Wirtschaft

Globale Schwäche bremst Kurtz Ersa aus

Weltweit schwächelnde Märkte bremsen das Wachstum bei Kurtz Ersa. Nachhaltigkeitsziele werden früher als erwartet erreicht. Gesucht wird ein neuer Chef.

Von 
Gerd Weimer
Lesedauer: 
Rainer Kurtz (rechts), ab Januar Beiratsvorsitzender, und Kurtz-Ersa-Übergangschef Thomas Mühleck. © Gerd Weimer

Wertheim/Wiebelbach.

Eigentlich war geplant, die Umsatzerlöse für 2023 in Richtung 400 Millionen Euro zu steigern. Aber auch eine Seitwärtsbewegung hatte man bei Kurtz Ersa einkalkuliert. Unterm Strich stehen jetzt gut 340 Millionen Euro. Zwanzig Millionen Euro weniger als im vergangenen Jahr.

Laut Konzernchef Thomas Mühleck, der die Funktion nach dem überraschenden Weggang von Ralph Knecht im Oktober interimsmäßig übernommen hat, ist dieser leichte Abwärtstrend auf die schwächelnden Märkte weltweit zurückzuführen: „Die Abkühlung in China Anfang des Jahres hat sich global fortgesetzt“, erläuterte Mühleck beim Jahrespressegespräch.

Die Geschäfte bei Kurtz Ersa liefen schlechter als erwartet. Der Konzern verbuchte allerdings das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte. © Kurtz Ersa

Größter Arbeitgeber der Wertheimer Wirtschaftsregion weiterhin finanziell gut aufgestellt

Auch im weiteren Verlauf sei „keine konjunkturelle Stabilität“ eingetreten. Mit den unter diesen schwierigen Umständen erzielten Erlösen sei es „das zweitbeste Jahr“ der Unternehmensgeschichte geworden, ist Mühleck trotzdem zufrieden.

Sehen lassen kann sich abermals die gestiegene Eigenkapitalquote: Sie beträgt 60 Prozent und liegt damit weit über dem Branchendurchschnitt von etwa 36 Prozent. Der größte Arbeitgeber in der Wertheimer Wirtschaftsregion steht also weiterhin auf finanziell gesunden Beinen und ist nicht auf Gedeih und Verderb auf Kreditinstitute angewiesen.

Mühleck verfolgt eine eigene Finanzierungsstrategie, wie er sagt: „Ich gehe alle fünf Jahre zu den Banken und sage: ,Ich benötige Euer Geld eigentlich gar nicht. Gebt mir so viel, wie Ihr wollt.’ Wir legen das Geld dann an und verwenden es, wenn wir ein Unternehmen erwerben wollen oder Material benötigen. Unser Ziel ist maximale unternehmerische Freiheit.“

Mehr zum Thema

Großveranstaltung

Kurtz-Ersa-Konzern öffnete Türen an allen Standorten in Bestenheid, auf dem Reinhardshof und in Wiebelbach

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Trennung

Ralph Knecht verlässt Kurtz-Ersa

Veröffentlicht
Von
Gerd Weimer
Mehr erfahren
Weniger Emissionen

Kurtz-Ersa-Projekt erfolgreich

Veröffentlicht
Mehr erfahren

1650 Beschäftigte bei Kurtz Esra

Weltweit sind bei Kurtz Ersa 1650 Leute beschäftigt, davon in Deutschland 1150, rund 1000 in Bestenheid, Wiebelbach und dem Reinhardshof. 138 neue Stellen seien im laufenden Jahr an den hiesigen Standorten besetzt worden.

Die Personalabteilung ist weiter auf der Suche nach neuen Mitarbeitern: 138 Positionen sind derzeit vakant, vor allem in den Breichen Entwicklung, Software und Digitalisierung, so Thomas Mühleck. Im Sommer habe man 40 Azubis angeheuert – und damit „nahezu alle Stellen“ besetzt.

Für die nächste Ausbildungsrunde stehen 69 Plätze zur Verfügung. Die konzerneigene Fortbildungsstätte „Hammer-Academy“ ist ausgelastet. Im laufenden Jahr fanden dort laut Mühleck über 2000 Schulungen statt.

