Bürgerversammlung in Nassig

Thema Windkraft beschäftigte in Nassig viele Wertheimer

Von 
Birger-Daniel Grein
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Über das Ergebnis der Untersuchung der Gemarkung Wertheim hinsichtlich mögicher Windkraftvorrangflächen wurde bei der Bürgerversammlung in Nassig auch mit dieser Karte informiert. © Stadt Wertheim

Nassig. Seine Stellungnahme zu den Suchräumen für die Festlegung von Windkraftvorranggebieten will der Wertheimer Gemeinderat am 25. September beschließen. Darin mit Einfließen sollen die bei drei Bürgerversammlungen zum Thema gesammelten Anregungen. Die erste Veranstaltung dazu fand am Montag in der Wildbachhalle Nassig statt. Daran nahmen Interessierte aus zahlreichen Ortschaften der Kreisstadt teil.

Moderiert wurde der Abend von Dr. Christoph Ewen vom Forum Energiedialog, das den Prozess in den Kommunen neutral beratend begleitet. Er betonte, es sei wichtig, offen zu reden. Deutlich gemacht wurde in der Veranstaltung aber auch, es gehe nicht mehr um die Frage, ob mehr Windkraftanlagen kommen, sondern wo und wie. Stefanie Leuchs vom Referat Stadtplanung ging auf das aktuelle Verfahren ein.

Die Stadt kann bis 29. September zu den Suchräumen Stellung nehmen. Bis Ende September 2025 müssen mindestens 1,8 Prozent der Fläche des Regionalverbands als Vorrangflächen für Windkraft ausgewiesen werden. Gelingt dies nicht, können Betreiber für alle Flächen Anträge zum Bau von Windkraftanlagen stellen, über die nach geltenden Schutzrechten einzeln entschieden wird. Hier sehen viele die Gefahr der „Verspargelung der Landschaft“.

Stadtbaumeister Armin Dattler stellte die Suchraumkarte des Regionalverbunds vor. Die größten Gebiete ohne rechtliches Konfliktpotenzial fänden sich auf den Gemarkungen Wertheim, Freudenberg und Külsheim. „Wir müssen wohl mehr als 1,8 Prozent ausweisen, damit das Gesamtziel erreicht werden kann, da es andere Kommunen im Regionalverband nicht können“, verwies er auf die Verdichtungsräume. Ein zentraler Punkt für die Definition der Suchräume sei die Windhäufigkeit. Die Stadt Wertheim habe eigene Kriterien für Flächen erarbeitet, die als Windvorranggebiete denkbar sind. Diese habe man auf die Suchräume angewandt. So wurden Flächen herausgefiltert, die man dem Gemeinderat für seine Stellungnahme vorschlagen möchte.

So sollen die Flächen mindestens 1250 Meter von der Siedlungsfläche entfernt sein. Nach Aussage verschiedener Projektierer sei es bei einem Abstand von 1000 Metern gut möglich, die Auflagen etwa zum Schallschutz zu erfüllen. Die weiteren 250 Meter dienten dazu, noch Potenzial für die Ausweisung von Neubaugebieten in Richtung der Windkraftanlagen zu haben. Der Regionalverband sehe einen Abstand von 750 bis 780 Metern zu Siedlungsflächen vor, ergänzte Dattler.

Weiter sollen einzelne Vorrangflächen mindestens 50 Hektar groß sein und diese sich so verteilen, dass keine Überlastung in der Landschaft entsteht. Daher wäre ein zwischen ihnen ein Abstand von mindestens fünf Kilometern nötig.

Überlagere man diese Anforderungen mit den Suchräumen des Regionalverbands kommen laut Dattler mehrere Flächen in Betracht. Dazu zählen die bereits rechtskräftigen Flächen für Windkraft in Dertingen und Höhefeld.

Neu hinzu kommen unter anderem Areale bei Dörlesberg, angeschmiegt an die Külsheimer Gemarkungsgrenze. Entstehe auf Külsheimer Gebiet bei der Grenze ein großer Windpark, mache es für den Betrachter keinen Unterschied, ob weitere Anlagen auf dortigem Wertheimer Gebiet stehen. Zudem sei die Fläche Wunsch des Ortschaftsrats Dörlesberg gewesen.

Die größte und auch am weitesten von den Ortschaften entfernte Fläche sei der Schenkenwald bei Nassig. „Die Bereiche wurden nach unseren Ausschlusskriterien festgelegt“, so Dattler. Die so ermittelten Flächen entsprechen laut Stadtbaumeister 5,1 Prozent der Wertheimer Gemarkungsfläche. Sie könnte man für regional bedeutsame Windkraftanlagen zur Verfügung stellen.

Mögliche Verteilung

Wie viele Anlagen auf den Flächen stehen könnten, hänge von verschiedenen Faktoren ab. Insgesamt wären es etwa 33 auf dem gesamten Gemarkungsgebiet. Maximal denkbar wären im Schenkenwald 15, bei Dertingen fünf, in Höhefeld fünf bis sechs neue Anlagen (Ersatz der bisherigen) und sechs bis sieben bei Dörlesberg. Diesen Vorschlag wolle man bei den Bürgerversammlungen zur Diskussion stellen und dem Gemeinderat für die Stellungnahme vorschlagen, so Dattler: „Die letztendliche Entscheidung liegt aber beim Regionalverband.“ Man sei aber gut beraten, nach schlüssigen Kriterien eine Stellungnahme abzugeben. „Was der Regionalverband daraus macht, ist offen.“

Zur möglichen Lage der Anlagen erklärte er, nehme man 1250 Meter Abstand zu den Siedlungsflächen ernst, lägen die meisten Flächen in Waldgebieten. „Eine Umsetzung nur im Offenland ist bei diesem Abstand nicht möglich.“

Nassigs Ortsvorsteher Volker Mohr freute sich über das große Interesse an der Bürgerversammlung. Man wolle einen gerechten Ausgleich zwischen den Regionen für die Fläche, bekräftigte er eine Forderung des Ortschaftsrats. Wie dieser konkret aussehen kann, sei noch offen. Es sei wichtig, dem Regionalverband eine für die Anwohner verträgliche Lösung anzubieten.

Auf Nachfrage erklärte Dattler, die 1,8 Prozent Fläche gelten nur für Windkraft. Eine Anrechnung von Freiflächen-Fotovoltaik darauf sei nicht möglich.

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