Das Wort „protestieren“ bedeutet, eine Forderung oder einen Vorschlag zurückweisen. Laut Duden ist es ein „schwaches Verb“. Doch wie viel Stärke und Kraft hinter diesem Wort steckt, das bewiesen am Pfingstsonntag gut knapp 250 Menschen auf der historischen Brücke in Gamburg. Sie alle waren gekommen, um ihren Unmut über das vom Landratsamt geplante Geländer auf der 1776 erbauten Brücke zum Ausdruck zu bringen.
Es ist natürlich klar, dass dieses Projekt grundsätzlich keine böswillige Absicht in sich trägt. Und sicher haben auch die meisten Menschen Verständnis dafür, dass Beamte einiges umsetzen müssen, was nicht überall auf Zustimmung stößt, vor allem dann, wenn es vom normalen Menschenverstand als aberwitzig erachtet wird. Man versteht auch, dass sich die Mitarbeiter der Landkreisverwaltung an Recht und Vorschrift halten müssen.
Doch warum werden einige Vorhaben immer nur mit der pragmatischsten und in der Regel günstigsten und am wenigsten attraktiven Lösung umsetzt? Wirft man tatsächlich aus Kostengründen meist den ästhetischen Gesichtspunkt über Bord?
Zugegeben, bis jetzt hat noch niemand den beim Landesdenkmalamt eingereichten Entwurf für das Geländer gesehen. Doch wenn das Stuttgarter Amt um Überarbeitung bittet, kann man sich lebhaft vorstellen, wie dieser Entwurf für das Geländer ausgesehen hat.
Ein guter Vorschlag für die Überarbeitung kam am Sonntag aus der Mitte der Demonstrierenden: den Fußweg abtragen – so gewinnt man 15 Zentimeter und von der ortsansässigen Firma Hofmann Naturstein GmbH eine weitere Reihe Sandstein aufsetzen lassen. Das international führende Unternehmen in Sachen Natursteinfassaden (siehe Humboldt-Forum in Berlin oder das Museum of Natural History in New York) ist sicher in der Lage, der Brücke einen optischen Aufbau so zu verpassen, dass der am Ende aussieht, als würde er seit 1776 existieren.
Übrigens waren unter den Demonstranten auch Menschen, die sich Gamburg und dem Thema verbunden fühlen. Ihr Verhalten sollte Vorbild für die Kommunen sein, deren Tauberbrücken auch nicht die vorgeschrieben 90 Zentimeter Brüstungshöhe erreichen.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Vorschlag aus Gamburg
Heike Barowski zum geplanten Geländer auf der Gamburger Brücke