kulturhof durch den Neubau nicht mehr. Die Verbindung zur Mikwe sei schwierig. Städtebaulich mache das Neue keinen Sinn, stellte er fest. Es sei klar, nur die beiden südlich gelegenen Grundstücke nutzen zu wollen und den Innenhof klar zu trennen für den Bürgerhof, quasi als Innenhof im Innenhof.

Klaus Wolpert bezeichnete den Hof als „ungeordnet, planlos, chaotisch, aber gestaltungsfähig“. Der Bürgermeister meinte, hier sei viel Geld investiert worden, auch für die Stadtmauer und neben dem Templerhaus für den historischen Torbogen. Ein Haus sei nicht mehr zu erhalten gewesen. Das Areal liege eigentlich im Dornröschenschlaf. Jürgen Goldschmitt meinte, das Templerhaus sei vollendet worden, im Kulturhof eine Freilichtbühne geplant. Die hohe Kostenschätzung habe zum Entschluss geführt, „wir lassen alles ruhen“. Die Mikwe sei damals gar nicht im Blickpunkt gewesen.

Weber stellte fest, jeder Investor vermiete besser mit Balkon, die Dinge seien zementiert. „Jetzt haben wir Herausforderungen“. Alfred Bauch meinte, die Gemeinderäte säßen zwischen allen Stühlen. Man habe das neu gebaute Haus genehmigt, Wohnungen in Külsheim nötig.

Der Professor ging auf die Mikwe als Ritualbad ein. Die Ritualdynamik sehe geordnete, regulierte und vorgeschriebene Handlungen vor. Religiöse Rituale würden im Allgemeinen in einem vom Alltag getrennten architektonischen Raum vollzogen.

Münch erläuterte, die Mikwe sei kein Bad für die Hygiene, Menschen gingen zur Mikwe, um sich zu reinigen. Nur reinen Personen sei gestattet, den Tempel zu betreten. Zum Ritual gehöre auch das Untertauchen im Wasser, gänzlich entkleidet gebe es keine trennende Schicht zwischen Mensch und Wasser. Aus rituellen Vorschriften habe sich ein Muster entwickelt mit dem Auskleideraum, dem Waschraum für die körperliche Reinigung und dem Raum des eigentlichen Tauchbeckens. In Külsheim, wo man sich daran gehalten habe, gebe es eine Kellermikwe. Die jüdische Gemeinde habe Quellwasser aus dem Frankenquellengraben genutzt, von dem das Wasser eingeleitet wurde.

Weber sagte, es sei die Frage, wie die Gesellschaft mit er unter Denkmalschutz stehenden Mikwe umgehe. Man müsse sich im Klaren sein, ob man sich erinnern wolle, welche Kultur in Külsheim gelebt worden sei. Es habe sich herausgestellt, dass die Mikwe mit der „Hülle“ nichts zu tun habe. Das Wohnhaus sei verkauft worden, der Besitzer habe das Haus abreißen lassen. Das Problem sei die Wiedergewinnung eines angemessenen Erscheinungsbilds.

Henrik Münch würde das Gebäude in seiner Form erhalten. Man könne per Foto grob erahnen, wie das Gebäude früher einmal ausgesehen habe. Nach einem Verkauf sei hälftig darauf die heutige Scheune gebaut worden. Die Frage sei, wie man damit umgehen könne, man dürfe es nicht so kritisch beäugen. Weber ergänzte, man müsse verstehen, dass sich die Mikwe in einem Wohnhaus befunden habe. Die Frage sei, ob ein Betrachter den Zusammenhang kenne. Schreglmann fügte an, die Hofsituation gebe es erst seit 25 Jahren seit der Stadtsanierung.

In einen Lösungsansatz für ein Nutzungskonzept sah Münch einen Treffpunkt: das Haus der Mikwe als Museum, der Bürgerhof als Freifläche und ein Museumscafé. Zwei Vorräume könnten als Museum integriert werden. Die Kubatur gehe einmal östlich bis an die Stadtmauer, schließe den Raum. Der weitere Neubau nehme die Mikwe in die Mitte. Der Haupteingang liege auf der Innenhofseite, so Münch, im Erdgeschoss ein Café, darüber das Muse-um, das sich durch alle Stockwerke ziehe und Platz biete für Ausstellungen der jüdischen Gemeinde. Die Treppe sei gebäudeübergreifend. Im Innenhof sei Raum für einen Bürgerhof.

Der Vortrag wurde mit großem viel Beifall bedacht. Bei vielen Gesprächen waren sich die Zuhörer einig, dass man auf jeden Fall eine Begegnungsstätte für die Bevölkerung brauche.

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