Der Geschäftsbereich Automation werde im nächsten Jahr am stärksten wachsen (60 bis 70 Prozent) – sowohl am Standort Reinhardshof als auch bei Schiller auf der schwäbischen Alb. Kurtz Ersa hatte das Unternehmen vor zwei Jahren erworben. Es agiere weiterhin weitgehend unabhängig. Zur Stärkung des Geschäftsbereichs sei man auf der Suche nach weiteren Betrieben.

Mit etlichen Innovationen in den anderen Geschäftsbereichen sei der Konzern auf den Messen erfolgreich gewesen, insbesondere mit den Produkten der Lötmaschinensparte, wo die Konnektivität eine immer größere Rolle spielt.

Personelle Veränderungen bei Kurtz Ersa

Bei Kurtz Ersa gab es 2023 einige personelle Veränderungen: Ulrich Bühlmann führt den Geschäftsbereich Moulding Machines (Spritzgießmaschinen). Astrid Rota leitet den Bereich 3D-Metalldruck.

Aus dem Beirat scheiden Bernhard und Walter Kurtz nach 14 Jahren aus. Ihre Töchter Carolin und Magdalena Kurtz rücken nach.

Der Vorsitzende, Dietmar Straub, verlässt ebenfalls das Gremium. Rainer Kurtz übernimmt das Amt ab 1. Januar.

Der Generationenübergang im Gesellschafterkreis ist vollzogen. Er besteht aus zehn Gesellschaftern, die der Familie entstammen. In dem neu gebildeten Familienrat sind Vincent und Eva-Maria Kurtz vertreten.

Für den Posten des Konzernchefs wird derzeit „in aller Ruhe“ jemand gesucht. Finanzchef Thomas Mühleck, der die Position vorübergehend einnimmt, soll wieder vollumfänglich seine ursprünglichen Aufgaben wahrnehmen können. „Wir wollen ihn nicht verschleißen“, sagt Rainer Kurtz.

„Weil wir sehr technisch unterwegs sind“ soll der neue Chef ein Ingenieur sein, der die „Truppe so führen kann, wie wir es gewohnt sind“, so Kurtz. wei

Kurtz Esra: Neue Fabrik in Mexiko geplant

Der Bereich 3D-Metalldruck soll den Kinderschuhen entwachsen. 23 Mitarbeiter sind laut Rainer Kurtz dort beschäftigt – vor allem in der Entwicklung. Kurtz sieht hohes Potenzial in der Technologie, weil sie Vorteile gegenüber etablierten Fertigungsverfahren biete. Als Maschinenbauer könne man sich Anteile auf dem Markt erobern. Nach drei bis vier Jahren weiterer Aufbauarbeit erwarte man Erfolg in dem neuen Geschäftsfeld. International baut Kurtz Ersa seine Standorte aus. In Mexiko, nahe der Grenze zu den USA, geht im April nächsten Jahres eine neue Produktionsstätte für Lötmaschinen an den Start.

Eigener Solarstrom und CO2-neutrales Arbeiten

Damit wolle man das Wachstum in Nord- und Südamerika stärken, so Thomas Mühleck. Der Konzern komme damit Wünschen der Kunden entgegen, die eine Vor-Ort-Betreuung schätzen. Indien, ein Markt mit großem Potenzial, wird jetzt von einem Büro in Bangalore aus betreut, wo zwölf Mitarbeiter beschäftigt sind.

Die selbst gesteckten Ziele beim Thema Nachhaltigkeit würden früher erreicht als geplant. Bereits 2026 könne man CO2-neutral arbeiten.

Die Standorte werden mit 100 Prozent Ökostrom versorgt. Drei PV-Anlagen sollen 2024 rund 1,5 Gigawattstunden Strom erzeugen. „Damit decken wir rund 40 Prozent unseres Bedarfs an den Wertheimer und Kreuzwertheimer Standorten“, so Thomas Mühleck.

Prognosen für das nächste Jahr seien schwierig zu erstellen. Es gebe weiter Unsicherheiten wegen politischer Risiken. Der angespannte Arbeitsmarkt sei ein Wachstumshemmer. Bestenfalls rechnet Mühleck mit einem Wachstum von zehn Prozent.

Redaktion Reporter Wertheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke