Konstituierende Sitzung

Gemeinderat Wertheim: OB Herrera Torrez wünscht „Kultur des Miteinanders“

Das Ergebnis der Kommunalwahl schlägt sich in der Sitzordnung nieder. Der neue Gemeinderat kam zum ersten Mal zusammen. OB Herrera Torrez wünscht sich einen „fairen und respektvollen Umgang“.

Von 
Gerd Weimer
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Die Mitglieder des neuen Gemeinderats auf dem „Familienfoto“ (von links): Mirco Göbel, Michael Althaus, Brigitte Kohout, Christian Stemmler, Jessica Stang, Jochen Müssig, Judith Prokopp, Thomas Wettengel, Carsten Schmidt, Martina Wenzel, Stefan Kempf, OB Markus Herrera Torrez, Katharina Saur, Birgit Väth, Tanja Bolg, Bernd Maack, Manfred Busch, Jonathan Klüpfel, Songrit Breuninger, Michael Bannwarth, Axel Wältz, Heiko Diehm, Ingo Ortel. © Gerd Weimer

Wertheim. Neuer Gemeinderat, neue Sitzordnung: Für das Publikum überraschend gibt es Veränderungen in der Sitzordnung des Wertheimer Kommunalparlaments: Vom Oberbürgermeister aus betrachtet, nehmen die Freien Bürger nun vorne links die Plätze ein. Die SPD-Fraktion, die mit vier Sitzen einen weniger als in der vergangenen Legislaturperiode stellt, rückt auf der linken Seite nach hinten. Statt der Grünen nimmt nun die Bürgerliste an der hinteren Tischreihe Platz. Die Grünen wandern nach rechts auf die Plätze neben der CDU-Fraktion.

Einstimmige Voten

Der Gemeinderat bestätigte nach seiner förmlichen Verpflichtung durch Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez bei seiner konstituierenden Sitzung am Montag die von den Ortschaftsräten vorgeschlagenen Ortsvorsteher und wählte die Mitglieder der Stadtteilbeiräte sowie deren Vorsitzende. Lediglich das erst seit zwei Jahren bestehende Gremium für die Innenstadt ist noch unvollständig. Zusätzlich zu den von den Fraktionen vorgeschlagenen Personen kommen noch weitere dazu, die der Stadtteilbeirat selbst vorschlägt und dann vom Gemeinderat bestätigt werden müssen.

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Wegen der Kräfteverschiebungen nach der Kommunalwahl verändern sich auch die Anteile in den Ausschüssen. Offenbar hatten die Fraktionen im Vorfeld alle potenziell strittigen Fragen geklärt. Zumindest kam es bei der Sitzung zu keinerlei Diskussionen über die formellen Angelegenheiten. Die Beschlüsse fielen allesamt einstimmig.

„Größtmögliche Transparenz“

OB Markus Herrera Torrez wünschte sich für die neue Legislaturperiode eine „Kultur des Miteinanders“. Er sprach von „lebendigen Diskussionen und Debatten, die auch einmal hart in der Sache sein dürfen“, aber von einem „fairen und respektvollen Umgang miteinander“ getragen werden sollten. Das gegenseitige Vertrauen innerhalb des Gremiums sei von „besonderer Bedeutung“. Dazu trage auch „das Bemühen der Verwaltung um größtmögliche Transparenz“ bei. Herrera Torrez versprach, „dass das auch in Zukunft so sein wird“.

Die Stadtteilbeiratsvorsitzenden (von links): Roland Olpp, Vitalij Fuhrmann, OB Markus Herrera Torrez, Walter Ploch, Siegbert Flicker, Olaf Nadler. © Gerd Weimer

Fast die Hälfte der Mitglieder seien neu im Gemeinderat. Mit acht Stadträtinnen sei der Frauenanteil „so hoch wie noch nie“. Alle verfügten über mannigfaltige Fähigkeiten, weil „reich an Lebenserfahrung“ oder wegen ihres „jungen Alters nah an jenen Menschen, die hier im Gremium unterrepräsentiert sind“.

Jeder sei „gleich viel wert und gleich wichtig“, ob man nun schon lange dem Gremium angehört oder zum ersten Mal gewählt wurde. Im Gremium zähle „die Wahrhaftigkeit und Werthaltigkeit des klugen Argumentes, nicht die Lautstärke der Stimme, der Umfang des Bizepses oder die Farbe der Krawatte“, so der OB. Als Vertreter der Bürgerschaft übten die Gemeinderatsmitglieder eine Vorbildfunktion aus – „auch außerhalb dieses Sitzungssaals“, gab das Stadtoberhaupt zu bedenken. „Nehmen Sie ihre Aufgabe und ihr Mandat mit Stolz und mit Demut an. Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt werden sehr genau auf Sie schauen“, so Markus Herrera Torrez.

Die Ortsvorsteher (von links): Udo Beck, Eberhard Roth, Bernhard Schneider, Christian Stemmler, Holger Götzelmann, Sebastian Sturm, Tanja Bolg, Udo Kempf, OB Herrera Torrez, Gerrit Lang, Songrit Breuninger, Thorsten Klein, Bernd Geißler, Detlev Dosch, Tanja Grohme. Auf dem Bild fehlt Axel Kempf. © Gerd Weimer

Das Stadtoberhaupt führte die aus heutiger Sicht wichtigsten Aufgaben auf – allen voran das Thema Krankenhaus. Nach der „schmerzhaften und außerordentlich bedauerlichen Insolvenz der Rotkreuzklinik“ gelte es nun, „eine gute Nachnutzung für das Gebäude zu finden“. Dazu werde am Dienstagabend eine weitere, nichtöffentliche Sitzung stattfinden. Ziel bleibe der Erwerb des Gebäudes, um dort „ein Gesundheitszentrum mit unterschiedlichen Gesundheitsleistungen“ zu entwickeln.

