Reinhardshof. Schon von weitem sind Frank Berkenhoff, Leiter des Amts Heilbronn des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, (vb-bw) und Projektleiter Ergin Demir an ihren leuchtend gelben Westen zu erkennen. An diesem Donnerstagmorgen wollen sie gemeinsam mit dem Leiter der Außenstelle der Polizeihochschule, Richard Zorn, und Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez die Bauarbeiten an der Polizeisporthalle auf dem Reinhardshof in Augenschein nehmen.
Laut Demir wurde die Halle 1954 von der US-Armee erbaut, gehörte viele Jahre zum Ausbildungsstandort der Polizei, war als Flüchtlingsunterkunft 2015 Ort eines Brandanschlags und konnte seitdem nicht benutzt werden. Erst als Innenminister Thomas Strobl während der Besichtigung der Außenstelle in Wertheim versicherte, dass der Ausbildungsstandort über das Jahr 2023 hinweg betrieben wird, war klar, dass eine Lösung für die Turnhalle gefunden werden muss. Seit der Wiederinbetriebnahme der Polizeihochschule im Jahr 2018 mussten die Anwärter per Sonderbus zu den jeweiligen Sportstätten gefahren werden. Das Ende dieser Fahrten ist nun absehbar. Laut Berkenhoff soll 18 Monate nach Baubeginn, wenn alles normal läuft Ende August 2022, die Halle übergeben werden.
Bevor die ersten Arbeiten starten konnten, beschäftigten sich die Mitarbeiter im vb-bw mit der Abwägung zwischen Neubau und Sanierung. Neben versicherungstechnischen Sachverhalten und dem Ist-Zustand spielten die Kosten eine nicht unerhebliche Rolle. So beziffert Berkenhoff einen Neubau auf mindestens 5,6 Millionen Euro, ohne Abbruchkosten. Die Sanierung der Halle ist mit 3,66 Millionen Euro eingeplant.
Die Arbeiten
Die Arbeiten an der Halle starteten im Januar. Sowohl die Haupthalle als auch die Umkleiden und der Sanitärbereich werden energetisch saniert. Die Haupthalle erhält ein neues Trapezblechdach, das von außen gedämmt wird, ein rundumlaufendes Fensterband, neuen Boden und vieles mehr. In die ehemalige Badmintonhalle zieht ein Kraftraum ein. Der Geräteraum wird bleiben, mit diversen Verbesserungen. Im Obergeschoss wird die Technik untergebracht.
Mit großen Herausforderungen habe man auf der Baustelle bisher nicht zu kämpfen gehabt, sagt Projektleiter Egin Demir. Aufgrund der Brandschäden wurde die Hallenkonstruktion durch die Materialprüfanstalt akribisch getestet. Hier müssen ein paar wenige Teile ausgetauscht werden. Dass man auf alte Kupferrohre traf, die in Asbest gebettet waren, ist für Demir keine Überraschung. Auch in diesem Bereich wird alles auf den neuesten Stand gebracht. Der Anschluss an das Fernwärmenetz und eine neue Lüftungsanlage samt Wärmerückgewinnung und barrierefreie Zugänge stehen ebenfalls an.
Noch finden auf der Baustelle die Abrissarbeiten statt. „Bisher läuft alles nach Plan“, versichern Berkenhoff und Demir. Von Ausfällen aufgrund der Pandemie sei man bisher verschont geblieben und gehe deshalb davon aus, den Termin im August 2022 einhalten zu können.
Amt für Vermögen und Bau
Dass Amt für Vermögen und Bau Heilbronn (vb-bw) ist für die Bautätigkeit des Landes im Stadtkreis Heilbronn und in den Landkreisen Heilbronn, Hohenlohekreis, Main-Tauber-Kreis, Neckar-Odenwald-Kreis und Schwäbisch Hall zuständig. Es ist somit das flächengrößte Amt in Baden-Württemberg. Leiter des Amts Heilbronn ist seit Ende vergangenen Jahres Frank Berkenhoff.
Die Landesbetriebe insgesamt haben 2020 laut Aussage Berkenhoffs „ein Rekordjahr hingelegt“. Sie erwirtschafteten 1 Mrd. Euro Bauumsatz. Das Amt Heilbronn hat 2020 im Baubereich über 43 Millionen Euro investiert.
Derzeit betreuen die 111 Mitarbeiter des vb-bw Heilbronn 165 Projekte in einer Größenordnung zwischen 50 000 und 30 Millionen Euro, darunter die Justizvollzugsanstalt in Schwäbisch Hall, der Erweiterungsbau des Polizeipräsidiums Heilbronnund die Hochschule in Heilbronn. hei
Einer, der während des Rundgangs genau hinschaut, ist Richard Zorn, Leiter der Außenstelle der Polizeihochschule. „Wir sind mehr als zufrieden, dass wir diese Halle bekommen“, sagt er und erklärt noch einmal kurz die bisherigen Umstände für den Sportunterricht der Anwärter. Die Halle würde durchaus den Anforderungen an die Ausbildung der Polizeischüler gerecht werden, so Zorn.
„Der Umbau der Polizeischule hat auch gezeigt, wie leistungsfähig eine öffentliche Behörde ist“, lobt der Polizeidirektor die sehr gute Zusammenarbeit mit dem vb-bw. „Irgendwann, wenn wir wissen wie es bei uns läuft, wollen wir die Halle auch für Vereine öffnen. Die Stadt hat uns geholfen, also werden wir das genauso tun“, verspricht Zorn. Man wolle damit auch das Signal senden, dass sich die Polizeihochschule als Partner dieser Stadt sieht und die Halle sowohl für die Hochschule als auch für die Stadt ein guter Mosaikstein sei.
Das sieht Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez genauso und spricht von der Aufwertung des Stadtteils. Es sei von zentraler Bedeutung, dass gewisse Einrichtungen des Landes nicht nur in den Ballungsgebieten vorhanden seien, sondern über das Land verteilt sind. „Wenn wir wollen, dass wir in Baden-Württemberg gut beieinander leben und sich nicht alles konzentriert, dann ist es auch die Aufgabe des Landes, in der Fläche präsent zu sein.“
Auch Frank Berkenhoff ist dieser Meinung: „Wir sind immer froh, wenn wir in der etwas entfernteren Region von Stuttgart große Projekte umsetzen dürfen.“
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