Stadtteilbeirat tagte in Bestenheid

Anlieger sollen vor Lärm geschützt werden

Verantwortliche des Entsorgungsunternehmens Remondis stellten ihre Pläne für ihr Areal am Bahnübergang vor

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Birger-Daniel Grein
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Die Firma Remondis, die die Firma Rückert übernahm, stellte ihre Pläne für ihr Areal am Bahnübergang vor. Eine hohe Lärmschutzwand soll zukünftig die Anlieger jenseits der Bahngleise vor Lärm schützen. © Grein

Bestenheid. Hauptthema der Stadtteilbeiratssitzung Bestenheid am Donnerstag waren die Pläne des Entsorgungsunternehmens Remondis an ihrem Standort in Bestenheid im Carl-Jacob-Kolb-Weg (ehemals Gelände BayWa Baucenter). Remondis hatte das Wertheimer Unternehmen Rückert gekauft.

Dirk Hörle, Geschäftsführer Remondis Nordbayern, berichtete über die Planungen. Er ist auch für den Standort Wertheim zuständig. Aktuell läuft das Genehmigungsverfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz. Zuständige Genehmigungsbehörde ist der Regierungspräsidium Stuttgart.

Hörle betonte: „Mir ist ein vernünftiger Umgang mit der Nachbarschaft ganz wichtig. Ich wünsche mir eine faire Kommunikation.“ Man wolle vor Ort bei Rückert investieren und Standort und Arbeitsplätze sichern.

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bdg
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Neben dem bestehenden Rückert-Areal mit 6000 Quadratmeter habe man das Nachbargrundstück mit weiteren 10 000 Quadratmetern erwerben können. „Der Geschäftsbetrieb wird sich nicht verändern, es werden auch nicht mehr Abfälle umgeschlagen.“ Man verteile die bisherigen Mengen und Arbeiten nur auf eine größere Fläche für besseres Arbeiten, betonte er. Weiter ging er auf Lärmschutzmaßnahmen für die Nachbaranlieger ein. Diese klagen aktuell über verstärkte Lärmbelastung, da Bewuchs auf dem Gelände entfernt wurde.

Betont wurde in der Sitzung, die endgültige Ausgestaltung des Beschriebenen ergebe sich erst in Folge der Gutachten für das Genehmigungsverfahren des Betriebs. An der Grundstücksgrenze Richtung Bahnlinie soll ein Lärmschutz entstehen. Dazu plant man nach aktuellem Stand in sechs Meter Abstand von der Grundstücksgrenze ein Bauwerk.

100 Meter lang, zwölf Meter hoch

Es handelt sich um eine etwa hundert Meter lange Wand mit zwölf Meter Höhe, darauf befindet sich ein Pultdach Richtung Hof. Unter dem Dach werden sich Container für Abfälle in loser Schüttung befinden. Die Wand wolle man ansprechend gestalten und vor sie soll ein Grünstreifen kommen, so Hörle. Im hinteren Teil des Geländes sei weiterer Platz für Container. Außerdem soll ein Gebäude mit Büro und Sanitäreinrichtungen und davor die Lkw-Waage geschaffen werden. Die Höhe von zwölf Meter der Wand sorgten bei den in der Sitzung anwesenden Anwohnern für Unverständnis.

Unverständnis bei Anwohnern

„Zwölf Meter sind eine Hausnummer“, verwies ein direkter Anlieger auf die damit blockierte Aussicht. Man sehe dann nur noch die Wand. Eine Anliegerin ergänzte, zu den zwölf Metern kämen noch eins bis 1,5 Meter Dachhöhe. Damit verliere man auch den Blick in den Spessart.

Vorgeschlagen wurde aus der Bürgerschaft, einen Vor-Ort-Termin mit Interessierten durchzuführen und dort einen Ballon auf die Höhe der Wand steigen zu lassen, so dass man sich die Höhe besser vorstellen kann.

Hörle stellte fest, er habe gehofft, dass die Leute die Wand als positiv empfinden, da sie Lärmschutz biete. Eine weitere Anliegerkritik betraf das lange Warmlaufen lassen von Lkw auf dem Gelände. Dabei werde auch viel Diesel verbraucht. Auch nach Rückkehr der Lkw würden diese noch lange laufen. Hörle betonte, das Warmlaufenlassen sei vom Unternehmen selbst nicht gewünscht. „Es wäre ökonomischer und ökologischer Horror.“ Man kläre die Thematik mit den Mitarbeitern vor Ort, sagte er zu. Weiter berichtete er, man habe bereits auf Bürgerkritik reagiert und unter anderem das Gelände umorganisiert. Auch Anwohner bestätigten, dass man auf deren Kritik reagiert habe.

Hörle betonte, in die Lärmschutzwand könne man erst investieren, wenn die Betriebsgenehmigung für das gesamte Areal vorliegt. Thomas Dankowski, Leiter Referat Bauordnungsrecht der Stadtverwaltung Wertheim, erklärte, im Rahmen des Verfahrens für die Betriebsgenehmigung müssen unter anderem Lärmschutz und Staubgutachten vorgelegt werden. Es wird im Rahmen des Verfahrens auch eine öffentliche Auslegung sowie eine öffentliche Anhörung geben (analog dem Verfahren für Johns Manville Wertheim). Auf Nachfrage sagte er, „der Bereich auf der Seite des Mühlenwegs mit der Wohnbebauung ist Mischgebiet.“ Das Gebiet auf der anderen Seite der Bahngleise, auf dem sich das Remondis-Areal befindet, sei Industrie- und Gewerbegebiet.

Auf weitere Bürgerfragen erklärte Hörle, die Abläufe beim Sammeln und Verarbeiten des angelieferten Mülls blieben wie bisher. Die Anfahrt der Lkw wolle man anders gestalten. Die Zufahrt solle zukünftig nur noch über das Gewerbegebiet und die ehemalige Zufahrt des Baumarktareals erfolgen. „Unsere Fahrer sind angewiesen durch das Gewerbegebiet zu fahren, nicht durch die Schwarzwaldstraße oder den kleinen Weg.“

Die Abholung der sortierten Abfälle erfolge durch Speditionen. Der Ladeverkehr finde auf dem gesamten Gelände statt, die Ballenpresse bleibe am bisherigen Standort. Auch für Industrie- und Gewerbegebiete gebe es Vorschriften für Emissionsschutz, wenn auch nicht so streng wie im Mischgebiet, betonte er.

„Gefahrenpotenzial überschaubar“

Eine Bürgerin fragte, was man unter „gefährlichen Abfällen“ versteht, die am Standort verarbeitet werden dürfen. Hörle sagte, das Abfallrecht entspreche europäischen Normen. Bei dieser Kategorie handle es sich beispielsweise um Altholz der Kategorie A4, wie Fenster mit bestimmten Anstrichen. Gesammelt werden auch asbesthaltige Abfälle in geschlossenen Bigbags. „Das Gefahrenpotenzial ist total überschaubar.“ Man behandle am Standort keine gefährlichen Abfälle, sondern lagere sie nur und schlage sie um. Zu den ungefährlichen Abfällen gehörten vor allem Papier, Holz, Bauschutt und Kunststoffe.

Der weitere zeitliche Verlauf des Genehmigungsverfahrens ist noch nicht absehbar. Hörle sagte zu, wieder im Stadtteilbeirat zu informieren, wenn es konkreter wird.

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