Dicke Bretter müssten im Herbst gebohrt werden, wenn es um den Haushalt für das nächste Jahr geht, der erstmals die Grundsteuerreform berücksichtigt. OB Herrera Torrez ging auf weitere „zentrale Handlungsfelder“ ein, die auch in den vergangenen fünf Jahren schon auf der Agenda standen: In Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung herrsche Enttäuschung über das Ergebnis des Zensus. Das Land habe 361 weniger Menschen gezählt als die Verwaltung in ihrer eigenen Fortschreibung. Man werde mit Neubaugebieten auf den Ortschaften, der Wohnbebauung am Knackenberg Platz für mehr Einwohner schaffen. Es stelle sich die Frage, ob man den Mut aufbringe, das Gebiet Bestenheider Höhe zu erweitern. Das angestrebte Sanierungsgebiet Links der Tauber biete weitere Optionen.

Zentrale Handlungsfelder

Um die Wirtschaftskraft zu stärken, stünden der letzte Abschnitt des Gewerbegebiets Almosenberg sowie weitere Bereiche auf dem Reinhardshof an. Um Fachkräfte zu gewinnen, habe man die Initiative „Jobmotor 2028“ gestartet (wir berichteten).

Besetzung der Ausschüsse des Wertheimer Gemeinderats

Der Gemeinderat hat am Montag die Bildung und Besetzung der Ausschüsse einstimmig beschlossen.

Ausschuss für Verwaltung und Finanzen, zugleich Betriebsausschuss Eigenbetrieb Burg sowie Betriebsausschuss Eigenbetrieb Wald: Michael Bannwarth, Jochen Müssig, Axel Wältz, Martina Wenzel, Manfred Busch, Carsten Schmidt, Mirco Göbel, Brigitte Kohout, Stefan Kempf, Jonathan Klüpfel, Katharina Saur. Stellvertreter: Judith Prokopp, Michael Althaus, Christian Stemmler, Songrit Breuninger, Bernd Maack, Tanja Bolg, Ingo Ortel, Heiko Diehm, Thomas Wettengel, Jessica Stang, Birgit Väth.

Ausschuss für Bauwesen und Umwelt, zugleich Betriebsausschuss Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung, Betriebsausschuss Eigenbetrieb Baubetriebshof und Betriebsausschuss Eigenbetrieb Gebäudemanagement: Michael Althaus, Judith Prokopp, Christian Stemmler, Songrit Breuninger, Bernd Maack, Tanja Bolg, Heiko Diehm, Ingo Ortel, Jessica Stang, Thomas Wettengel, Birgit Väth. Stellvertreter: Martina Wenzel, Michael Bannwarth, Jochen Müssig, Axel Wältz, Manfred Busch, Carsten Schmidt, Mirco Göbel, Brigitte Kohout, Stefan Kempf, Jonathan Klüpfel, Katharina Saur.

Umlegungsausschuss: Christian Stemmler, Martina Wenzel, Bernd Maack, Tanja Bolg, Heiko Diehm, Jonathan Klüpfel, Birgit Väth. Stellvertreter: Judith Prokopp, Michael Althaus, Michael Bannwarth, Axel Wältz, Jochen Müssig, Songrit Breuninger, Manfred Busch, Carsten Schmidt, Ingo Ortel, Mirco Göbel, Brigitte Kohout, Thomas Wettengel, Jessica Stang, Stefan Kempf, Katharina Saur, Sachverständiger für Vermessung: Andreas Hecht (Mosbach), Sachverständiger für Gebäudeschätzungen: Thomas Ludwig.

Weitere Themen seien die Windkraft, mit der grüner Wasserstoff produziert werden soll, die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung sowie die energetische Sanierung von städtischen Liegenschaften.

Im Bereich Bildung und Kinderbetreuung stehe der Neubau der Grundschule auf dem früheren Gelände des Krankenhauses an, zudem der Umzug der Gemeinschaftsschule auf den Reinhardshof sowie der Ausbau der Kindertagesstätten im Hofgarten und in Reicholzheim. Es gelte zu prüfen, welche Ausrichtung die Michaelismesse einnehme und wie mit den leerstehenden Geschäften in der Innenstadt umzugehen ist. Auch werde die medizinische Versorgung im hausärztlichen Bereich betrachtet werden müssen.

Was Bürgernähe und Beteiligung angeht, solle man nicht davon ablassen, die „bewährten Formate“ beizubehalten und weiterzuentwickeln. Neben den Jugendbeteiligungsforen (8er Rat, Jugend trifft Politik) gehörten dazu die Bürgerfragestunde in den Gemeinderatssitzungen sowie die Sprechstunden des OB und des Baurechtsamts. Herrera Torrez stellte auch ein Beteiligungsformat für Senioren in den Raum.

Qualifizierte Mitarbeiter finden

Für eine „moderne und digitale Stadtverwaltung“ müssten die Arbeitsplätze im Rathaus aufgefrischt und die digitalen Bürgerdienste ausgebaut werden. Schließlich gelte es, qualifizierte Mitarbeiter als Nachfolger für „verdiente und erfahrene, ausscheidende Kolleginnen und Kollegen“ zu finden.

Eine wichtige Position werde bereits nach der Sommerpause neu besetzt. Laut Stellenportal der Stadt geht Fachbereichsleiter und Finanzchef Helmut Wießner zum Jahresende in Ruhestand.

Redaktion Reporter Wertheim

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