Main-Tauber-Kreis. Sechs Brücken im Main-Tauber-Kreis sollten, wenn es nach dem Straßenbauamt gehen würde, ein Geländer bekommen. Als Grund gab das Landratsamt – teilweise nachvollziehbar – fehlende Verkehrssicherheit an. Besonderer Widerstand regte sich jedoch sowohl in Gamburg als auch in Reichholzheim.
Die Brücken wurden 1772 und 1776 gebaut, stehen unter Denkmalschutz und sind ortsbildprägend. Gerne werden sie auch als Fotomotive in Tourismus-Prospekten des Landkreises für Werbezwecke verwendet. Auch diese historischen Brücken sollten ein Geländer bekommen, dass durchaus zwischen 40 und 60 Zentimeter hoch sein müsste, um eine Gesamthöhe von 1,30 Meter zu erreichen.
Das stieß auf Protest: In Gamburg fand man sich zu einem Flashmob zusammen. In Reicholzheim hieß das Motto am vergangenen Sonntag „Wein und Brückenschlag“. Beide Male trafen sich die Gegner der Bauvorhaben, um Informationen auszutauschen und vor allem auch Unterschriften für Petitionen zu sammeln (wir berichteten).
Das Moratorium
Nachdem das Landratsamt am Sonntag, 26. Mai, ein Moratorium verabschiedet hatte, in dem alle diesbezüglichen Bauvorhaben auf Eis gelegt und gleichzeitig Gespräche mit den Bürgern angeregt wurden, kam am Mittwochmittag noch weiter Bewegung in die Sache.
Am Vormittag hatten sich Landrat Christoph Schauder und Reicholzheims früherer Ortsvorsteher Rolf Sommer zu einem Gespräch getroffen. Sommer wollte mit Nachdruck auf die Bedeutung der Brücken und ihres historischen Anblicks hinweisen. Argumente wie „Bestandsschutz von Baudenkmälern“ oder „Brücken als gern genutzte Fotomotive“ sowie „Ungleichbehandlung aller historischen Brücken im Landkreis“ hatte er sich schon zurechtgelegt.
„Es war wirklich ein sehr konstruktives Gespräch in sehr freundlicher Atmosphäre. Wir haben alle Gesichtspunkte erörtert, die für die sechs Brücken in Frage kommen“, sagte Rolf Sommer am Nachmittag gegenüber den Fränkischen Nachrichten.
Der entscheidende Satz
Die Referentin des Landrats, Aylin Wahl, bestätigte dies. Um 12.30 Uhr kam dann von ihr der entscheidende Satz: „Das Landratsamt strebt nun eine Lösung an, welche die Ausnahme von der gesetzlichen Regelung für die prägenden Brücken im Taubertal beinhaltet.“
Die Freude darüber ist bei Gamburger und Reicholzheimer Bürgern gleichermaßen groß. „Wir freuen uns, dass das Landratsamt die Entscheidung getroffen hat, die Brücken nicht mit einem Geländer zu versehen. Wir hoffen, dass sie nun in dem Zustand bleiben, wie sie jetzt sind. Natürlich hätte man sich gefreut, wenn schon im Vorfeld eine Diskussion mit den Bürgern in den betroffenen Orten geführt worden wäre. Dann hätte man sich den Ärger für alle Beteiligten ersparen können.“
Gamburgs Ortsvorsteher Roland Johannes kann es noch immer kaum glauben: „Das Ergebnis freut mich und alle Gamburger wirklich sehr. Dazu muss man sagen: Es ist auch zustande gekommen, weil die Bürger sich aktiv gegen das Bauvorhaben gestellt haben.“
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Vorschlag aus Gamburg