Es war keine einfache Zeit für den Gemeinderat: Pandemie, Krieg, Krisen und am Ende das Drama um die Rotkreuzklinik. OB Markus Herrera Torrez zog bei der letzten Sitzung Bilanz.
Wertheim. Arbeitsreiche und turbulente Zeiten erlebten die Mitglieder des Wertheimer Gemeinderats in den vergangenen fünf Jahren. Bei der Abschlusssitzung des Gremiums am Montagabend in der Aula des Bonhoeffer-Gymnasiums blickte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez auf die Legislaturperiode zurück und ehrte verdiente Kommunalpolitiker.
Geehrte Kommunalpolitiker aus dem Gemeinderat und den Ortschaftsräten
Bernd Hartmannsgruber (CDU) war 30 Jahre im Gemeinderat und fünf Jahre im Urpharer Ortschafstrat (1999 bis 2004). Zudem übte er in den vergangenen 20 Jahren das Amt des ersten ehrenamtlichen Stellvertreters aus. Am Montag erhielt er die Stadtmedaille in Gold, das Verdienstabzeichen des Städtetags in Gold mit Ehrennadel und die Stele des Gemeindetags.
Egon Schäfer (CDU) kann auf 25 Jahre in der Kommunalpolitik zurückblicken. Er war zehn Jahre im Gemeinderat und ab 1989 Im Ortschafstrat. 20 Jahre fungierte er als Ortsvorsteher. Schäfer erhielt die Stadtmedaille in Silber.
Richard Diehm (Grüne) saß 25 Jahre im Gemeinderat. Er bekam am Montag die Stadtmedaille in Silber, das Verdienstabzeichen des Städtetags in Silber sowie Nadel und Stele des Gemeindetags.
Patrick Schönig (SPD) war 17 Jahre im Gemeinderat. Er bekam dafür die Stadtmedaille in Silber.
Johann Vogeltanz (Freie Bürger) saß für 15 Jahre im Gemeinderat. Als Anerkennung gab es dafür die Stadtmedaille in Silber.
Marlise Teicke (Grüne) war 15 Jahre im Ortschafstrat Waldenhausen und 10 Jahre im Gemeinderat. Sie erhielt die Stadtmedaille in Silber.
David Beile (CDU) saß zehn Jahre im Gemeinderat und bekam dafür in Abwesenheit eine Urkunde und die Stadtmedaille in Bronze.
Anna-Lena Szabo (SPD) wurde vor fünf Jahren in den Gemeinderat gewählt. Sie erhielt die Stadtmedaille in Bronze.
Ekkehard Ebert (Bürgerliste) rückte vor zwei Jahren in den Gemeinderat nach. Für ihn gab es die Stadtmedaille in Bronze.
Frank Schumann (FDP) war insgesamt zehn Jahre im Gemeinderat – unterbrochen von 2014 bis 2019. Die Stadtmedaille in Bronze hatte er schon. Am Montag gab es zusätzlich noch eine Urkunde.
Auch aus den Ortschafsträten scheiden einige Mandatsträger aus. Manche waren auch im Gemeinderat.
Egon Beuschlein aus Dertingen war 1994 bis 1999 bereits Mitglied des Gremiums, von 2009 bis 2024 dann Ortsvorsteher. Im Gemeinderat saß er von 1999 bis 2019. Für sein Engagement bekam er die Stadtmedaille in Gold, das Verdienstabzeichen des Städtetags in Gold sowie eine Nadel und Stele des Gemeindetags.
Udo Schlundt (Dertingen) war 25 Jahre im Ortschaftsrat. Dafür gab es die Stadtmedaille in Silber.
Udo Schlachter war 20 Jahre Ortsvorsteher von Dörlesberg. Von 2014 bis 2020 saß er im Gemeinderät in Abwesenheit erhielt Schlacher die Stadtmedaille in Silber, das Verdienstabzeichen des Städtetags in Silber sowie Nadel und Stele des Gemeindetags.
Ludwig Oberdorf war 15 Jahre Ortsvorsteher von Grünenwört. Als Anerkennung bekam er die Stadtmedaille in Bronze.
Nils Ries (Waldenhausen) war 15 Jahre im Ortschaftsrat und fungierte von 2009 bis 2019 als Ortsvorsteher. Er bekam die Stadtmedaille in Bronze.
Matthias Roos (Höhefeld) war 15 Jahre im Ortschafstrat, davon von 2009 bis 2019 Ortsvorsteher. Er erhielt die Stadtmedaille in Bronze.
Volker Mohr fungierte zehn Jahre als Ortsvorsteher in Nassig. Er erhielt die Stadtmedaille in Bronze.
