Wertheim. Der Zweckverband Mainhafen und Fähre Wertheim tagte am Donnerstagvormittag öffentlich im Rathaus. Hauptthemen waren der Blick auf das Wirtschaftsjahr 2023 und auf das laufende Jahr sowie die Planungen für 2025.
Nach der Eröffnung durch Oberbürgermeister und Verbandsvorsitzender Markus Herrera Torrez erklärte Geschäftsführer Helmut Wießner, es sei ein für alle Häfen schwieriges Jahr im Logistikbereich gewesen. Erschwerend sei, dass der immer wieder geforderte Wechsel des Gütertransports von der Straße auf das Schiff nicht gelinge, „die Realität ist anders“.
Für Wertheim bedeute die Entwicklung einen Rückgang des Umschlags von 17 Prozent. Geplant gewesen sei ein Gewinn von 19 000 Euro, tatsächlich seien es etwa 15 000 Euro gewesen. Wießner nannte auf der Ausgabeseite einige Mehrausgaben. Bauwerkinspektion habe als Auflage erteilt, die im Hafen die Poller zu prüfen. Dafür seien 30 000 Euro ausgegeben, die Ausgabenseite somit stärker belastet worden. Anderes sei im Rahmen geblieben, Investitionen habe es nicht gegeben.
Für den „Betrieb Fähre“, so der Geschäftsführer, seien statt der geplanten 80 000 Euro 78 000 Euro als Ausgleich erstattet worden. Bei Hochwasser könne die Fähre nicht fahren. Vom Grundsatz her sei der Betrieb weitestgehend reibungslos und damit sehr gut gelaufen. Die Anzahl der Fahrten der Fähre liege auf dem Niveau von 2021. Die Fahrpreise seien erhöht worden wegen der Steigerungen bei den Ausgaben.
Wießner ging auf Zahlen ein und die Tatsache, dass die Straße Hasloch – Faulbach gesperrt sei und viele Verkehrsteilnehmer unterwegs seien. Als die Antriebswelle der Fähre kaputt ging, habe das zu einem „intensiven Wochenende“ für alle Beteiligten geführt. Die Fähre werde in Anspruch genommen, Rekordzahlen seien erreicht, so Wießner. Die eingeführte Fährkarte werde deutlich mehr genutzt als erwartet.
Auf Nachfrage hieß es, die größte Gruppe der Nutzer der Fähre seien Pkw-Fahrer. 32 000 müssten sonst „weit außen herum“ fahren. Die Fähre sei deutlich an der Kapazitätsgrenze. Die Kosten für die Pollerüberprüfung fielen mit 81 000 Euro höher als geplant (40 000 Euro) aus.
Bernd Hartmannsgruber, stellvertretender Wertheimer OB, sagte, die Fähre erfahre große Akzeptanz. Es sei ein Glücksfall für die Raumschaft, dass sie erhalten worden sei. Das unterstrich auch der OB. Wie es weiter hieß, werde bei leichtem Hochwasser der Betrieb eingestellt. Investitionen in ein Sicherungsseil würden sich nicht rechnen.
Schließlich wurden jeweils einstimmig der Jahresabschluss beschlossen und die Geschäftsführung entlastet. Herrera Torrez dankte für die geleistete Arbeit.
„Ein brutal schwieriges Jahr“
„2023 war ein brutal schwieriges Jahr für uns“, wurde im Bericht der Firma ZG Raiffeisen eG betont. Es habe 2023 ein Rekordtief in der Binnenschifffahrt gegeben. Die Mobilitätswende und damit die Ware auf die Schiene zu bringen, gelinge leider nicht, Fahrspuren seien voll mit Lkw. Maut werde bezahlt und auf den Preis der Waren aufgeschlagen. Es gebe keinen Rückgang im Lkw-Verkehr und das werde so bleiben.
Eine Prognose lautete, ein weiterer Umsatzrückgang in der Baustoffbranche von zehn Prozent werde erwartet. Dennoch sei man zuversichtlich, die Umschlagsmenge zu steigern.
Die Preise seien tagesabhängig. Bei Natursteinen gebe es einen Preisverfall bei Waren aus China. Die Strategie laute, dass nur das Notwendigste getan werde. 100 000 Euro seien in Infrastruktur investiert worden. Nachdem ein Boot an die Kaimauer geprallt sei, habe die Sanierung etwa 200 000 Euro gekostet. 2024 sei man bei Investitionen vorsichtig. Da man nicht wisse, wo die Reise hingeht, müsse man abwarten, was passiere.
Herrera Torrez nannte den Bericht „schwierig, aber ehrlich“ und fragte, an welchen Stellschrauben man drehen müsse. Es hieß, Transporte auf der Straße seien es viel zu günstig, dies sei mehr als grenzwertig. Gefordert sei hier auch die Politik. Eine weitere Frage sei, woher das Material komme. Höhere Kosten müssten weitergegeben werden. Nachteilig sei, dass man mit dem Kran länger beim Verladen brauche. Es sei ein „komplexes Thema“, bei jedem Kunden, bei jedem Material anders.
Landrat Christoph Schauder dankte in seiner Funktion als stellvertretender Verbandsvorsitzender für den ehrlichen Bericht. Der Mainhafen Wertheim habe Potenzial und schwierige Rahmenbedingungen. Man wolle sehen, wie es sich weiter entwickle, zuerst konsolidieren und den Blick auf die Zukunft richten´. Man wolle auf Sicht fahren. Transportwege auf dem Wasser hätten Potenzial. Aber es fehle von der großen Politik ein klares Bekenntnis zum Wasser. Schauder zeigte sich verhalten optimistisch.
Beim Thema Schiene meinte der Landrat, es sei illusorisch anzunehmen, dass sich in den nächsten drei Jahren etwas tue. Es werde ein Umdenken stattfinden, doch es seien noch einige dicke Bretter zu bohren. Er dankte dafür, dass in unsicheren Zeiten die Treue gehalten werde in einer insgesamt gewinnbringenden Partnerschaft.
Wießner ging auf das Thema Dinkel ein. Der Transport erfolge per Lkw, die Verladeeinrichtung sei da. Weiter kam die Frage auf, inwieweit Schiffe zukunftsfähig seien. Auch hier sei die Politik gefragt, war man sich einig. Bei Schleusen herrsche Stillstand, und es werde wohl auch 2025 nichts passieren. Man müsse an vielen Stellschrauben drehen. Doch es fehle der Glaube, dass sich etwas bei den Löhnen für Lkw-Fahrer tue. Der Kran im Hafen solle ertüchtigt, der Systemwechsel hinbekommen werden. Wießner fügte an, beim Schiff sei der Transport deutlich umweltgünstiger (etwa 80 Prozent weniger Kohlendioxidausstoß).
Der Geschäftsführer fasste zusammen, dass hinsichtlich des Gesamthafens der geplante Gewinn von 9000 Euro wohl erreicht werde. Auf den Austausch der Poller werde verzichtet, bei unklaren Aussichten nicht investiert. Auf Nachfrage versicherte Wießner, die Poller hielten. Der OB stellte fest, der Bericht werde zur Kenntnis genommen.
Jeweils einstimmig wurde Landrat Christoph Schauder bis Ende Mai 2027 zum Vorsitzenden des Zweckverbands sowie Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez zu seinem Stellvertreter gewählt.
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