Wertheim. Die Ausstellung „Ton in Ton spielend“ von Sandra Trösch wurde am Sonntag im Atelier Schwab eröffnet. Im Mittelpunkt steht dabei eine Videoinstallation.
Sandra Trösch ist die erste Künstlerin, die am neuen Wertheimer „Artist in Residence“-Programm teilnimmt. Galerie-Leiter Johannes Schwab zeigt sich überzeugt: „Hier wird durch Künstler von auswärts etwas erarbeitet, die sich von der Atmosphäre unserer Stadt bezaubern lassen dürfen“. Schwab kündigt an, schon bald komme eine weitere Künstlerin im Rahmen des Programms in die Stadt. Bürgermeister Wolfgang Stein stellte fest: „Künstler müssen in Wertheim sein“.
Die Künstlerinnen und Künstler erhalten jeweils 3000 Euro für ihren Aufenthalt in der Main-Tauber-Stadt. Dieser soll künftig etwa drei Monate dauern.
Wegen der Pandemie konnte Sandra Trösch sich zunächst unfreiwillig mehrere Jahre lang künstlerisch mit Wertheim auseinandersetzen. Diese Jahre hat sie auf acht Minuten und zwölf Sekunden reduziert. So lange dauert ihre Videoinstallation „Ton in Ton spielend“.
Darin zeigt sie ein eigensinnig verfremdetes Alltags-Wertheim in transparenten, sich überschneidenden Bildern, die mit Zeichnungen, Textfragmenten und Tonaufnahmen kombiniert werden. Acht Minuten lang wird die Bild-Komposition von Geräuschen aus Wertheimer Fabriken begleitet. Denn statt rückwärtsgewandter Idylle stehen der Mensch und sein Produkt im Mittelpunkt des Werks.
Die Mainzer Künstlerin erklärt: „Spannend an Wertheim ist für mich der Kontrast zwischen Lieblichkeit und Industrie“. Sie ist überzeugt davon, dass Kunst nichts Elitäres sein soll: „Kunst soll für alle da sein. Im Vordergrund steht der Mensch.“
Neben der Videoinstallation sind im Atelier Schwab Zeichnungen und Fotoarbeiten der Medienkünstlerin zu sehen. Trösch erzählt über ihre Arbeitsweise: „Ich musste selbst herausfinden, welche meiner Aufnahmen banal sind und welche wichtig. Mir ging es um das Grundgefühl der Stadt mit ihren Einwohnern und Touristen“.
Mit Textfragmenten von Louise Modersohn-Breling und Otto Modersohn knüpft sie in ihrer Installation an die Pioniere der Moderne an. Der Begründer der Künstlerkolonie Worpswede war auch in Wertheim tätig. „Mich interessiert Modersohns Auseinandersetzung mit Unschärfe und Dünnflüssigkeit“, sagt Sandra Trösch.
Somit fließen verschiedene Text- und Ton-Fragmente in ihrem Werk mit mehreren tausend Fotos in neue und unbekannte Zusammenhänge. „Der Betrachter ist auf sich gestellt und die Überforderung ist gewollt. Gefragt ist der spielerische Umgang damit“, sagt sie und ist begeistert davon, wie offen sich die etwa 70 Gäste der Vernissage auf ihre Arbeiten einlassen wollten.
Die Ausstellung in der Schlossgasse 9 ist bis 29. Juni samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 13 sowie 15 bis 17 Uhr zu sehen. Geplant ist, sie in Wertheims Partnerstädten in England, Frankreich, Italien und Ungarn zu zeigen. Anschließend könnte „Ton in Ton spielend“ einen dauerhaften Platz an Main und Tauber erhalten.
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