Frank Helm war fünf Jahre Mitglied des Ortschaftsrats Dietenhan und seit Juni 2021 Ortsvorsteher. Er erhielt in Abwesenheit die Stadtmedaille in Bronze.
Ines Ulsamer-Beck ist seit 2004 Mitglied des Bettinger Ortschaftsrats und ist auch wieder gewählt. Für einige Monate bekleidete sie das Amt der Ortsvorsteherin. Für 20 Jahre in der Kommunalpolitik erhielt sie das Verdienstzeichen des Städtetags in Silber sowie Nadel und Stele des Gemeindetags. wei
Der unübliche Sitzungsort wurde gewählt, weil er „hier oben auf dem Knackenberg als symbolischer Kristallisationspunkt“ betrachtet werden könne, so Herrera Torrez. Einerseits finde man hier „die größten und kostspieligsten Vorhaben in dieser Legislatur“ vor, die in der Legislaturperiode des Gremiums beraten, diskutiert, beschlossen und doch bis heute noch nicht abgeschlossen sind. Andererseits bilde er „den Ursprung für jenen kommunalpolitischen Orkan, der uns seit September letzten Jahres kontinuierlich bewegt“, spielte er auf das Drama um die Rotkreuzklinik an, das vor wenigen Tagen ein bitteres Ende nahm.
Durch schwierige Zeit navigiert
Generell sei niemals zuvor die Arbeit in Städten und Gemeinden derart von Krisen und Katastrophen beeinflusst gewesen wie in der vergangenen Legislaturperiode. Herrera Torrez erinnerte daran, dass er kurz zuvor gewählt wurde und der neue Gemeinderat nach gut einem halben Jahr mit der Corona-Pandemie konfrontiert war.
„Gemeinsam und geeint ist es uns gelungen, unsere Stadt gut durch diese unsichere und schwierige Zeit zu navigieren“, sagte das Stadtoberhaupt, das allerdings auch einen positiven Aspekt hervorhob: Der Digitalisierung der Verwaltungs- und der Ratsarbeit habe Corona einen Schub gegeben. „Wir wissen jetzt, dass und wie wir auch per Videokonferenz tagen, beraten und beschließen können, wenn das nötig sein sollte“, so der OB.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine seien Menschen aus ihrer Heimat geflohen, die von Putins Soldaten zerstört wurde und noch immer zerstört wird. „Wir haben vielen Geflüchteten ein neues Zuhause gegeben“, blickte Herrera Torrez zurück.
Die mit dem Krieg einhergehende Energiekrise habe die Abhängigkeit von globalen Märkten vor Augen geführt. Man sei zum Handeln gezwungen gewesen.
„Mit der kommunalen Wärmeplanung haben wir uns im weiten Umkreis an die Spitze der Bewegung gestellt.
Und auch die Vorbereitungen für die Erzeugung von grünem Wasserstoff vor Ort sind weit gediehen“, hielt der OB fest.
Große Erwartungshaltung
Das Insolvenzverfahren der Rotkreuzklinik, ein lokales Krisenereignis, habe gravierende Folgen für die Menschen in Wertheim und der Region. „Corona, Krieg, Geflüchtete, Energiemangel, Krankenhausinsolvenz. All dies sind Entwicklungen, die nicht im Rathaus oder Ratssaal ihren Ursprung haben und deren Lösung nicht allein durch Beschlüsse im Wertheimer Gemeinderat möglich ist“, gab Herrera Torrez zu bedenken.
Verwaltung und Kommunalpolitik hätten sich aber nie hinter dieser Tatsache versteckt. Besonders bei der Rotkreuzklinik-Insolvenz habe man gespürt, welche große Erwartungshaltung von Bürgerinnen und Bürgern, benachbarten Kommunen und den Mitarbeitenden des Krankenhauses an die Stadt gerichtet worden sei. „Unsere gemeinsame Verantwortung haben wir wahr- und angenommen, soweit uns das möglich war“, sagte das Stadtoberhaupt. Weil andere letztlich entscheiden, sei man auf die Unterstützung und Zustimmung von dritter Seite angewiesen.
Entscheidungshoheit nimmt ab
„Hoffen wir, dass wir zumindest Gebäude und Grundstück bald wieder in unseren eigenen Händen halten, um selbstbestimmt Entscheidungen treffen zu können“, blickte der OB in die Zukunft.
Man habe in den vergangenen fünf Jahren erfahren müssen, dass die kommunalpolitische Entscheidungshoheit abnehme, während gleichzeitig „die Erwartungshaltung unserer Bürgerschaft an übergeordneter politischer Ebenen zunimmt“. Das mache Kommunalpolitik „anspruchsvoller und herausfordernder.“
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