Moratorium

Bürgerproteste in Gamburg und Reicholzheim stoppen vorerst den Bau von Brückengeländern

Aufbegehren der Menschen in der Region bewirken Reaktion beim Landratsamt. Zusammenarbeit angekündigt

Von 
Heike Barowski
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Die aus dem Jahr 1776 stammende Brücke in Gamburg sollte aus Sicherungsgründen ein Geländer erhalten. Weil sich die Bürger wehrten, kam es nun anders. © Barowski

Main-Tauber-Kreis. Das Straßenbauamt des Main-Tauber-Kreises plante an sechs Brücken im Kreis aus sicherheits-technischen Gründen das Anbringen von Geländern. Dabei handelt es sich teilweise um historische Brücken, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaut wurden und ortsbildprägend sind. So stehen beispielsweise die Brücken über die Tauber in Gamburg und in Reichholzheim unter Denkmalschutz.

Die betroffenen Brücken

Ein Geländer als verkehrssichernde Maßnahme sollten folgende Brücken im Kreis erhalten: die Nassauerbachbrücke in Schäftersheim, die Aschbachbrücke und die Höllwegklingenbrücke in Rüsselhausen, die Tauberbrücke in Reicholzheim, die Tauberbrücke in Gamburg und die Welzbachbrücke in Wenkheim. Nach Bekanntwerden der Pläne regte sich heftiger Widerstand in Reicholzheim und Gamburg (wir berichteten).

Kommentar Es ist nur ein Teilerfolg

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Am Sonntagvormittag nun erreichte die Fränkischen Nachrichten folgende Pressemitteilung aus dem Landratsamt: „Das Straßenbauamt hat am Wochenende nunmehr ein umfassendes Projektmoratorium für alle Maßnahmen beschlossen. Das Moratorium schafft die Möglichkeit, nochmals in Ruhe Alternativen zu prüfen und vor Ort Aufklärungsarbeit zu leisten.“

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Markus Metz, Straßenbauamtsleiter beim Landratsamt Main-Tauber-Kreis: „Wir begrüßen das große bürgerschaftliche Engagement und nehmen die Bedenken der Bevölkerung sehr ernst. Die historischen Brücken sind prägend für das Landschaftsbild im Main-Tauber-Kreis. Aus diesem Grund werden die Planung und die Umsetzung bei allen Maßnahmen bis auf Weiteres gestoppt. Gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege suchen wir jetzt nochmals nach Alternativlösungen, die sowohl der Verkehrssicherungspflicht als auch dem Wunsch der Bürger Rechnung tragen und mit dem Denkmalschutz vereinbar sind. Zudem muss eine solche Lösung auch den haftungsrechtlichen Fragestellungen genügen. Des Weiteren werden wir gezielte Aufklärungsarbeit vor Ort betreiben. Niemand braucht also Sorge zu haben, dass in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Fakten geschaffen werden.“ In der Pressemitteilung betonte Metz noch einmal ausdrücklich: „Das Straßenbauamt ist verpflichtet, gesetzliche Vorgaben zur Verkehrssicherungspflicht umzusetzen. Gleichwohl drücken wir jetzt die ,Reset-Taste’, weil es uns wichtig ist, die Bevölkerung bei unserem Handeln mitzunehmen.“

Erste Reaktionen

Den Reicholzheimer Ortsvorsteher Sebastian Sturm erreichte diese Nachricht am Sonntagmittag im Urlaub. „Wir freuen uns natürlich darüber, dass das Straßenbauamt einlenkt, und hoffen, dass die Bürger bei zukünftigen Planungen wirklich mitgenommen werden – sie ihre Sorgen und Bedenken äußern können und diese ernst genommen werden“, so Sturm.

Auch bei Werbachs Bürgermeister Georg Wyrwoll ist die Freude groß. „Die Rückstellung der Maßnahmen an der historischen Tauberbrücke zeigt, wie erfolgreich bürgerschaftliches Engagement und behördliche Zusammenarbeit sein können.“ Wyrwolls ausdrücklicher Dank galt den engagierten Bürgern, Ortsvorsteher Roland Johannes und der Presse, aber auch den Menschen aus der Umgebung, die ihre Stimme erhoben haben. „Ich bin zuversichtlich – gemeinsam schaffen wir es, unser kulturelles Erbe zu schützen und gute Lösungen für die Zukunft zu finden“, so der Bürgermeister.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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