Bestenheid. Noch heute folgt er einem festen Tagesablauf: Vormittags fährt er zunächst zur Bank, um aktuelle Kontoauszüge zu holen, dann geht’s bei der Post vorbei – Briefe mitnehmen und anschließend in die Firma. Nach dem Mittagessen inspiziert er die Fertigung im Unternehmen. „Ich brauch’ jeden Tag meine Arbeit, meine Aufgaben“, sagt Manfred König.
Er ist noch immer geschäftsführender Gesellschafter von Wilhelm König Maschinenbau und König-mtm und wird am Mittwoch 90 Jahre alt.
Als er mit seiner Schwester und den Eltern nach Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg aus seiner zerstörten Geburtsstadt Mannheim floh, ist der junge Bub froh, dem Inferno zu entkommen. „Nachbarskinder, mit denen ich in die Schule ging, waren plötzlich tot.“
Nach einer Zwischenstation führt der Weg der Familie nach Wertheim. Seine Mutter stammt aus der Main-Tauber-Stadt. Bei deren Eltern, Anna und Johann Daubenschmid, finden sie in Alt-Bestenheid Unterschlupf. „Hier gab’s was zu essen, und wir konnten unterm Dach schlafen.“
In einer Scheune begonnen
Im Grunde ist es diesem Umstand zu verdanken, dass in Wertheim ein Maschinenbauunternehmen entstand, das langsam aber stetig wuchs und heute 244 Mitarbeiter beschäftigt. Vater Wilhelm König, ausgebildet beim legendären Mannheimer Landmaschinenhersteller Lanz, gründet eine Schlosserei, repariert in der Scheune seiner Schwiegerleute Gerätschaften der Landwirte und Handwerksmaschinen aller Art. Sein erster Lehrling: Manfred König.
Mit dem Aufbau der Bestenheider Glashütte kommt der erste Wachstumsschub für den kleinen Schlosserei-Betrieb. König liefert mechanische Komponenten für Maschinen und Glasformen. Unter den ersten Mitarbeitern ist Alfred Zippe, der 1951 sein ursprünglich in Böhmen ansässiges Unternehmen in Bestenheid erneut aufbaute.
Als die Anfragen aus dem Glaswerk weniger werden, füllt Rexroth die Auftragsbücher. König liefert Fleischereimaschinen. Die erste Drehbank stellt das Lohrer Unternehmen zur Verfügung. „Die haben wir dann mit Arbeit abbezahlt“, erzählt Manfred König, der mit 24 Jahren seine Meisterprüfung macht. Arbeit ist das Kapital des Betriebs, finanzielle Mittel für Investitionen sind nicht vorhanden. Heute ist das Unternehmen nicht mehr auf Fremdmittel angewiesen. Es finanziert sich aus sich heraus. „Das Geld muss erst verdient werden, bevor man es ausgibt“, so Manfred König.
Die Geschäftsbeziehung zu Rexroth, heute Bosch-Rexroth, ist das Fundament der Erfolgsgeschichte von König. Als verlängerte Werkbank liefert der Bestenheider Betrieb nun hydraulische Komponenten wie Ventile nach Lohr, später auch zu Liebherr in die Schweiz und erwirtschaftet damit noch heute einen guten Teil seines Geschäftsvolumens.
Die Scheune hat längst ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Im „neuen“ Bestenheid, in der Königsberger Straße, errichtet die Firma Mitte der 1960-er Jahre eine Werkhalle – dort, wo sich heute ein Discounter befindet. Sieben Mitarbeiter sind mittlerweile an Bord. Das Gelände wurde später veräußert, nachdem der Betrieb endgültig in den Standort „Am Stammholz“ umgezogen war, um mehr Platz zu schaffen.
Unterdessen kann sich König mit eigenen Produkten ein weiteres Standbein schaffen. Manfred König entwickelt den „Königdorn“. Das hochpräzise Spannwerkzeug wird weltweit im Maschinenbau eingesetzt.
Manfred König übernimmt 1974 von seinem Vater die Geschäftsführung. Das Unternehmen wächst weiter und legt stets großen Wert auf die Ausbildung, um Fachkräfte-Nachwuchs aus den eigenen Reihen zu bekommen.
Hobby Fahrradfahren
Für das Privatleben bleibt relativ wenig Zeit. Mit seiner Frau Rosa, geborene Kronmüller, zieht er drei Kinder (Horst, Werner, Doris) groß. Horst König fungiert seit über 20 Jahren ebenfalls als Geschäftsführer des Familienunternehmens. Um sich fit zu halten, fährt Manfred König Fahrrad, wandert gerne in den Bergen. Luxushotels, die er sich bestimmt leisten kann, sind nicht sein Ding. Dann doch lieber in Berghütten „vespern“ und gemütlich zusammensitzen. Nur wenige Fernreisen unternimmt er mit seiner Frau, die 2011 starb, nach Asien. Beruflich reiste er auch in der Welt umher, beispielsweise nach Südafrika.
Seine neue Lebensgefährtin Maria Jung lernt er auf dem Friedhof kennen, sie ist ebenfalls verwitwet. „Das war das Beste, was mir passieren konnte“, freut er sich heute. Seinen Geburtstag feiert Manfred König mit Familie (sieben Enkel und vier Urenkel gehören dazu), Freunden und der Nachbarschaft – auch frühere Leute aus der Rexroth-Zeit sind dabei. Es wird also ordentlich was los sein. Auch die FN gratulieren: Glückwunsch, Manfred König!
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