Ortschaftsrat

Grünenwörter sind mit Windrad-Planung unzufrieden

Stellungnahme an Mitglieder des Gemeinderats gesendet. Bewohner wollen bei Sitzung am Montag ihren Unmut äußern

Von 
Nadine Schmid
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Grünenwört. Platz für 15 Windräder im Schenkenwald? Diese Planungsschritte der Wertheimer Verwaltung, die in der vergangenen Woche bekannt wurden, erhitzen die Gemüter bei Ortschaftsrat und Bürgerschaft von Grünenwört. Dies war damit auch das Hauptthema in der gut besuchten Ortschaftsratssitzung am Dienstag.

Zunächst erläuterte Oberdorf den Weg zu dem, was er „ein großes Ärgernis“ nennt. Der Regionalverband Heilbronn-Franken muss dem Bund 1,8 Prozent seiner Flächen melden, auf denen potenziell Windkraftanlagen gebaut werden können. Einige Flächen sind ausgeschlossen, etwa wegen zu dichter Bebauung im Großraum Heilbronn oder einer für die Bundeswehr notwendigen Einflugschneise im Bereich Niederstetten.

So ergebe sich, dass andere Kommunen wie beispielsweise Wertheim mehr ausweisen müssen. Dagegen und auch gegen die Notwendigkeit, Windkraft zu nutzen, generell, habe man auch gar nichts, wie Ortschaftsrat Thorsten Klein betonte. Allerdings stieß bei Rat und Bevölkerung gleichermaßen auf Unverständnis, dass Wertheim, wie auf der Bürgerversammlung in Nassig bekannt gegeben wurde, jetzt von sich aus 5,1 Prozent seiner Fläche als mögliches Gebiet ausweisen wolle und dabei unter anderem im Schenkenwald statt sieben Anlagen, wie bisher verlautbart und von den meisten akzeptiert, plötzlich 15 Windräder aufstellen wolle. Es wurde gemutmaßt, dass hier wohl die Hoffnung auf finanzielle Vorteile den Ausschlag gegeben hätten. Immerhin erwarte die Stadt pro Windrad 50 000 bis 100 000 Euro Pacht im Jahr, wie in der Versammlung zu hören war.

Stellungnahme verfasst

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Deshalb hat der Ortschaftsrat eine Stellungnahme verfasst, die er an die Mitglieder des Gemeinderats gesendet hat. Diese wurde – schon mitten in der hitzigen Diskussion – von Klein verlesen und fand allgemeine Zustimmung. Darin wird betont, dass die Planung für 50 Windräder „maßlos überzogen“ sei. Es wurde darauf verwiesen, dass dies nicht nur durch Lärm und Schattenwurf erhebliche Einbußen für die Lebensqualität mit sich bringe, sondern die Rodung von mindestens 7,5 Hektar Wald auch dieses als „grüne Lunge“ und Wasserspeicher wertvolle Ökosystem nachhaltig störe. Die Stellungnahme fragt an, wie das Ziel von 5,1 Prozent entstanden sei und wie die Bürger der betroffenen Gemeinden vom Anlagebau profitieren. Stadträtin Brigitte Kohout unterstrich die Bedeutung des Waldes, der gerade während der Hitzesommer der vergangenen Jahre gelitten habe. „Die Erlaubnis, Windräder in den Wald zu bauen, stammt von 2019, also noch vor den Hitzesommern.“

Tarek Nasser, zweiter Vorsitzender der NABU-Ortsverbandsgruppe Wertheim und Mitglied im Planungsausschuss, erläuterte, warum die Ausweisung überhaupt notwendig ist. „Wenn wir es nicht schaffen, bis 2025 die Gebiete auszuweisen, haben wir kein Mitspracherecht mehr.“ Dann könnten die Eingriffe in die Natur noch schwerwiegender sein als jetzt. „Ich habe auch nicht gedacht, dass ich mal dafür spreche, Wald zu roden“, zeigte Nasser das Dilemma auf.

Kritisiert wurde außerdem, dass die Stadt bei den Planungen im Schenkenwald, anders als beispielsweise in Dörlesberg, überhaupt nicht mit den betroffenen Ortschaften kommuniziert hätte. „Wir müssen dafür kämpfen, dass es weniger Fläche wird, nicht mehr“, forderte Nasser die Anwesenden auf. Diese sind entschlossen, etwas zu unternehmen. Viele Ideen werden in den Raum geworfen: etwa eine Unterschriftenaktion und Kooperation über den Main mit der ebenfalls betroffenen Gemeinde Faulbach. Außerdem wollen etliche Grünenwörter an der Gemeinderatssitzung am kommenden Montag teilnehmen, um ihren Unmut kundzutun.

Zuvor gab es in der Sitzung noch Informationen zu andere Themen. Ortsvorsteher Ludwig Oberdorf teilte mit, dass die Kinderzahlen des evangelischen Kindergartens mit rund 20 Kindern in den nächsten Jahren stabil bleiben werde und die Einrichtung damit nicht in ihrem Bestand gefährdet sei. Außerdem verwies er auf die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung an Werktagen zwischen 0.30 Uhr und 3.30 Uhr.

Der Rat gab bekannt, dass in nichtöffentlicher Sitzung der Umnutzung der Räume im Mehrzweckgebäude zugestimmt wurde. Hintergrund ist, dass der Kindergarten während einer Umbauzeit hier Zwischenquartier finden wird. Einem Bauantrag für die Waldstraße wurde nur bedingt zugestimmt, da der Rat betonte, man wolle zuerst kontrollieren, dass der Abstand der Bebauung zum Wald eingehalten werde.

Keine Haushaltsmittel gefordert

Für 2024 werden keine Haushaltsmittel angefordert, da die Mittel aus dem Anforderungs-Katalog bereits 2023 umgesetzt werden können. Hier handelt es sich zum einen um die bereits erfolgte neue Schotterung des Kirchenpfädles. Klein freute sich, dass hierdurch die Sicherheit auf dem viel benutzten Weg wieder gewährleistet sei.

Außerdem wird das Material zur Renovierung der Schutzhütte unterhalb des alten Steinbruchs bereitgestellt. Zur Umsetzung der Maßnahme hat sich der Verein „Hier bei uns“ bereiterklärt, wie dessen Vorsitzender René Frohburg erklärte. Er lud außerdem zum offenen Vereinsstammtisch am 11. November ein.

Der Ortschaftsrat äußerte den Wunsch, die während Corona eingerichtete Nachbarschaftshilfe zu einer Dauereinrichtung zu machen und hofft auf die Unterstützung der Grünenwörter Bevölkerung.

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